Bei manchem Bild fließen Tränen

Daun/Gerolstein/Bitburg/Prüm · Schlägereien auf dem Pausenhof, Mobbing bei Facebook, Prügel zuhause, Missbrauch: Kaum ein Thema treibt junge Leute in der Eifel so sehr um wie Gewalt. Daher hat sich der Arbeitskreis Jugend Vulkaneifel besonders mit dem Thema beschäftigt und ein Schulprojekt gestartet. Wir haben mit einem der Macher gesprochen.

Daun/Gerolstein/Bitburg/Prüm. Welches Thema interessiert Jugendliche derzeit am stärksten in der Eifel? Das wollte der Arbeitskreis (AK) Jugend Vulkaneifel (siehe Extra) wissen und hat eine Umfrage unter mehr als 1600 Real- und Berufsschülern im Kreis gestartet. Das Ergebnis: Eine Mehrheit will sich mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen. Der AK hat reagiert, einen Parcours zum Thema Gewalt auf die Beine gestellt - und ist damit in siebte Klassen sowie in die Berufsbildende Schule in Gerolstein gegangen. Wir haben mit Christopher Illigen (30), seit August 2013 Schulsozialarbeiter an der Drei-Maare-Realschule plus in Daun sowie Mitorganisator des Gewaltparcours, gesprochen.
Um was geht es beim Parcours?
Christopher Illigen: Grundsätzlich geht es darum, Kinder für das Thema Gewalt zu sensibilisieren. Ihnen zu zeigen, dass Gewalt nicht erst dort beginnt, wo jemand mit einer Waffe bedroht oder zusammengeschlagen wird.
Was war Ihre Funktion?
Illigen: Ich habe den Parcours von Grund auf mit konzipiert und leite die Videostation.

Was passiert da genau?
Illigen: Ich habe zwei Clips gezeigt und mit den Schülern darüber geredet. Beim ersten ging es um Drogen und davon, wie jemand dadurch draufkommen kann. Der zweite war ein Musikclip mit einer Gewaltparodie eines Rappers. Am Schluss haben sich die Kontrahenten nicht geprügelt, sondern umarmt.

Wie läuft ein solcher Projekttag beim Gewalt-Parcours ab?
Illigen: Nach der Einführung werden die Schüler in Gruppen eingeteilt, in denen sie jede der sieben Stationen durchlaufen. Danach sprechen wir über das Erlebte. Jede Station ruft bei den Jugendlichen andere Reaktionen hervor. Man merkt, dass einige sehr betroffen sind.

Wie äußert sich das?
Illigen: Es gab Schüler und Schülerinnen, die im Laufe des Parcours (vor allem an der Fotostation) aufgeschreckt sind oder zu weinen angefangen haben. Einige haben von sich aus das vertrauliche Gespräch mit dem Betreuer gesucht. Auf andere sind wir zugegangen. Es wurde rasch klar, dass es bei manchen persönliche Gewalterfahrungen gab. Über die haben wir dann vertraulich gesprochen und Hilfemöglichkeiten angeboten.

Also eine traurige und ernste Sache, dieser Parcours?
Illigen: Wir hatten auch viel Spaß - besonders bei der Station "Schlagen nach Regeln". Dort dürfen die Schüler Frust ablassen, auch mal gegen ihre Lehrer.

Ihr Fazit?
Illigen: Wir haben die Schüler für das Thema Gewalt sensibilisiert. Wachgerüttelt. Und einigen haben wir Wege aufgezeigt, ihre Erfahrungen zu verarbeiten.

Wird der Parcours wiederholt?
Illigen: Sofern es die personellen Möglichkeiten zulassen, wollen wir ihn auch 2017 anbieten.Extra

 Schulsozialarbeiter Christopher Illigen.

Schulsozialarbeiter Christopher Illigen.

Foto: (e_gero )

Der Arbeitskreis Jugend, Sucht- und Gewaltprävention Vulkaneifel ist ein Zusammenschluss hauptamtlicher Mitarbeiter der Jugendarbeit und -hilfe. Dazu gehören unter anderem die Jugendpfleger, Mitarbeiter der Jugendhäuser und kirchlichen Jugendarbeit, die Schulsozialarbeiter, Vereine, die Polizei und andere.

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