"Das geht alles irre schnell"

GEROLSTEIN. Der vierte Verkehrssicherheitstag ist sehr gut bei den jungen Autofahrern angekommen. 171 Schüler der Gerolsteiner Berufsschule haben an acht Stationen korrektes Verhalten trainiert und wertvolle Informationen bekommen. Das "Gerolsteiner Modell" soll in der Region Trier Nachahmer finden.

 Einen Verletzten korrekt aus dem Unfallauto zu bergen stand auch beim Verkehrssicherheitstag an der Gerolsteiner Berufsschule auf dem Trainingsprogramm. Harald Igelmund vom Roten Kreuz demonstrierte mit Markus Kuhl den so genannten Rautek-Griff. Foto: Gabi Vogelsberg

Einen Verletzten korrekt aus dem Unfallauto zu bergen stand auch beim Verkehrssicherheitstag an der Gerolsteiner Berufsschule auf dem Trainingsprogramm. Harald Igelmund vom Roten Kreuz demonstrierte mit Markus Kuhl den so genannten Rautek-Griff. Foto: Gabi Vogelsberg

"Am Fahrsimulator zu erleben, wie man unter Drogen oder betrunken fahren würde, war ein krasses Erlebnis", meinten Christian Thull (21) und Jan Duckert (23) aus Wallenborn. Auf dem Schulhof gaben Polizisten im Verkehrssicherheitsmobil, auf dem Gurtschlitten und am Fahrsimulator wertvolle Tipps. Viele verlassen mit dem Resümee "hätte ich nicht gedacht" den Fahrersitz. Erstmals beim Verkehrssicherheitstag waren Hubert Lenz und Angelika Schroers von der Arbeitsgemeinschaft Sucht dabei. Sie zeigten in ihrem Workshop die Gefahren auf. Schroers sagte: "Jedes Wochenende heftiger Alkoholkonsum kann auch die Toleranzgrenzen herabsetzen. Nicht nur tägliches Trinken sind erste Alkoholmissbrauch-Anzeichen." Die Mädchen aus der Zahnarzthelferinnen-Klasse beschrieben die Auswirkungen mit Seh-, Gleichgewichts- oder Reaktionsstörungen sehr exakt. Lenz erklärte: "Dazu kommt dann noch oft die Überschätzung, besonders wenn aufputschende Präparate genommen wurden." Als Beifahrerinnen eines alkoholisierten Fahrers sahen sich die angehenden Zahnarzthelferinnen nicht. Sie würden einschreiten. Lisa Probst aus Winterspelt meinte kategorisch: "Wer einen betrunken ins Auto steigen lässt, ist garantiert kein Freund." Katharina Kops (20) aus Bleialf gewann dem Verkehrssicherheitstag nur Vorteile ab: "Einfach klasse." Julia Grün (19) aus Sellerich meinte mit Blick auf dem Überschlagsimulator: "Das geht alles so irre schnell. Da ist es echt schwierig, richtig zu reagieren." Klaus Holzem vom Fahrsicherheitszentrum Nürburgring gab die korrekten Anweisungen. Auch Andre Vibe, Auszubildender zum Anlagenmechaniker, probte den Ausstieg aus einem auf dem Kopf liegenden Fahrzeug. Vorher wollte der 21-Jährige wissen, ob man in jedem Fall den Zündschlüssel rausziehen sollte. "Nein, das bringt nichts", erklärte Holzem. Gerhard Weiler zeigte gleich nebenan die Brandbekämpfung am Unfallort. In der neuen KFZ-Lehrwerkstatt unterrichtete Harald Igelmund vom Roten Kreuz die jungen Autofahrer im Bergen von Unfallopfern. In der Riege der Informatik-Schüler wusste Ulrike Kubny aus Daun am besten Bescheid. Die 18-Jährige beschrieb den so genannten Rautek-Griff, und Igelmund zeigte ihn an Schüler Matthias Kuhl, der einen bewusstlosen Fahrer im schicken Audi A 8 mimte. Jürgen Lambertz aus Ormont, Omid Marxen aus Büscheich und Karsten Meeth aus Pelm trainierten die korrekte Bergung. Ihre Bilanz: "Gut, dass wir es noch mal ausprobiert haben. Obwohl wir es in Erste-Hilfe-Kursen mal gelernt haben, war das Wissen nicht mehr präsent." Mit den rechtlichen Konsequenzen nach Verkehrsunfällen oder Führerscheinentzug hatten die meisten Berufsschüler bisher nichts zu tun. Hans Schrot, Richter am Dauner Amtsgericht, informierte im Workshop "Straf- und Zivilrecht". Er ging auch auf die Schadensregulierung ein und erklärte: "Wird betrunken ein Unfall verursacht, zahlt zunächst die Versicherung, aber sie kann sich vom Unfallverursacher bis zu 5000 Euro zurückholen." Horst Krämer, Organisator und Polizist für Verkehrserziehung, setzte vor allem auf die Eigenverantwortung der jungen Autofahrer: "Nur der Appell an die Verantwortung hilft, Unfälle zu vermeiden." Auf Einladung waren einige Vertreter von Fahrschulen zum Verkehrssicherheitstag gekommen. Krämer meinte: "Schön, dass sie nächstes Jahr auch einen Workshop anbieten wollen." Schulleiter Heinz Brauns bezeichnete den Info-Tag als "wichtige und konstante Größe". Mitorganisator Manfred Stumps führte derweil Vertreter aus Wittlich und Trier zu den einzelnen Stationen. "Total begeistert" seien die Bilanzen ausgefallen. Im kommenden Jahr soll das "Gerolsteiner Modell", bei dem viele Organisationen und Behörden erfolgreich kooperieren, in der Region Nachahmer finden.

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