Besuch schwach, Rede stark

DAUN. 44 Tage vor der Landratswahl hat die CDU des Landkreises Vulkaneifel die "heiße Phase" des Wahlkampfs eingeläutet. Beim Kreisparteitag in Daun präsentierte sich Kandidat Gordon Schnieder (31) energisch und entspannt zugleich. Mitbekommen haben das aber nur rund 80 Parteimitglieder.

Sie sind klein, weiß, hart und süß, zergehen zart auf der Zunge und geben bei Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche rasch neue Kraft. Und da die in orange-farbene Folie eingepackten Muntermacher zu Hunderten auf den Tischen liegen, liegt der Verdacht einer Marathon-Sitzung nahe. Doch das trügt. Vielmehr sind die Traubenzucker-Täfelchen mit der Aufschrift "Neue Energie für den Landkreis!" einerseits als Sinnbild für die heiße Wahlkampfphase gedacht, andererseits als praktische körperliche Unterstützung für den jungen CDU-Herausforderer Gordon Schnieder (31) und seine Gefolgsleute. Doch während sich Schnieder beim CDU-Kreisparteitag am Freitagabend in Daun vor Energie strotzend präsentierte, fehlte dem Anhang offensichtlich noch der richtige "Zug": So blieb, weil nur rund 80 Mitglieder zum Startschuss-Parteitag gekommen waren, rund die Hälfte der Plätze im Forum in Daun frei. Doch darüber verlor niemand öffentlich ein Wort, schließlich sollte Aufbruchstimmung signalisiert werden. Ebenfalls nicht ein einziges Mal fiel an diesem Abend der Name des Kontrahenten. Und dieses bewusste Umschiffen des Namens Heinz Onnertz (so heißt der Landrat nämlich) hörte es sich bisweilen gekünstelt bis komisch an - wenn ihn beispielsweise der neue CDU-Kreisvorsitzende Frank Mörsch ausschließlich als "Amtsinhaber" betitelte, Ex-Vorsitzender Herbert Schneiders ihn mit "er" ansprach und Kandidat Schnieder nur von "ihm" oder "dem anderen" redete. Doch ansonsten präsentierte sich der Herausforderer energisch und wesentlich weniger verkrampft als noch beim Nominierungsparteitag vor gut drei Monaten. Mehr noch: Schnieder verstand es, seine Zuhörer zu überzeugen, teilweise gar mitzureißen. So suchte er nun kaum mehr sein Heil im Herunterbeten von Zahlen, Daten, Fakten, Statistiken (die ohnehin kein Ottonormalbürger nachvollziehen kann), sondern gab sich rhetorisch versiert: Hier mal ein Statement auf Platt eingeflochten, dort mal ein "Boah!" zur Betonung seiner Verwunderung eingestreut. Auch gab er sich schlagfertig und humorvoll: Mit Verweis auf die Homepage seines Kontrahenten, auf der in etwa zu lesen sein soll "Keine Experimente!" rief Schnieder seinen Zuhörern zu: "Genau, das siebenjährige Experiment in unserem Landkreis muss in der Tat ein Ende haben.""Ich stehe zu zwei Gymnasien in Daun"

Zudem bezog Schnieder eindeutig Stellung. Seine zentralen Aussagen: "Mit mir wird es keine weitere Erhöhung der Kreisumlage geben", "Ich bin für mehr Krippen- und Hortplätze und eine Ausdehnung der Öffnungszeiten von 7 bis 17 Uhr", "Ich bin für flexible Arbeitszeitmodelle und werde mit der Kreisverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen", "Ich werde mich für einen Unternehmerpool stark machen, damit so noch mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden", "Einen Abbaustopp am Wartges- und Scharteberg wird es mit mir nicht geben. Im Gegenteil: Es spricht nichts gegen eine Erweiterung" sowie "Ich stehe zu zwei Gymnasien in Daun." Doch damit er seinen Worten auch Taten folgen lassen kann, bedarf es noch großer Kraftanstrengungen - dessen ist sich Schnieder bewusst. "Alleine kann ich es nicht schaffen, gemeinsam aber schon", appellierte er. Und kleine Muntermacher sind ja auch noch genügend übrig.

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