Der kleine Schlüssel zum (Händler-)Glück

GEROLSTEIN. Ärger auf dem Gerolsteiner Bauernmarkt: Die Anbieter wollten nicht auf den neuen Platz vor der Tourist- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) umziehen. Mit dem Schlüssel für den Stromkasten, der nur dort passt, wurden sie quasi gezwungen. Die TW kann die Wut nicht verstehen.

"Die TW macht mit uns, was sie will", wettert Bäckermeister Josef Utters. Fischhändler Diethelm Schumacher stimmt ihm zu: "Wir fühlen uns veräppelt und behandelt wie kleine Kinder, die man vor vollendete Tatsachen stellt." Andere Marktleute sagen: "Es kann doch nicht sein, dass wir hier in die Ecke geschubst werden." Die Aufregung war am Samstagmorgen groß. TW-Chef Hans-Peter Böffgen hatte "Forelli"-Schumacher am Freitag den Stromkasten-Schlüssel gebracht. Wie gewohnt stellten sich die Marktleute am Samstag in der Früh auf dem Busparkplatz nah der Brunnenstraße auf. "Erst nach einigem Hin und Her haben wir gemerkt, dass der Schlüssel nur auf den Stromkasten vor der TW passt", erklärte Utters. Gezwungenermaßen zogen die sieben Aussteller etwa 80 Meter weiter - näher ans Rondell, vor die TW, aber auch weiter zurück von der Bundesstraße und damit aus dem Blickfeld der Autofahrer. Marktsprecher und Demeter-Hof-Betreiber Christian Harborth sagt: "Es gab zwar vor Wochen Gespräche darüber, ob wir umziehen würden, aber wir haben uns einstimmig dagegen entschieden. Das habe ich der TW mitgeteilt." TW-Chef Böffgen kontert: "Den Vorwurf, den Marktleuten sollte geschadet werden, weisen wir ganz entschieden zurück. Als sehr unglücklich und unangemessen empfinden wir ihr Vorgehen, über die Presse Druck auszuüben, weil eine Entscheidung nach intensiven Gesprächen nicht 100-prozentig in ihrem Sinn ausgefallen ist." Die Interessen seien sehr sorgfältig abgewogen worden. Bereits am 9. September sollte der Marktstandort verlegt werden. Böffgen: "Die Stromversorgung war an diesem Standort problematisch und nach Information der Stadt nicht mehr zu angemessenen Kosten zu realisieren. Deshalb wurde dort der Stromkasten am 25. Oktober demontiert." Nachdem der Marktsprecher am 11. September mitgeteilt habe, dass gegen einen Umzug gestimmt worden sei, habe die TW ihm unmittelbar drei Alternativen vorgeschlagen: Entweder bleibe der vorherige Standort ohne Stromversorgung, es werde eine Überbrückung der 80 Meter zum TW-Stromkasten eingerichtet, oder es gebe einen Umzug am 28. Oktober. Böffgen berichtete auch, dass im Vorfeld mehrere Gespräche über die Gestaltung des neuen Parkplatzes vor der TW geführt worden seien. Dabei wurden auch andere öffentliche Plätze wie Brunnen-, Altstadtparkplatz oder Fußgängerzone in Erwägung gezogen. Böffgen: "Weil die Marktleute aufgrund ihrer Beanspruchung in den jeweiligen Betrieben kaum zu einem gemeinsamen Gespräch zusammenzubekommen sind, wurde der gewählte Marktsprecher Harborth sowohl in persönlichen Kontakten wie auch schriftlich am Verfahren beteiligt."Alle Gesprächspartner sollen an einen Tisch

Zur raschen Klärung der Unstimmigkeiten soll noch diese Woche ein Gespräch mit allen Marktleuten geführt werden. Das ist auch ganz im Sinn von Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz: "Wichtig ist, dass der Markt bleibt. Alle müssen an einen Tisch, um darüber zu reden." Immerhin gehe die Stadt davon aus, dass sich auf dem Platz vor der TW "noch mehr entwickle und der Markt noch größer werden könne". Laut Böffgen haben die Marktleute bisher "nicht schlüssig darlegen können, welche Nachteile der 80-Meter-Umzug bringe". Fischhändler Schumacher erklärt: "Wir haben dort das Schild und bezahlen auch Standmiete. Außerdem sind wir näher an der Straße und somit besser zu sehen." Demeter-Hofbauer Harborth ergänzt: "Im Winter kann ich vor der TW kein Gemüse anbieten, weil es friert. Der bisherige Standort liegt in der Sonne. Auch im Winter." Metzgermeister Norbert Otten sagt: "Jeder Ortswechsel ist mit Umsatzeinbußen verbunden. Das weiß ich von anderen Orten wie Traben-Trarbach oder Wittlich." Wichtig sei, dass der Markt gesehen werde. Die Marktleute ärgert aber noch mehr. Sprecher Harborth: "Wir müssen für alles herhalten. Beim Tourfestival beispielsweise fiel der Markt komplett aus." Seit Initiator Norbert Worm (Bündnis90/Die Grünen) vom Arbeitskreis Gero Aktiv sich nicht mehr um den Markt kümmere, sei "andauernd was anderes". Auch Otten erinnert sich an Worm: "Der hat wirklich mitgedacht und sich für uns eingesetzt".

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