Auf legaler "Schatzsuche" im Ur-Meer

Was im Hillesheimer Land geduldet wird, soll ab 2010 in Gerolstein offiziell erlaubt sein: Das Buddeln nach Fossilien. Oberhalb einer stillgelegten Lavagrube zwischen der Kasselburg und dem Stadtteil Bewingen entsteht ein sogenannter Geoacker. Auf diesem ausgewiesenen Areal dürfen Kinder, Familien und Touristen nach Versteinerungen suchen.

 Peter Bitschene. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Peter Bitschene. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. Als eine krasse Kehrtwende vom bisherigen Grabungsverbot nach Fossilien sieht Peter Bitschene den geplanten Geoacker nicht. Der promovierte Geologe im Dienst der Tourist- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land erklärt: "Der Geoacker ist mit den Unesco-Richtlinien vereinbar. Wir möchten auch den Lehrauftrag in puncto Geologie erfüllen und dabei spielt das eigene Suchen nach Mineralien, Steinen und Fossilien eine wichtige Rolle." Der Geoacker gefährde das Unesco-Zertifikat und die damit verbundenen finanziellen Förderungen nicht. Zudem würden die originären Fundstellen nicht bekanntgemacht, so dass das Schützenswerte erhalten bliebe.

Oberhalb der vor 15 Jahren stillgelegten Lavagrube zwischen der Kasselburg und dem Stadtteil Bewingen soll auf einem Plateau Erdaushub von Baustellen in der Gerolsteiner Kalkmulde hingebracht werden. Bitschene: "Die Lavagrube wurde ja bereits mit Aushub renaturiert, und darin befindet sich viel vulkanisches Gestein."

Seit Jahren kursiere die Idee eines Geoackers. Jetzt sei das optimale Gelände gefunden worden. Der Geologe: "Die Lavaschichten in der Grube sind wahrscheinlich 250 000 Jahre alt. Das Schöne ist, dass rundherum wunderbare Wiesen mit toller Fauna und Flora sind. Ein Gedicht fürs Auge." Auch bietet sich den künftigen "Geo-Ackerern" ein toller Panoramablick über den Gerolsteiner Norden ins Kylltal. Das Plateau liegt 150 Höhenmeter über der Kyll. Bitschene: "Die Angebote des Geoparks werden immer häufiger gefragt. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, jährlich eine neue Attraktion zu bieten." Der Zuspruch lässt sich auch bemessen (siehe Extra).

Bei allen Erklärungen zum Vulkanismus kommt das eigene Fossilien-Graben bisher zu kurz. Bitschene: "Wir freuen uns, ab 2010 diese Forderung erfüllen zu können. Zum Geoacker werden wir ein Merkblatt herausgeben, das alles Wichtige über Steine und Fossilien enthält." Manfred Schmitz, Touristik-Chef des Hillesheimer Landes, meint: "Eine tolle Sache, dann können vielleicht auch die Touristen aus unserer Region davon profitieren." Bisher wurde in Hillesheim das Aufsuchen von Fossilien geduldet. Urzeitliche Versteinerungen sind "Bodendenkmäler", die von Privatleuten an Landesmuseen abgegeben werden müssen. Im Geoacker aber handelt es sich um Erdaushub von Baustellen.

Meinung

Clevere Idee

Der Geoacker ist nach der Neukonzeptionierung der Geo-Routen mit kürzeren und besser beschilderten Strecken ein weiterer Schritt in Richtung clevere Vermarktung des historisch-geologischen Pfunds der Vulkaneifel. Mit dem neuen Angebot stehen die Chancen gut, künftig noch mehr Familien in die Region zu locken. Denn: Wandern ist zwar schön, Kinder reizt das aber kaum. Dann schon eher, wenn nach "Schätzen" gebuddelt werden kann. Die Vulkaneifel, eine spannende Region für kleine und große Entdecker! Zum Glück haben die Verantwortlichen das nun verstanden. m.huebner@volksfreund.deExtra Der Geotourismus im Gerolsteiner Land wächst kontinuierlich. Vor allem die Angebote für Kinder boomen. 2008 kamen zu 147 geführten Geotouren 2975 (2003: 59 Touren, 1253 Gäste). Das Naturkundemuseum besuchen 100 Gruppen und 6400 Besucher im Jahr. Die Zahlen sind seit Jahren konstant.

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