Der charmante Puffer

In der TV-Serie "Vorzimmer-Löwinnen" stellt sich heute Hannelore Stapelmann dem Interview. Die 56-jährige Vollblut-Sekretärin hütet seit 16 Jahren das Vorzimmer im Gerolsteiner Rathaus. "Souverän, loyal und freundlich" sind ihre Erkennungszeichen.

 Hannelore Stapelmann sitzt seit 16 Jahren im Vorzimmer des Gerolsteiner Rathauses. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Hannelore Stapelmann sitzt seit 16 Jahren im Vorzimmer des Gerolsteiner Rathauses. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. Das Telefon klingelt, ein Gesprächspartner steckt den Kopf durch die Tür, ein anderer steht vor dem Schreibtisch, ein angefangener Brief auf dem Bildschirm - alltägliche Situation für Hannelore Stapelmann. Regelmäßige Besucher wissen, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und diszipliniert alle der Reihe nach "bedient".Sie schüttelt ihren blonden Pagenkopf und meint lachend: "Ich kann nie an einer Sache dranbleiben und habe gelernt, gedanklich immer rasch springen zu können." Ihre gute Zeiteinteilung helfe, kein Chaos entstehen zu lassen.

Auch der Einkaufszettel wird in Steno geschrieben

Chaotische Zustände und Hannelore Stapelmann mittendrin: unvorstellbar. Versiert erledigt sie die Büroarbeiten, notiert alles in Steno. "Auch den Einkaufszettel", verrät sie schmunzelnd.

Alle Anliegen, die telefonisch an sie herangetragen werden, hält sie im PC fest. Sie erklärt: "Ich hasse es, wenn jemand sagt: `Moment, ich verbinde. Damit die Leute nicht alles dreimal erzählen müssen, frage ich konkret nach und besorge dann direkt den passenden Ansprechpartner oder ordere einen Rückruf."

Bürgerfreundlichkeit wird bei ihr groß geschrieben. Für aufgebrachte Bürger ist sie "der Puffer". Sie sagt: "Ich nehme das Problem auf und bleibe ganz neutral. Das ist das Wichtigste." Im Laufe der Jahre kennt sie zwar ihre "Pappenheimer", bleibt aber ruhig. "Und wenn ich die 100. Beschwerde aufnehme. Ich bleibe neutral wie bei der ersten", erklärt sie.

Einen Unterschied zwischen ihrer mehr als 20-jährigen Arbeit in der freien Wirtschaft und im Rathaus kann sie nicht ausmachen. Bei Anfragen von Ortsbürgermeistern oder Vertretern kommunalpolitischer Gremien setze sie keine Filter. Stapelmann: "Das kann man sich im Vorzimmer nicht erlauben. Das Recht dazu habe ich nicht. Es ist egal, ob jemand bequem oder unbequem ist oder welcher Partei er angehört." Sie besorge den entsprechenden Ansprechpartner. Hintergründig schmunzelnd meint sie: "Was andere dann daraus machen, ist deren Aufgabe." Manchmal erhält die diplomatische Chefsekretärin als Dankeschön einen Blumenstrauß. Für die Blumenliebhaberin ein großes Kompliment.

Ihre Ausgeglichenheit übertrage sich auch auf die Familie. Stolz zeigt sie sich als Oma von Lena und Luis. Ihre eher grüblerische Mentalität wird im heimischen Alltag von der durchweg positiven Stimmung ihres Ehemannes aufgehoben. Energien tankt die 56-Jährige beim Sport (Rad fahren und Joggen) an der frischen Luft. In der übrigen Freizeit schmökert sie gerne in guten Büchern.

Ihre Vorliebe für Florales spiegelt sich auch im Büro wider. Stets stehen frische Blumen auf ihrem Schreibtisch. Selbstverständlich vergisst sie dabei das Büro ihres Chefs nicht.

Matthias Pauly genießt ihre souveräne Art. Sie kümmere sich "sehr umsichtig in 1000 Facetten um alles". Der Bürgermeister meint: "Das Beste, was mir passierte, ist, dass sie hier im Vorzimmer ist." Pauly ist nach Geiser und der zehnjährige Rodermann-Ära der dritte Chef in Stapelmanns Rathaus-Vorzimmer-Karriere. Als Rodermann Ende 2001 ging und Pauly kam, sorgte sie sich um ihren Posten. Sie erinnert sich: "Als Herr Pauly anrief und um ein Treffen bat, um die weitere Mitarbeit zu besprechen, war es 2001 für mich das schönste Weihnachtsgeschenk."

Einen anderen Job kann sie sich sowieso nicht vorstellen. Stapelmann: "Ich würde diesen Beruf wieder wählen, weil er meinen Neigungen entspricht." Sagt's und nimmt den nächsten Anruf entgegen.

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