TOURISMUS

GEROLSTEIN. Sie ist noch besser (als Besuche der touristischen Höhepunkte wie Maare und geologische Fundstellen) geeignet, die Faszination der Eifel zu erkunden, ihre offensichtlichen Reize zu erkennen - eine Fahrt auf der Eifelquerbahn-Strecke.

Die charakteristische Stille, die die Region von Ballungszentren abhebt und die hier und dort auch als Verschlafenheit verunglimpft wird, ist permanenter Wegbegleiter auf der still (!!!) gelegten Nebenstrecke. Von hier aus bekommt man Ausblicke auf bekannte Dörfer und Naturszenarien, die selbst eingefleischte Kenner der Region erfreuen wie überraschen dürften. Da geht es mit Blick auf weite Täler an Hügeln und Berghängen entlang wie in der Nähe von Rockeskyll oder Hohenfels, durch Waldstücke, weite Wiesen- und Weidenflächen, von denen auch schon mal ein Greifvogel abhebt, und auch mal parallel zur Kyll (bei Pelm), in der sich die Sonne spiegelt. Und ringsherum: zartes Frühlingsgrün, das sich langsam gegen das Grau des Winters durchsetzt. Kurzum: weitgehend intakte Natur. Wären da nicht der Lavabergbau und die Windkraftanlagen, die sich der charakteristischen vulkanischen Erhebungen mehr und mehr bemächtigen und sie entweder entstellen oder dem Erdboden gleichmachen. Doch auch das gehört zur gegenwärtigen und wohl auch zukünftigen Realität in dieser ansonsten beispiellosen, vom Vulkanismus geprägten Mittelgebirgslandschaft. Man könnte es auch drastischer formulieren - wie Jörg Petry, Chef des vom Tourismus lebenden Vereins Eifelbahn: "Ich würde die Dinger (Windkraftanlagen; Anmerkung der Redaktion) am liebsten eigenhändig abreißen." Zeugen der Vergangenheit sind hingegen die Telegrafenmasten entlang Teilen der Bahnstrecke. Sie künden von Zeiten, als noch reger Bahnverkehr zwischen Gerolstein und Kaisersesch beziehungsweise Mayen herrschte. Ebenso die alten Bahnhöfe wie in Hohenfels oder Rengen: kernige Bauten aus Basaltstein, die längst privat genutzt werden, aber noch immer imposant sind. Da es heute aber die Ausnahme ist, dass etwas auf der Bahn los ist, locken die vereinzelten Züge mit Gütern oder Touristen und Ausflüglern, die etwas regelmäßiger unterwegs sind, hier und da die Anwohner aus dem Haus: Und während die Erwachsenen nur verwundert ob des längst vergessen Geglaubten dreinschauen, winken die Kinder freudig oder benachrichtigen aufgeregt und lauthals ihre Kameraden. Ansonsten aber geht's ruhig und gelassen während der Zugfahrt zu. Straßen werden auf der rund 50 Kilometer langen Tour von Gerolstein nach Kaisersesch nur vereinzelt gekreuzt, wofür der Zugbegleiter dann auch schon mal mit der Signalkelle aussteigt (wie in Daun), um die Autofahrer sanft auf das ungewohnte Treffen mit dem knallroten Schienenbus von 1953 vorzubereiten. Der hat - dank des werbewirksamen Engagements der Eifelbahner - mittlerweile schon eine Fangemeinde. So den 70-jährigen Albert Peiker aus Trier, der nach eigenem Bekunden zwei Mal im Jahr mit dem Schienenbus auf der Nebenstrecke durch die Eifel unterwegs ist: "Weil mir die Tour so gut gefällt und weil ich ein Eifel-Narr bin." Mindestens genauso begeistert von der Strecke, dem Zug und der Landschaft ist Albert Koch, der via Internet auf die Tour aufmerksam wurde. Er erzählt: "Ich bin ein Bahnfreak und noch nie mit einem Schienenbus gefahren." Also sei er mit seinem Arbeitskollegen Jos Klomberg ins Auto gestiegen und kurzerhand nach Gerolstein gefahren - von Rotterdam aus.

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