Annähernd Zustände wie im Männerchor

Daun/Gerolstein · Auch wenn es im Kreis Vulkaneifel immerhin zwei Verbandsgemeinden gibt, in denen Frauen an der Spitze der Verwaltungen stehen, so ist die Frauenquote in den Räten stark ausbaufähig. Im Kreistag ist gerade mal jeder vierte Mandatsträger eine Frau, in der VG Hillesheim ist sogar nur ein Ratsmitglied weiblich.

Daun/Gerolstein. Um die Gleichstellung der Geschlechter sprachlich auszudrücken, könnte man sich an dieser Stelle darauf verständigen, im weiteren Verlauf des Textes von Räten und Rätinnen, Mandatsträgern und Mandatsträgerinnen oder aber Vertretern und Vertreterinnen zu sprechen. So wie Politiker (und natürlich auch Politikerinnen) immer von Bürgern und Bürgerinnen sprechen.
Das alles könnte man machen. An der Situation ändern würde das allerdings nichts. Denn dass es um die politische Gleichstellung der Geschlechter in der Vulkaneifel nicht zum Besten steht, zeigt ein Blick auf die Räte des Kreises. Insgesamt 172 Sitze standen im Kreistag sowie den sechs Verbandsgemeinden bei der Wahl am 25. Mai zur Verfügung. Gerade mal 26 dieser Mandate wurden im Zuge dieser Wahl von Frauen übernommen.
Das entspricht einer Quote von rund 15 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Auf mindestens fünf von sechs Plätzen sitzt ein Mann.
Nun könnte man an dieser Stelle ergänzen, dass die Bürger den Männern offensichtlich mehr zutrauen als den Frauen und deshalb auch bevorzugt das männliche Geschlecht wählen. Doch das ist sicher nicht der Grund. Denn die Frauenquote in den Räten ist in den meisten Fällen recht nah an den Quoten der Kandidatenlisten. Beispiel dafür ist der Kreistag. Unter den 230 Kandidaten, die von CDU, SPD, FDP, Grünen, FWG und Liste Bürgerunion nominiert wurden, waren 64 Frauen, was einer Quote von 27,8 Prozent entspricht. Gewählt wurden davon zehn, sodass der Anteil der Frauen auf den 38 Plätzen des Kreistags bei 26,3 Prozent liegt.
Mit dieser Quote steht der Kreistag im Sinne der Gleichberechtigung im Übrigen ähnlich gut oder schlecht da wie die Nachbarkreise Bernkastel-Wittlich (26,2 Prozent) und Eifelkreis (23,8 Prozent). Und mit diesem Frauenanteil ist der Kreistag darüber hinaus deutlich besser aufgestellt als die Verbandsgemeinden. Denn dort sind weibliche Volksvertreter rar. Zum Teil sogar derart rar, dass man meinen könnte, das Statistische Landesamt habe sich bei seiner Bevölkerungszählung, nach welcher der Frauenanteil in der Vulkaneifel sogar knapp über dem der Männer liegt, gewaltig vertan.Zwei Bürgermeisterinnen



Lediglich sechs der 36 Ratsmitglieder (16,6 Prozent) in der VG Daun sind weiblich. In der VG Gerolstein sind es nur vier von 28 (14,3 Prozent), in der VG Obere Kyll gerade mal drei von 24 (12,5 Prozent) und in der VG Kelberg sogar nur zwei von 24 (9,1 Prozent). Am extremsten ist die Quote jedoch im Rat der VG Hillesheim. Mit Ausnahme einer Frau sitzen dort nur Männer im Rat. Eine Frau, 23 Männer. Das entspricht einem Frauenanteil von 4,2 Prozent.
Dafür ist dort aber seit gut zehn Jahren eine Frau an der Spitze der VG: Bürgermeisterin Heike Bohn (parteilos). Ebenso bekleidet auch an der Oberen Kyll eine Frau das höchste Amt: Bürgermeisterin Diane Schmitz. Dies relativiert das Verhältnis ein wenig.
Schaut man sich allerdings an, wie die Geschlechterverteilung bei den Beigeordneten, also bei den vom Rat gewählten Vertretern des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin ist, so verliert diese Relation wieder an Relevanz. Denn alle drei Beigeordneten der VG Hillesheim sind männlich. Genau wie in Kelberg, Daun, Gerolstein. Von den 21 Beigeordneten im Kreis und den fünf Verbandsgemeinden ist lediglich eine an der Oberen Kyll weiblich.Extra

In den Nachbarkreisen Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm sind mehr Frauen kommunalpolitisch aktiv als im Vulkaneifelkreis. In Bernkastel-Wittlich liegt der Anteil der Frauen im Kreistag sowie den Verbandsgemeinden, der Stadt Wittlich und der Einheitsgemeinde Morbach bei 24,1 Prozent (55 von 228). Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind in den Räten des Kreistags, der Verbandsgemeinden und der Stadt Bitburg 47 der 222 Mandate in Frauenhand, was einer Quote von 21,2 Prozent entspricht. Spitzenreiter der beiden Nachbarkreise ist der Wittlicher Stadtrat, wo immerhin neun der 32 Mitglieder (28,1 Prozent) und zudem auch einer der drei Beigeordneten weiblich sind. uheExtra

Eva Pestemer aus Kelberg-Rothenbach (Bündnis 90/Die Grünen) ist zwar schon länger in der Kommunalpolitik aktiv, im Mai aber erstmals in den Kreistag Vulkaneifel gewählt worden. Sie vermutet, dass vielen Frauen der Mut fehlt, sich in der Kommunalpolitik zu engangieren. "Das finde ich sehr schade, denn wir können das mindestens genau so gut", sagt sie. Magdalena Winter aus Pelm (CDU) sitzt seit 2004 im Kreistag Vulkaneifel, wo sie ihre dritte Wahlperiode angetreten hat. Im Vorfeld der Wahl hat sie Frauen zum politischen Engagement bewegen wollen - meist ohne Erfolg. Sie sagt: "Die meisten bleiben lieber im Hintergrund und unterstützen ihre Männer, wenn diese schon ehrenamtlich tätig sind." mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort