Klartext

Ich schicke vorweg: Ich bin ein eher kirchenferner Mensch, und mein Hintergrund - eher untypisch für die Region - ist protestantisch. Ich weiß auch, dass kirchliches Handeln oder das Handeln kirchlicher Würdenträger ein schwieriges Feld für Kommentatoren ist.

Denn es geht manchem so nah, dass einige selbst Kritik an offenkundigen Missständen für unbotmäßig halten. Hier geht es nicht um einen dramatischen Missstand, aber doch um etwas, das mich - bei etwas genauerem Hinsehen - doch nachdenklich stimmt: Am Sonntag sollen in Wittlich - so die Ankündigung einer Kirchengemeinde - Bobbycars, Fahrräder, Skateboards und andere Fahrzeuge gesegnet werden. Natürlich kann man Bobbycars und Skateboards segnen. Sicher wird das bei den Beteiligten auch keine bleibenden Schäden verursachen. Es ist verständlich und an vielen Stellen begrüßenswert, dass sich die Kirchen bemühen, nahe an der Lebenswelt der Menschen zu sein. Sie müssen aber aufpassen, dass lebensweltliche Nähe nicht zur Wahllosigkeit gerät. Denn wenn nach Häusern, Autos, Motor- und Fahrrädern nun schon Bobbycars und Skateboards eigene Segnungen erhalten, warum dann nicht auch Rollatoren, Rasenmäher, Sofas, Esstische, Betten, Spaten, Computer, Herde, Spülmaschinen. Dies ist keineswegs als Witz gemeint. Die Reihe soll nur zeigen, dass etwas Besonderes, was eine Segnung ja sein soll, unendlich verallgemeinert, den Wert des Besonderen verliert. Es wirkt wahllos und damit wertlos. Das sollten die Kirchen bei ihrem durchaus löblichen Versuch, stärker Teil der Alltagswelt der Menschen zu werden, nicht vergessen. Diese und weitere Kolumnen finden Sie im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/kolumne" text="www.volksfreund.de/kolumne" class="more"%>

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