Ausstieg, weil keiner einsteigt

WIESBAUM. Ernüchternde Bilanz: Gut ein halbes Jahr nach Einrichtung einer Bushaltestelle am Industrie- und Gewerbepark (IGP) in Wiesbaum ist abzusehen, dass das Angebot nicht über die Testphase hinaus verlängert wird. Nur ein Kunde nutzt das Angebot regelmäßig.

Nachdem Unternehmer des IGP lautstark die vermeintliche "Versorgungslücke" im Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) kritisiert und einige gar mit Abwanderung gedroht hatten, hat der Kreis Daun in Zusammenarbeit mit der zuständigen Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) am 1. April dieses Jahres für die Linie (Gerolstein, Hillesheim, Dollendorf, Nohn) eine zusätzliche Haltestelle am IGP eingerichtet. Vereinbart wurde zudem, dass das Angebot auf jeden Fall für eine einjährige Testphase aufrecht erhalten werden soll. Um verlässliche Daten über die Notwendigkeit des Zusatzangebots zu erhalten, wurde die RMV beauftragt, eine Statistik zu führen. Die Zwischenergebnisse sind ernüchternd: Demnach haben seit Beginn der Testphase 120 Fahrgäste das Angebot genutzt. Regelmäßig nutzte sogar nur ein Kunde das Angebot - und zwar zu unterschiedlichen Uhrzeiten zwei- bis dreimal wöchentlich. Deutlich mehr Kunden sind erforderlich

Auf die Frage, wie viele Kunden es für einen Weiterbetrieb über die Testphase hinaus sein müssten, antworteten Kreis und RMV unisono: "Auf jeden Fall deutlich mehr." Eine endgültige Entscheidung aber würde erst nach dem Ende der Testphase Ende März 2007 gefällt. Maßgeblich seien aber ausschließlich die Fahrgastzahlen, da zusätzliche Kosten (außer der längeren Fahrtzeit und dem Kraftstoff für das zusätzliche Anhalten und Abfahren) nicht entstehen. "Resonanz ist sehr enttäuschend"

Die Verantwortlichen im Hillesheimer Rathaus hatten sich für das Zusatzangebot stark gemacht. Zum einen erhofften sie sich einen zusätzlichen Service für die angesiedelten Firmen, zum anderen zusätzliche Vermarktungseffekte für noch freie Gewerbeflächen im Gebiet. Mittlerweile ist angesichts der Zahlen aber auch bei ihnen Ernüchterung eingekehrt. So sagt Stefan Mertes, Geschäftführer des in das IGP integrierten Existenzgründerzentrums Higis: "Die Resonanz ist enttäuschend." Grundsätzlich hält er eine Anbindung des IGP an das ÖPNV-Netz dennoch für notwendig. Er sagt: "Dieses Angebot ist ein Puzzlestück an Infrastruktur, die wir einfach vorhalten müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben." Weitere Komponenten seien die Nähe und somit gute Verkehrsanbindung an die A 1 - und die Daten-Autobahn via Internet und Handy. Nach eigenem Bekunden hat Mertes die Entwicklung mit Sorge beobachtet. Und bereits reagiert. Er sagt: "Wir haben einen Aufruf im Mitteilungsblatt veröffentlich und die Firmen per Mail angeschrieben und sie aufgefordert, ihre Mitarbeiter erneut auf das Angebot hinzuweisen. Eine Trendwende hat das aber offenkundig nicht gebracht."

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