Das Ende vieler Träume

Kollektives Bedauern: Der angekündigte Ausstieg des Gerolsteiner Brunnens aus dem Profi-Radsport Ende 2008 ist in Gerolstein überwiegend mit Enttäuschung aufgenommen worden. Der Traum, einmal Etappen-Ort der Tour de France zu werden, dürfte damit auch ausgeträumt sein.

 Für die Verlängerung des Radsportengagements des Gerolsteiner Brunnens haben sich die Fans bei der jüngsten Willkommensparty des Teams stark gemacht. Vergebens. TV-Foto: Mario Hübner

Für die Verlängerung des Radsportengagements des Gerolsteiner Brunnens haben sich die Fans bei der jüngsten Willkommensparty des Teams stark gemacht. Vergebens. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Die Nachricht vom Ausstieg des Gerolsteiner Brunnens aus dem Profiradsport Ende 2008 verbreitete sich gestern wie ein Lauffeuer in Gerolstein. Und die Mehrzahl der Passanten, die der TV befragte, äußerte sich mit Bedauern zur Entscheidung. So sagte Hermann-Josef Wirp: "Schade, denn jetzt wird der Name Gerolstein nicht mehr so oft in die ganze Welt getragen." In die gleiche Kerbe schlug Manfred Rett, der ein Sportartikel-Geschäft in Gerolstein betreibt und zugleich im Vorstand des Gewerbevereins ist. "Das ist sehr schade für die Region, denn das Team war eine super Werbung für das Gerolsteiner Land", sagte er.In Gerolstein wiederum hat sich die Radsport-Euphorie dennoch stets in Grenzen gehalten. Dieses Fazit zieht auch Hans-Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land. "Nein, in der Kürze der Zeit ist uns die regionale Verankerung des Themas Rennradsport nicht gelungen. Die oft beschworene Radsport-Euphorie ist ausgeblieben, der letzte Funke nicht übergesprungen. Leider." Dennoch sei man beim Versuch, das Gerolsteiner Land und die gesamte Vulkaneifel als Radsport-Region zu etablieren "zwei Schritte vorangekommen". Dazu habe maßgeblich die Kooperation mit dem "Brunnen" und dessen Radsportteam beigetragen, seien die jährlich "20 000 Euro plus x", die diese Zusammenarbeit gekostet habe, laut Böffgen gut angelegt gewesen. Er sagt: "Die Ferienregion und etliche Betriebe haben auf jeden Fall davon profitiert." Ein Beleg: Die vielen Rennrad-Fahrer, die seit rund zwei Jahren im Gerolsteiner Land zu sehen seien.Ob nach dem Aus fürs Profi-Team Gerolsteiner, das Böffgen ebenfalls bedauert ("Schade"), Gerolstein nun trotzdem Etappen-Ort der Deutschland-Tour 2008 wird, ist laut Böffgen weiterhin offen: "Wir werden diesbezüglich in den nächsten Tagen mit dem Gerolsteiner Brunnen sprechen." Der große Traum, Etappen-Ort der Tour de France zu werden, dürfte jedoch ausgeträumt sein - glaubt auch Böffgen: "Für mich persönlich ist das nun nicht mehr denkbar."Eine Fortführung des Gerolsteiner Tour-Festivals mit Radrennen und Radsportmesse kann sich der dennoch weiter vorstellen. Aus mehreren Gründen: Erstens habe der Mineralbrunnen stets gesagt, dass Radsportteam und Tour-Festival zwei paar Schuhe seien, zweiten habe man bei den bisherigen zwei Festivals "enorm viel Erfahrung gesammelt", und drittens sei die Veranstaltung im Teilnehmerfeld etabliert."Wir sollten und wollen das Tour-Festival"

Auch Gerolsteins Bürgermeister Matthias Pauly (CDU) sagte: "Wir sollten und wollen das Tour-Festival fortführen." Die aktuellen Entscheidung bedauerte aber auch er: "Anders wäre es mir lieber gewesen."Nach der Einschätzung von Böffgen wird es nun darum gehen, "mit pfiffigen Ideen" dafür zu sorgen, dass es auch künftig eine Radsportregion Gerolstein geben wird. Vorstellbar sei unter anderem, dass die frei werdenden Mittel für Messebesuche und spezielle Werbung in den Radsport-verrückten Benelux-Ländern verwandt werden. Zudem könnte das Trainingscamp mit Profi-Radsportlern fortgesetzt werden - wenn auch von anderen Teams. Eines ist laut Böffgen sicher: "Der Name Gerolsteiner wird in Radsport-Kreisen noch eine gute Weile nachhallen." Meinung Ohne Zugpferd weiterstrampeln Mit dem Ausstieg des Gerolsteiner Brunnens aus dem Profiradsport verliert auch das Gerolsteiner Land: ein wichtiges, weil werbewirksames Alleinstellungsmerkmal. "Das ist doch da, wo die Radfahrer herkommen", hieß es zwar zu Unrecht, aber dennoch sehr oft bei Nennung des Namens Gerolstein. Das wird auch einige Jahren noch anhalten, aber dann müssen sich die Touristiker mit ihren Kollegen anderer Ferienregionen (die auch schön sind) wieder ohne "Geheimwaffe" messen. Dennoch bedeutet der Ausstieg, der letztlich dann doch für viele überraschend kam, nicht das Aus für die Rad(sport)-Region Gerolstein. Denn mit dem Tour-Festival, dem wachsenden Radwegenetz und seiner Bekanntheit in Radfahrer-Kreisen haben die Touristiker schon viel gute Vorarbeit geleistet. Darauf gilt es aufzubauen und weiterzustrampeln - auch ohne cyan-blaues Zugpferd. m.huebner@volksfreund.de

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