Damit junge Fachkräfte in der Eifel bleiben - Berufsschule Gerolstein wird Modellschule fürs Lernen über das Internet

Gerolstein/Daun · Nach den Sommerferien wird die Berufsschule Gerolstein eine Modellschule. In den kommenden Schuljahren werden Möglichkeiten getestet, auch Berufe mit kleineren Schülerzahlen wohnort- und ausbildungsnah zu unterrichten. Direktor Peter Karst setzt dazu auf Lernen übers Internet und neue Klassenformen.

 Lehrer Thomas Bohne mit Schülerinnen im zweiten Ausbildungsjahr: Ronja Neuerburg, Marie Olbricht, Ramona Kempchen und Sandra Hansen (von links) wollen medizinische Fachangestellte werden. TV-Foto: Christina Libeaux

Lehrer Thomas Bohne mit Schülerinnen im zweiten Ausbildungsjahr: Ronja Neuerburg, Marie Olbricht, Ramona Kempchen und Sandra Hansen (von links) wollen medizinische Fachangestellte werden. TV-Foto: Christina Libeaux

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Gerolstein/Daun. Als Modellschule hat die Berufsschule Gerolstein ein klares Ziel: Die Ausbildung in der Fläche halten. Fachkräfte sollen auch in Zukunft vor Ort ausgebildet werden, um so deren Bindung an die Region zu stärken. Denn die Erfahrung lehrt: Wer einmal weggegangen ist, der kehrt so schnell nicht in die Eifel zurück.Selbstständig arbeiten


Größtes Problem an kleinen Berufsschulen ist dabei die geforderte Klassenstärke. 16-12-12 - das sei die magische Regel, die wohl in Zukunft für Klassenstärken an Berufsschulen gelten werden, meint Peter Karst, Direktor an der Berufsbildenden Schule Gerolstein. 16 Schüler im ersten Ausbildungsjahr, jeweils zwölf im zweiten und dritten.

Um diese Zahlen in Zukunft zu erreichen, ist es nötig, pädagogisch und organisatorisch neue Wege zu gehen. Als eine von neun Modellschulen in Rheinland-Pfalz genießt die BBS Gerolstein, die einzige im Kreis Vulkaneifel, in den nächsten Jahren die Freiheit, einige Dinge auszuprobieren, wie der Unterricht in Zukunft aussehen kann. Die Ergebnisse aus diesem Testlauf sollen dann auf andere Berufsschulen übertragen werden.

Seit Ende des Jahres 2014 steht fest, dass Gerolstein Modellschule wird, bis Schuljahresende hat eine Kommission an den neuen Ideen getüftelt. Im Kern werden dabei Klassen zusammengelegt werden müssen. Für die konkrete Umsetzung gebe es dabei mehrere Möglichkeiten, die teilweise auch schon erprobt wurden, erklären Direktor Karst und Koordinator Thomas Bohne. Eine Möglichkeit sind Jahrgangsklassen, in denen alle drei Stufen eines Berufes gemeinsam unterrichtet werden.

Das funktioniert vor allem bei Unterrichtsfächern, die nicht aufeinander aufbauen, da einige Schüler Inhalte erst im dritten Lehrjahr lernen, andere schon im ersten. Das müsse mit den Ausbildungsbetrieben abgesprochen werden. Außerdem müssen zwischenprüfungsrelevante Themen entsprechend früh behandelt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist, mehrere Berufe eines Jahrgangs in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch oder Religion gemeinsam zu unterrichten, sie für die berufsbezogenen Unterrichtsfächer aber auseinanderzuziehen. Des Weiteren können artverwandte Berufe in bestimmten Feldern gemeinsam unterrichtet werden, zum Beispiel die (zahn-) medizinischen Fachangestellten in Berufsorientierung, Praxishygiene oder Patientenbegleitung.
Im pädagogischen Bereich setzen Karst und Bohne auf das webbasierte Lernen: Die Schüler arbeiten mit Computern und Tablets und können über eine Internet-Plattform unterschiedliche Aufgaben je nach Ausbildungs- und Wissensstand bearbeiten. Über diese Plattform gibt es auch die Möglichkeit, dass die Schüler selbstständig Stoff wiederholen oder vom Lehrer zusätzliche Hausaufgaben bekommen.

Für die Lehrer sieht Bohne keine großen Umstellungen. "Die Klassen sind auch jetzt schon sehr unterschiedlich, was die Wissensstände angeht."

Insofern könne ein an das individuelle Lernniveau angepasster Unterricht die Lehrer entlasten und ihnen helfen, besser auf den einzelnen Schüler einzugehen. Diese wiederum müssen lernen, selbstständiger zu arbeiten und mit den neuen Systemen umzugehen.

Zwar zielt die Studie nicht auf die Beseitigung des Lehrermangels ab, von dem auch Bohne und Karst in Bezug auf technische Unterrichtsfacher sprechen, aber die getesteten Ideen ließen sich auch gut bei Unterrichtsausfall anwenden, was "ein positiver Nebeneffekt" sei.

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