Dicke Luft unter Saubermännern

Zoff: Zwischen dem Wasseraufbereitungs-Spezialisten Akdolit mit Sitz in Pelm und der jungen Konkurrenzfirma Kamodol in Gerolstein herrscht Streit. Platzhirsch Akdolit wirft Kamodol, die vom Sohn des langjährigen Akdolit-Geschäftsführers Gerd Möller geführt wird, vor, Betriebsinterna zu verwenden.

 Sind mächtig sauer auf neue Konkurrenz aus Gerolstein: die neue Akdolit-Führung (von links) André Comberg, Geschäftsführer Technik und Produktion, Heidrun Vedder, Chefin des angeschlossenen AWA-Instituts, und Christoph Wigge, Geschäftsführer Vertrieb. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Sind mächtig sauer auf neue Konkurrenz aus Gerolstein: die neue Akdolit-Führung (von links) André Comberg, Geschäftsführer Technik und Produktion, Heidrun Vedder, Chefin des angeschlossenen AWA-Instituts, und Christoph Wigge, Geschäftsführer Vertrieb. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Gerolstein/Pelm. Christoph Wigge, neuer Geschäftsführer von Akdolit in Pelm und somit Nachfolger des langjährigen Akdolit-Chefs Gerd Möller, spricht Klartext. Er sagt: "Wir sind erstens sehr verwundert, dass in Gerolstein eine Konkurrenzfirma aufgetaucht ist, deren Geschäftsführer ein Spezialist für Hörgeräte ist: Frank Möller, der Sohn meines Vorgängers. Und wir sind zweitens überzeugt, dass von diesem Konkurrenten Firmen-Interna von uns genutzt werden."

So seien bereits "urheberrechtlich geschützte Dokumente von Akdolit" auf der Homepage des Mitbewerbers veröffentlicht worden. Zwischenzeitlich wurde laut Wigge dagegen aber eine einstweilige Verfügung vor Gericht erwirkt. Aktuell sind besagte Dokumente nicht mehr auf der Kamodol-Homepage zu sehen.

Zu den Vorwürfen, dass er angeblich Akdolit-Interna verwende, sagte Frank Möller auf TV-Nachfrage: "In Deutschland gibt es zwei große Hersteller von Gesteinen zur Wasseraufbereitung: neben Akdolit die Firma Schöndorfer aus Bad Reichenhall. Die ist seit mehr als 40 Jahren auf dem Markt und mir seit vielen Jahren bekannt. Die ist an mich herangetreten und hat gefragt, ob ich in ihr Geschäft einsteigen will. Und das habe ich getan."

Ermutigt zu diesem Schritt habe ihn sein Onkel Reiner Möller, der war "36 Jahre Betriebsleiter bei Akdolit", berichtet Frank Möller. Sein Vater Gerd Möller habe "definitiv nichts" mit seinen neuen Geschäftsaktivitäten zu tun. Auf TV-Frage, ob er seinem Sohn Know-how für dessen neue Firma geliefert habe, sagte Gerd Möller: "Nein, ich bin außen vor. Von mir gab und gibt es keine Geschäftsgeheimnisse aus Pelm." Dennoch sieht er im Tun seines Sohnes nicht Verwerfliches: "Wenn man mit etwas richtig Geld verdienen kann, warum nicht?"

Frank Möller wiederum entgegnet auf den Einwand, dass er als Hörgeräte-Akustiker kein Wasseraufbereitungs-Spezialist sei: "Zum einen habe ich mir das praktische Wissen über Jahre selbst angeeignet und stecke jeden dieser studierten Diplom-Verwaltungswirte in die Tasche, zum anderen hat Schöndorfer seine Spezialisten. Zudem organisiere ich nur den Vertrieb, und wie man einen Markt bearbeitet, ist mir aus meinem bisherigen Geschäftsleben nicht fremd."

Angesprochen auf die Internet-Veröffentlichungen räumte Möller aber ein: "Na ja, die Vorwürfe sind halbrichtig. Diese Datenblätter besitzt Schöndorfer auch, aber in diesem Fall muss ich mir ankreiden, zu faul gewesen zu sein, die Datenblätter umzuschreiben."

Grundsätzlich aber sagt er: "Ich kann es ja verstehen, dass die (die Firma Akdolit, Anmerkung der Redaktion) sich ärgern, aber dass ein Großkonzern so allergisch reagiert, ist schon sehr verwunderlich. Die haben wohl Angst, die Vorherrschaft auf dem Markt zu verlieren und die Preise nicht mehr diktieren zu können. Aber so ist das nun mal im Geschäft - und letztlich auch der Sinn von Konkurrenz."

Akdolit-Geschäftsführer Wigge wiederum meint: "Wir haben keine Angst vor Wettbewerb, aber wir ärgern uns über Wettbewerb mit unlauteren Mitteln."

Meinung

Partylaune verdorben

So sehr sie die Trennung letztlich herbeisehnte: Akdolit scheint mit dem Namen Möller länger zu tun zu haben, als ihr lieb ist. Nachdem der langjährige Geschäftsführer Gerd Möller auf eigenen Wunsch früher als geplant ausschied, krempelte die Konzern-Mutter die Pelmer Firma um. Es wurde und wird viel Geld in den Neustart investiert, und man wurde nicht müde, den neuen, weniger autoritären Führungsstil und den wieder erwachten Teamgeist zu betonen. Da platzt plötzlich die Nachricht von der neuen Möller-Konkurrenz ins Haus und verdirbt die Partylaune. Da ein möglicher Verrat von Firmeninterna, so er denn stattgefunden hat, nur schwer nachzuweisen sein wird, bleiben Akdolit (und dessen Muttergesellschaft Rheinkalk beziehungsweise dem belgische Mutterkonzern Lhoist) zwei Möglichkeiten: entweder juristisch und wirtschaftlich den Druck zu erhöhen, um den ungeliebten Nachbarn aus dem Markt zu drängen, oder sich mit der neuen Konkurrenz abzufinden. m.huebner@volksfreund.de

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