"Damit machen wir die Eifel platt"

"Lava-Abbau und Landschaftsschutz in der Eifel" hieß das Thema eines ganztägigen Symposions in der Gerolsteiner Stadthalle. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) hatte hochkarätige Referenten eingeladen. Die Podiumsrunde, bei der kontrovers diskutiert wurde, verfolgten 70 Zuhörer.

Gerolstein. (vog) Im Rondell prallten Welten aufeinander. Befürworter und Gegner des Lava-Abbaus sowie wirtschaftliche Interessen, Landschaftsschutz und Tourismus sind schwierig unter einen Hut zu kriegen. Hans-Jürgen Kranz, Vorsitzender der Dauner RVDL-Kreisgruppe, meinte: "Wir wollen als Bildungsbürgerverein in einer Art Katalysatorfunktion die gegensätzlichen Meinungen zusammenbringen." Nach achtstündigem Symposion konnten tatsächlich Versprechen festgehalten werden. Ludger Benson vom Industrieverband Steine und Erde versprach: "Ich biete an, mit einem Lava-Unternehmer an einem konkreten Projekt die Nutzung des Areals einer Lavagrube nach der Gewinnung langfristig zu planen."Zuvor hatte Andreas Kagemeier vom Fachbereich Tourismusgeografie an der Uni Trier diese Forderung gestellt. Dabei ging es um Geo-Tourismus. Kagemeier: "Geo-Tourismus wird eine Nische bleiben, aber die Eifel ist auf gutem Weg. Allerdings muss sie sich als Vulkanland positionieren. Dringend, denn bisher nennen die Deutschen die Eifel erst an 33. Stelle als Urlaubsregion."Geo-Tourismus wird absolut überbewertet

RVDL-Mitglied Hans Erkert vertrat eine drastischere Position: "Mit Lava-Abbau machen wir die Eifel platt. Geo-Tourismus wird absolut überbewertet. Das ist so als wenn man einen Autofriedhof als Abenteuerspielplatz vermarkten will." Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel-Touristik (ET), sieht die Zukunft nicht so schwarz. Er legte beeindruckende Zahlen vor, wonach auf rheinland-pfälzischer Eifelseite im vergangenen Jahr 821 100 Gäste eine Nettowertschöpfung von 108 Millionen Euro schafften. Allerdings sei im Tagestourismus sowie in der Anpassung zur nordrhein-westfälischenen Seite noch viel zu tun. Auf Nachfrage erklärt Schäfer, dass bei der ET keine Beschwerden von Touristen über Lavagruben vorlägen. Da seien die Windräder eher ein Thema. Bodo Möseler vom Institut für Ressourcenschutz an der Uni Bonn forderte dennoch: "Die Landschaftseingriffe sind nicht mehr rückgängig zu machen. Es müssen klare Vereinbarungen her, wie es künftig weitergeht." Auch Georg Büchel von der Uni Jena meinte, dass die Abbaugeschwindigkeit drastisch zugenommen habe. Ulrich Diederichs von der Kreisverwaltung bezog sich auf eine 20 Jahre alte Willensbekundung des Kreistages. Danach sollen keine neuen Aufschlüsse mehr genehmigt werden.Die Verbraucher sind in die Pflicht zu nehmen

Zuhörer Wolfgang Merkelbach blieb kritisch und fragte, was denn von den Altrechten noch zu erwarten sein. Diederichs verwies ans Bergamt, aber Norbert Leinung von der Umweltschutzgruppe Bund wusste Details: "Im Landkreis Vulkaneifel gibt es 47 genehmigte Lavasand- und sieben Basaltgruben. Rund 20 davon sind aktiv, die restlichen 34 sind Schläfer." Zuhörer Christof Willmer forderte ein nachhaltiges Konzept: "Lava ist eine endliche Industrie. Alternativen sollten schon jetzt gesucht werden statt erst in 30 Jahren, wenn das Ende des Lava-Abbaus in Sicht ist." Verbandssprecher Benson konterte: "Versuchen Sie mal, eine Straße aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz zu bauen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass keine Rohstoffe mehr gebraucht werden." Für ihn sind vielmehr die Verbraucher (nachweislich beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland zehn Tonnen Lava im Jahr für Straßenbau und Wasserfiltration) in die Pflicht zu nehmen, statt die Unternehmen als profitgierig darzustellen. Für Elvira Willems von der Bürgerinitiative Strohn, die gegen eine Erweiterung des Abbaus am Wartgesberg ist, steht vielmehr die Landschaft im Vordergrund. Sie meinte: "Beim normalen Eifeler spielt die Erhabenheit der Natur keine Rolle. Das ist ein mentales Problem." Raunen in der Stadthalle. Applaus gab es hingegen abschließend fürs Podium. RVDL-Vorsitzender Kranz meinte: "Es ist wichtig, dass wir darüber im Gespräch bleiben."

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