UNFALL

OBEREHE-STROHEICH. Bis ins Wohnzimmer: Ein mit Lebensmitteln beladener LKW mit Anhänger ist in der Nacht auf Mittwoch ins Rutschen gekommen und hat sich in ein Wohnhaus in Oberehe gebohrt. Die beiden Fahrer wurden nur leicht verletzt, der Sachschaden beträgt rund 150 000 Euro.

"Das war furchtbar heute Nacht - vor allem, wie die beiden geschrien haben: Hiiiilfe, Hiiilfe!" berichtet Renate Huberts, die direkt neben dem Haus wohnt, in das sich der Lebensmittellaster aus dem Kölner Raum hineingebohrt hat. Nicht vom Krach der Kollision sei sie geweckt worden ("Da hat es zwar gerummst, aber man wusste ja nicht, was das ist"), sondern vom anschließenden lauten Hupen, das unentwegt erklang. Und den Hilfeschreien des 29-jährigen Fahrers und seines Beifahrers. Da sei ihr klar geworden, das etwas passiert sein musste. Ihr Mann Alfred war der erste, der sich rasch angezogen hatte und im Schneetreiben zu Hilfe geeilt war - derweil hatte die Tochter die Polizei benachrichtigt. Beim Anblick der Eingeklemmten ("Den Beifahrer konnte ich erst gar nicht sehen, weil das Führerhaus total verbogen war und sich fast ganz in das Haus gebohrt hatte"), überkam Alfred Huberts ein nach eigenen Angaben ungutes Gefühl: "Das Schlimme war, dass die beiden gefleht haben ,Hol uns hier raus' man aber nichts machen konnte." Erst nachdem mit vereinten Kräften zunächst der quer stehende Anhänger abgekoppelt worden sei und der LKW mit dem großen Traktor eines Obereher Bürgers sowie einem Feuerwehrfahrzeug zumindest ein Stück zurückgezogen wurde, kamen die Hilfskräfte an die Eingeklemmten ran. Deren Bergung aber gestaltete sich problematisch. "Es hat fast eine Stunde gedauert, bis der Fahrer befreit war - so etwa um halb Vier. Beim Beifahrer war es erst um halb Sechs so weit", berichtet Augenzeuge Huberts, der den Wehrleuten aus Oberehe, Hillesheim und Walsdorf aber einen guten Job bescheinigt. "Die haben ruhig, sachlich und souverän gearbeitet." Nervös gemacht habe hingegen seine Frau, dass es so lange gedauert habe, bis die Rettungskräfte eingetroffen seien. "Die haben fast eine halbe Stunde dort eingekeilt um Hilfe gerufen, bis Feuerwehr und Notarzt kamen. Das war bei dem Schneetreiben aber auch kein Wunder", erinnert sich Renate Huberts. Während die Polizei 3.05 Uhr als Unfallzeitpunkt angibt, sagen die Huberts unisono: "Das war früher, zwischen halb und Viertel vor drei." Als der LKW am Mittwochvormittag von einem Bergungsfahrzeug mit starker Seilwinde vollends vom Unfallort weggezogen und anschließend die Stunden währende Sperrung der viel befahrenen B 421 aufgehoben wird, ist erst das gesamte Ausmaß des Schadens zu erkennen: Von dem Haus ist die komplette Wohnzimmerwand weggesprengt und auch die erste Etage durch die Wucht des Aufprall erheblich beschädigt worden. Daher wurde bereits in der Nacht die Decke mit Stützbalken gesichert. Denn: Das Haus ist akut einsturzgefährdet. Exakte Erkenntnisse über den Schaden soll ein Gutachten bringen, das von der Bauabteilung der Verbandsgemeindeverwaltung Hillesheim in Auftrag gegeben wird, wie Verwaltungsmitarbeiterin Christina Jüngling mitteilte. Ihr erster Eindruck: "Kaum vorstellbar, das da noch was zu retten ist."Während des Unfalls war keiner im Haus

Erst vor wenigen Jahren hat ein Ehepaar aus Düsseldorf-Langenfeld das Haus als Wochenend-Domizil gekauft. Und nach Angaben der Nachbarn halten sich die Besitzer auch nur am Wochenende dort auf. Renate Huberts berichtet: "Ich habe versucht, die Familie zu erreichen, konnte ihnen aber bisher nur aufs Band sprechen. Das war auf jeden Fall ein Riesenglück, dass sie nicht da waren." Glück hatten auch die beiden Insassen, wie Augenzeugen des Geschehens meinen. So Nachbarin Dorothea Kehren. Sie sagt: "Wenn der LKW etwas weiter rechts entlang gerutscht wäre, hätte es kein Halten und sicher auch kein gutes Ende gegeben." In der Tat: Direkt neben dem Haus, an dem der beladene LKW samt Hänger zum Halten gekommen ist, ist ein kleiner Hof, und dahinter geht es eine tiefe Böschung runter. Zudem mutmaßen einige Zuschauer, dass das massive Kühlaggregat auf dem Dach dafür gesorgt habe, dass sich die Fahrerkabine nicht noch weiter in das Haus hineingebohrt habe, sondern an der Zwischendecke hängen geblieben sei. "Das könnte beiden das Leben gerettet haben", sagt auch Alfred Huberts. Nach Angaben der Polizei in Daun haben für die Witterungsverhältnisse zu hohes Tempo und schlechte Bereifung auf der leicht abschüssigen und mit Schnee bedeckten Straße zu dem Unfall geführt. So waren nach Angaben der Polizei ausschließlich auf den Antriebsachsen Winterreifen, nicht aber auf den anderen Achsen. "Auf einem Reifen war so gut wie gar kein Profil mehr drauf", sagt ein Polizist. Nicht zuletzt aus diesem Grund ermittele auch die Staatsanwaltschaft Trier - wegen fahrlässiger Körperverletzung.

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