Kein Pardon für zwei neue Hausherren

Hermeskeil/Kell am See · Die Narren im Hochwald kennen auch mit den zwei neuen Bürgermeistern in Hermeskeil und Kell am See kein Erbarmen. Mathias Queck und Martin Alten mussten am Dicken Donnerstag beim Sturm auf die Rathäuser den Schlüssel rausrücken und ihre Macht abgeben. Die Ruck-Zuck\'ler setzten in Hermeskeil sogar noch einen verblüffenden Antrag obendrauf.

Hermeskeil/Kell am See. High Noon, 12 Uhr, in Hermeskeil. Der Schlips von Mathias Queck ist schon ein gutes Stück kürzer. Doch das Schlimmste steht dem neuen Stadtbürgermeister noch bevor. Da hilft\'s auch nichts, dass er sich die beiden Beigeordneten Willi Auler und Volker König als Verstärkung in den Sitzungssaal des Rathauses gerufen hat und auch Verbandsgemeindechef Michael Hülpes als Unterstützung hinzueilt.
Denn es kommt, wie es am Dicken Donnerstag kommen muss. Wenn der Karnevalsverein Ruck-Zuck zum Sturm auf die Hermeskeiler Bastion der Macht ansetzt, dann ist jeder Widerstand zwecklos. Die blau-weiße Truppe hat sich zwar verbummelt, weil es an der vorherigen Stationen in der Stadt etwas länger gedauert hat. Doch dann ist die närrische Armada da. Sie erobert im Handstreich den Saal. Die Ruck-Zuck\'ler machen es sich auf den eigentlich für die Politiker reservierten Sitzen gemütlich. Dann zwingen sie Queck zum Abdanken. Den Stadtchef scheint seine Verbannung indes nicht arg zu kratzen. "Ich gebe gern den Schlüssel weiter und bleibe trotzdem heiter", ruft er dem Prinzenpaar Florian I. und Julia I. entgegen.Ruck-Zuck will noch ein Museum


Doch war da nicht noch was? Richtig, schon am Samstag hat Queck den närrischen Majestäten bei der Ruck-Zuck-Prunksitzung gesagt, dass er ihnen gerne das Feuerwehrmuseum schenken will. Dessen Bau hat der Stadt ja bekanntlich kostenmäßig eine nicht so schöne Überraschung beschert.
Doch nun hat der Vereinsvorsitzende Jörg Hartig eine Retourkutsche parat. Die Ruck-Zuck\'ler haben eine viel bessere Idee. "Hiermit stellen wir Antrag, dass in Hermeskeil auch ein Karnevalsmuseum gebaut wird", verkündet Hartig. Queck lacht und sagt nichts weiter. Er fügt sich lieber in sein Schicksal und gibt sein Amt bis Aschermittwoch ab. Vielleicht ist bis dahin ja der verblüffende Vorschlag für noch ein Museum in der Stadt vergessen.
Und wie ergeht\'s etwas weiter westlich Martin Alten, dem neuen Chef im Keller Rathaus? Nun, ihm gewähren die närrischen Horden eine etwas längere Galgenfrist. Um 15.11 Uhr wird es dann aber auch vor dem Keller Amt ernst. Jecken aus der gesamten VG haben sich dort für eine konzertierte Aktion versammelt. Der Keller Karnevalsklub Callida ist da. Delegationen aus Schillingen, Heddert und Greimerath sind dazugestoßen. Selbst die Manderner Karnevalisten wollen Alten an den Kragen. Dabei wohnt der Mann in ihrem Dorf, war früher ihr Ortschef und regiert erst seit einem halben Jahr im Keller Rathaus.
Doch zum Auftakt der tollen Tage kennt kein echter Narr ein Pardon. Die Karawane marschiert durch die Eingangstür und zwängt sich durch den Flur in Altens Büro. Dort empfängt der Bürgermeister den Tross mit Hippie-Hemd und Narrenkappe. Er gibt also schon durch sein Outfit zu erkennen, dass er keine Gegenwehr leisten will. Dann richtet sich Alten noch mit einer kurzen Rede an die Eroberer und schließt mit den Worten: "Jetzt halte ich aber die Klapp\' und geb\' die Regentschaft ab".
Derweil ist Michael Kasel vom Manderner Karnevalsverein sogar ein wenig stolz, als er sich umschaut. Denn ins Keller Amt "ist nicht nur ein Manderner, sondern auch die moderne Technik eingezogen", sagt er anerkennend, weil er auf dem Schreibtisch einen Computer entdeckt. Altens Vorgänger Werner Angsten hat ein solches Gerät nämlich immer verschmäht. Markus Franzen fordert dann noch ganz frech, "dass der Rathausschlüssel natürlich nach Schillingen kommt". Doch dieser Vorstoß versandet im Nichts. Wie gewohnt ist es Sache des Keller Prinzenpaars, dem Bürgermeister dieses Utensil zu entreißen. Und so sind seit gestern Sascha I. und Jessika I. Besitzer des Utensils, das die Pforte zum Amt öffnet.

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