Bürger wollen keine Umgehung mehr

HILLESHEIM. Rasches Votum in Sachen Ortsumgehung: Wenn heute die Frist für Einsprüche von Bürgern gegen die so genannte Schwedenschanzen-Variante abläuft, haben zahlreiche Hillesheimer sowie einige Gewerbetreibende bereits ihr Urteil gefällt: Sie sprechen sich dafür aus, dass gar keine Umgehungsstraße gebaut wird.

 Etliche Hillesheimer wollen, dass auch künftig der Verkehr durch die Innenstadt fließt.TV-Foto: Archiv/Nils Hoffmann

Etliche Hillesheimer wollen, dass auch künftig der Verkehr durch die Innenstadt fließt.TV-Foto: Archiv/Nils Hoffmann

Theo Valerius ist in doppelter Funktion gegen eine Umgehungsstraße für Hillesheim. Zum einen ist er Vorstandsmitglied im Gewerbeverein, zum anderen ist er Sprecher von rund 200 Anwohnern entlang des Bahndamms. Die haben sich nach Offenlegung der Variante 3 (über die Schwedenschanze) in einer Unterschriftenliste gegen jegliche Umgehung für Hillesheim ausgesprochen. Sie leben in den Wohngebieten "Vor Kyllerhöhe", im "Römerweg", "Im Hundspesch" und in der Straße "Auf Buch" und wären bei Realisierung der vom Stadtrat und vom Landesbetrieb Mobilität in Gerolstein favorisierten ortsnahen Umgehungsstraße am stärksten betroffen (der TV berichtete). Heute macht sich Valerius nach eigenem Bekunden auf den Weg nach Koblenz, um besagte Liste und eine begründete Stellungnahme gegen jegliche Ortsumgehung bei der für das Verfahren zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord abzugeben. "Jede Umgehung schadet der Stadtentwicklung"

Als Hauptgrund führt Valerius an: "Alle Varianten werden der Stadtentwicklung von Hillesheim schaden, denn nicht nur die LKW, sondern auch der Ausflugsverkehr wird an Hillesheim vorbeigeleitet. Besonders betroffen sein werden dadurch der Tourismus und der Einzelhandel." Es wird befürchtet, dass der innerstädtische Einzelhandel schrumpft, "da sich der Zielverkehr aus Richtung Walsdorf, Zilsdorf, Oberehe, Rockeskyll und Betteldorf auf die Supermärkte an der Kölner Straße im nördlichen Außenbereich" konzentriere. Dort würden nämlich die ortsnahe Trasse und die Mittelvariante den Verkehr aus westlicher Richtung exakt hinleiten. Und wer dort eingekauft habe, würde nicht mehr in die Innenstadt fahren. Fazit: Das Verkehrsaufkommen derzeit sei erstens nicht so hoch wie prognostiziert, zweitens sinke es durch die Schließung des Hochwald-Werks und den Bau der A 1 weiter und sei daher zu ertragen. Gewerbevereinsvorsitzender Manfred Schmitz schlägt in die gleiche Kerbe. Auch er geht davon aus, "dass die Umsätze zurückgehen werden" und befürchtet schlimmstenfalls ein "Ausbluten der Innenstadt". Er sagt aber auch, dass die Meinung im Gewerbevereins nicht einstimmig sei: "Etwa zwei Drittel unserer Mitglieder sind gegen eine Umgehung." Ebenso wie Valerius und besagte Anwohner ist er dafür, dass der status quo beibehalten wird - aber mit einigen Auflagen. So sollte das Verkehrssplitting (große LKW müssen auf ihrem Weg nach Norden - wenn sie beladen sind - Hillesheim umfahren und dürfen nur auf dem Heimweg die Beispielstadt passieren) beibehalten, aber "besser von der Polizei überwacht" werden. Valerius führt weitere Vorschläge an: So sollte, um den Verkehrsfluss zu verbessern, die Einfahrt von der B 421 (Aachener Straße) in die L 26 (Kölner Straße) zur abknickenden Vorfahrtsstraße werden, da sich an diesem Punkt stets lange Staus ergeben. Weiterhin sollte am nördlichen Ortseingang (aus Richtung Autobahn) eine Verkehrsinsel dafür sorgen, dass die Verkehrsteilnehmer auf der langen Geraden langsamer in die Stadt fahren. Doch auch gesundheitliche Gründe werden angeführt. So sei die ortsnahe Variante über den Bahndamm für die Anwohner "absolut untragbar", da durch sie der Mensch durch Staub und vor allem Lärm am stärksten belastet werde. Daher fordern die Gegner: "Bei einer Entscheidungsfindung muss der Faktor Mensch mindestens fünffach gewichtet werden." Falls sich die SGD Nord dennoch für eine Umgehung ausspreche, sei die Schwedenschanzen-Variante unter Umständen tolerierbar. Laut Valerius müsste die Auffahrt aber 250 Meter weiter von Ort entfernt sein als bisher geplant. Während die Anwohner ihre Einwände zusammengefasst haben, hat die Stadt, die sich vor zweieinhalb Jahren einstimmig für die Bahndamm-Trasse ausgesprochen hat, noch bis Ende März Zeit. In der Sitzung am 21. März will der Stadtrat ein erneutes Votum fassen. Valerius weiß: "Für unsere Forderungen brauchen wir einen anderen Stadtratsbeschluss." Aber er ist zuversichtlich, "denn es haben schon einige Ratsmitglieder signalisiert, ihren Entschluss zu überdenken".

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