Beruf(ung): Bauer

Marco Weber ist FDP-Direktkandidat im Landkreis Vulkaneifel bei der Landtagswahl am 27. März. Der TV besuchte ihn zu Hause auf dem Dennerthof bei Lissendorf, auf dem er aufgewachsen ist, den er 2008 mit seinem Bruder Udo vom Vater übernommen hat und wo er mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern wohnt.

Lissendorf. "Nein, ins Dorf würde ich nicht ziehen." Wer das sagt, ist kein Großstädter, dem es vor dem Leben auf dem Land graut. Im Gegenteil. Es ist gerade die Enge, die notwendige Anpassung und Rücksichtnahme, die Tatsache, eben nicht tun und lassen zu können, was man will, die Marco Weber (36) so an dem Leben auf dem Dennerthof, einem Aussiedlerhof zwischen Oberbettingen und Lissendorf, wozu er zählt, schätzt. Dort ist er aufgewachsen als Jüngster von fünf Kindern, dort hat er zum ersten Mal auf einem Traktor gesessen, mit den Tieren gespielt, sich ums Vieh gekümmert. Von dort stammt seine Familie, dort hat auch er seine Familie gegründet, dort lebt er mit seiner Frau Sylvia und seinen beiden Kindern Jakob (4) und Paula (2) - und die Eltern leben parterre. Dort ist er ins Arbeitsleben eingestiegen, dort hat er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Udo 2008 den Hof vom Vater übernommen und den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.

"Ich bin meinen Eltern und meinem Bruder, der als Betriebsnachfolger feststand, noch immer sehr dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben", sagt Marco Weber, Landwirtschaftsmeister und mit Leib und Seele dabei. 1991 hat er seine Lehre begonnen, 1994 wurde er im elterlichen Betrieb angestellt, 2004 hat er den Betrieb mit seinem Bruder gepachtet und ihn schließlich 2008 gemeinsam und zu gleichen Teilen mit ihm übernommen. Wie schwerwiegend die Entscheidung damals war, den Hof unter zwei Brüdern "aufzuteilen", macht er anhand weniger Beispiele deutlich: Der Hof wurde deutlich vergrößert, damit er auch zwei Familien ernähren kann - mit all den finanziellen Bürden und Risiken. "Vor 20 Jahren hatten wir 80 Sauen und 80 Hektar Land, heute hat sich alles verdreifacht. Bei nur einem Nachfolger wäre dieser Expansionskurs sicher nicht gefahren worden", sagt der 36-Jährige.

Die Folge: Immense Verantwortung. Denn in diesen Dimensionen geht es bei Ein- und Verkauf beispielsweise von Dünger oder Diesel nicht um ein paar Hundert Euro, sondern um fünfstellige Summen. "Wenn man da den falschen Zeitpunkt erwischt, erholt man sich Jahre nicht davon", sagt er mit ernster Miene. Überhaupt merkt man dem 36-Jährigen rasch an, dass er mit Leib und Seele Bauer ist - was heutzutage auch Manager bedeutet. Aber eben nicht nur. "Ich kenne die Bodenstruktur aller unserer Felder genau, weiß, was wann wo am besten gedeiht und wie viel Dünger braucht", stellt er ganz nüchtern fest.

Seine Frau musste das Landleben erst kennenlernen



Und während er von Kindesbeinen an weiß, was es bedeutet, Bauer zu sein, musste seine Frau Sylvia, die er seit zehn Jahren kennt und die er am 7.7. 2007 geheiratet hat, das erst lernen. "Man weiß zwar, dass man wenig Zeit füreinander hat, wenn man einen Landwirt heiratet. Aber dass es so wenig ist, hätte ich dann doch nicht gedacht. Das merkt man erst, wenn man wirklich zusammen ist", sagt seine Frau. Hinzu kommt das politische Engagement ihres Mannes. Da sieht man sich oft nur ganz kurz am Tag. Daher ist das gemeinsame Frühstück für die junge Familie Weber auch heilig. Und wenn dann wirklich mal ein Sonntag frei ist, "machen wir was zusammen". Dann geht es ab ins Schwimmbad oder in einen Vergnügungspark. "Ich weiß nur zu genau, dass meine Frau zu 90 Prozent die Erziehungsarbeit leistet", sagt der junge Familienvater. Dabei hätten sie noch Glück, denn dank der doppelten Betriebsspitze "kann man sich schon ein wenig Freizeit herausarbeiten", betont Marco Weber. "Der Bruder übernimmt dann eben mal alleine." So hat es auch schon für Kurzurlaube an die Ost- und Nordsee gereicht. Aber maximal eine Woche, "denn länger hält es mein Mann nicht aus", sagt Sylvia Weber, die mittlerweile auch wieder auf 400-Euro-Basis in ihrem Job arbeitet. Aber im nächsten Winter, da soll es klappen, da wollen sie sich einen lange gehegten Wunsch erfüllen: "Da machen wir zu viert einen Skiurlaub", sagt sie mit einem breiten Lächeln - und er grinst zu ihr hinüber.

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