TV -INTERVIEW

Herr Kannenberg, Sie haben den Stadtmarketing-Prozess von Anfang an begleitet. Wie schätzen Sie den derzeitigen Stand ein? Kannenberg: Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass man sich in Daun dieses Themas annimmt. Natürlich könnte man mehr erreicht haben zum jetzigen Zeitpunkt. Allerdings muss man auch bedenken, dass alle, die sich engagiert haben, dies in ihrer Freizeit getan haben. Wie kann denn mehr Tempo in diesen Prozess gebracht werden? Kannenberg: Die Begleitung des Prozesses ist vom zeitlichen und finanziellen Budget her bisher nicht darauf ausgelegt gewesen, mit "Sieben-Meilen-Stiefeln" voran zu schreiten. Der etwas schleppende Verlauf ist aber von allen Beteiligten erkannt worden. Gegenmaßnahmen werden derzeit diskutiert, um in Zukunft effektiv arbeiten zu können. Hat das Stadtmarketing eine Chance, ein Instrument zur Steuerung der Zukunft der Stadt zu werden? Kannenberg: Ich glaube ja. Wenn der Prozess wirklich eine geeignete institutionalisierte Struktur - und damit auch eine Sicherstellung der Finanzierung - bekommt, wird das Stadtmarketing zum einen von dem dann hauptamtlichen Stadtmanager als auch von engagierten Bürgern sowie Geschäftsleuten getragen werden. Wie lange wird es dauern, bis es wirkliche Ergebnisse gibt? Kannenberg: Wenn die Weichen erst mal richtig gestellt sind und eine geeignete Persönlichkeit gefunden worden ist, den Prozess langfristig zu begleiten, wird es schon sehr bald ein sinnvolles Stadtmarketing geben, dass sichtbare Ergebnisse und positive Veränderungen hervorbringt. Ist Daun überhaupt groß genug für einen hauptamtlichen Citymanager? Kannenberg: Ich denke, es gibt genug zu tun, wenn man Stadtmarketing als das begreift, was es nach meinem Verständnis sein soll: Eine möglichst umfassende Analyse und Bewertung der Situation in Daun und eine daraus abgeleitete Darlegung sowohl aller derzeitigen Schwächen als auch vorhandener Zukunftspotenziale mit einer daran anschließenden Umsetzung zur Behebung der Mängel. Eine solch komplexe Aufgabe ist mit den derzeitigen Strukturen nicht erreichbar. Ein erster Schritt wurde vom Stadtbürgermeister mit der Kündigung des Vertrags mit der Verbandsgemeinde zur Forum-Verwaltung getan. Denn Veranstaltungen, wie sie im Forum geboten werden, sind wesentlicher Bestandteil für das Erscheinungsbild und die Lebensqualität in Daun und somit unverzichtbarer Bestandteil eines Stadtmarketingprozesses. Nur wenn man es schafft, solche Aspekte mit in den Gesamtprozess einzubeziehen, wird man in einer Stadt der Größenordnung Dauns sowohl genügend Aufgabenfelder für einen hauptamtlichen Stadtmanager zusammentragen als auch die finanziellen Mittel entsprechend neu kanalisieren können. Was kann ein ehrenamtlicher Citymanager leisten? Kannenberg: Ehrenamtliches Engagement ist unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Stadtmarketingprozesses. Trotzdem braucht man meiner Meinung nach zusätzlich auch jemanden, der den ganzen Tag nichts anderes tut, als sich mit der Verbesserung der Zukunftsfähigkeit der Stadt auseinander zu setzen und für die Erreichung der Ziele zu kämpfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine solche Persönlichkeit findet, die dies alles in ihrer Freizeit bewerkstelligen kann. Wie können mehr Bürger dazu bewegt werden, sich für das Stadtmarketing oder einfach nur für ihre Stadt zu engagieren? Kannenberg: Wenn die Bürger sehen, dass das Thema ernsthaft angepackt wird und es eine funktionsfähige Struktur gibt, in der sie ihre eigenen persönlichen Ideen wirklich einbringen können und danach auch Resultate sehen, dann wird das Ganze zu einem Selbstläufer. Beim Stadtmarketing geht es gerade darum, dass nicht eine hinter verschlossenen Türen erarbeitete Planung umgesetzt wird, auf die dann alle schimpfen können, wie es früher häufig üblich war und teilweise heute auch noch praktiziert wird. Hat das Stadtmarketing eine echte Zukunft in Daun? Kannenberg: Ja. Sind die Weichen erst einmal richtig gestellt, wird sich auch der Erfolg sehr schnell einstellen. Voraussetzung ist, dass jemand gefunden wird, der die Aufgaben angeht und auch die notwendigen Strukturen für eine kreative und verantwortungsvolle Arbeit bereitgestellt bekommt. Mit dieser Person und den Organisations- und Finanzstrukturen wird das Stadtmarketing stehen und fallen. Aber ich bin überzeugt, dass es nicht zum Fall kommen wird, sondern einen großen Gewinn für alle bringen wird. Mit Wilko Kannenberg sprach TV-Redakteur Stephan Sartoris

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