"Brauche den ganzen Zirkus nicht"

Gerolstein-Lissingen/Daun · Hans-Christian Engels, Besitzer der Oberburg in Lissingen, hat entgegen anderslautender Ankündigung bei der Zwangsversteigerung der Unterburg nicht mitgeboten. Das hat viele Prozessbeobachter überrascht. Dem TV gegenüber hat er nun angedeutet, warum.

Gerolstein-Lissingen/Daun. Der Zwangsversteigerungstermin der Unterburg Lissingen im Amtsgericht Daun Mitte Januar war gut besucht. Unter den vielen interessierten Beobachtern waren auch einige Bieter, wie sich im Lauf der Verhandlung zeigte. Nur einer, mit dem alle gerechnet hatten, kam nicht: Hans-Christian Engels, Besitzer der Oberburg in Lissingen und seit Jahren auch an der Unterburg von Noch-Besitzer Karl Grommes interessiert. Noch kurz vor dem Verhandlungstermin hatte er auf TV-Anfrage gesagt: "Ich werde erneut bieten, denn es ist natürlich mein Ziel, die Burg in Gesamtbesitz zu haben." Tat er dann aber doch nicht.
Ein paar Tage nach der Verhandlung äußert er sich gegenüber dem TV zu seiner Entscheidung - wenn auch nur andeutungsweise. Er sagt: "Wenn man bedenkt, dass wir schon wegen des kleinen Torbogens ein Jahr mit Grommes prozessiert haben und bis vors Bundesverfassungsgericht mussten, dann ist doch abzusehen, wie weit das bei der gesamten Unterburg geht. Da wird er das volle Programm fahren. Solch einen Zirkus brauche ich nicht noch mal." Und auch die Summe der seiner Meinung nach notwendigen Investitionen in der Unterburg habe ihn dann doch noch vor einem Gebot zurückschrecken lassen. Engels sagt: "Das Gebot ist gar nicht das Entscheidende. Um die Unterburg auf Vordermann zu bringen, muss man richtig das Portemonnaie aufmachen. Allein die Dächer fachgerecht zu sanieren, kostet eine Million Euro."
Letztlich habe sich bei ihm und seiner Frau Christa die Überzeugung durchgesetzt: "Wir können alles, aber wir müssen gar nichts." Ein wenig genervt klingt er auch, wenn er berichtet, "dass hier alles anruft und sagt: Engels, mach und tu!". Zudem seien "noch einige Dinge passiert", fügt er etwas kryptisch hinzu, ohne konkreter zu werden.
Bogen auf Vordermann bringen


Nun werde er sich darauf konzentrieren, die Oberburg mitsamt des neu hinzugekommenen Torbogens komplett auf Vordermann zu bringen. Auf den Torbogen samt Miethaus hatte seine Frau Christa beim ersten Zwangsversteigerungstermin 20 000 Euro geboten - und nach einem Jahr Rechtsstreit den Notarvertrag unterschrieben.
Auf die Frage, ob er eventuell einmal bereuen würde, dass er diesmal nicht auf die Burg mitgeboten hat, sagt der Burgherr: "Das weiß ich jetzt noch nicht."
Er würde es auf jeden Fall begrüßen, wenn "jetzt unten was Vernünftiges passiert". Und falls der neue Eigentümer mit ihm kooperieren wolle, "rennt er bei mir offene Türen ein". Beim Zwangsversteigerungstermin Mitte Januar hatte Horst-Günter Lipperson aus Linz am Rhein das Rennen mit einem Gebot über 250 000 Euro gemacht. Am 29. Januar wird im Amtsgericht in Daun verkündet, ob er auch den Zuschlag erhält.
Noch-Burgherr Karl Grommes kann die Burg noch behalten, wenn er bis dahin seine Rechnungen bei der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel, der Hauptgläubigerin, begleicht und die Bank zudem das Verfahren einstellt. Zur Zwangsversteigerung kam es, weil Grommes nach eigenem Bekunden der KSK 300 000 Euro und darüber hinaus dem Finanzamt eine hohe, aber nicht näher bezifferte Summe schuldete.

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