Sport Die Rückkehr der Eisenfrau

Kailua-Kona/Daun · Judith Wirth von der Realschule Daun hat den Ironman auf Hawaii, die Triathlon-WM über die Langdistanz, erfolgreich absolviert. Mitgebracht hat die Lehrerin tolle Eindrücke und mehr.

 Hat gut lachen: Judith Wirth hat die Triathlon-WM auf Hawaii erfolgreich überstanden. Zum Lohn gab es nach dem Wettkampf ein Finisher-Shirt, eine schwere Medaille, die traditionelle Kette mit Muscheln und vom Kollegium der Realschule in Daun eine Krone für die Ironwoman (Eisenfrau). TV-Foto: Mario Hübner

Hat gut lachen: Judith Wirth hat die Triathlon-WM auf Hawaii erfolgreich überstanden. Zum Lohn gab es nach dem Wettkampf ein Finisher-Shirt, eine schwere Medaille, die traditionelle Kette mit Muscheln und vom Kollegium der Realschule in Daun eine Krone für die Ironwoman (Eisenfrau). TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_daun )

Kailua-Kona/Daun Ein goldenes Krönchen hat ihr das Kollegium der Drei-Maare-Realschule plus Daun gebastelt und im Lehrerzimmer auf ihrem Platz postiert. Darauf steht Ironwoman (deutsch: Eisenfrau) - die geschlechtsspezifische Abwandlung des Begriffs Ironman, mit dem die Teilnehmer der Triathlon-Weltmeisterschaft auf Hawaii, dem zugleich ältesten Triathlon über die Langdistanz, geadelt werden. Eisenmänner eben. Oder Eisenfrauen, wie Judith Wirth (31).
Ja, sie hat es wirklich geschafft und auch noch in ihrer Zielzeit unter elf (exakt: 10:53:38) Stunden. Und darauf ist nicht nur sie selbst stolz. Sondern auch ihr Chef, Konrektor Thomas Follmann, der sich als absoluter Fan outet: "Erst seit zwei Jahren dabei, dann für die WM qualifiziert und dort das gesteckte Ziel erreicht: Unglaublich, was sie geschafft hat", sagt er - und betont noch einmal, worum es geht: 3,8 Kilometer im Meer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren "und dann auch noch mal eben einen Marathon laufen - der absolute Wahnsinn!"
Judith Wirth bleibt da - wie es ihre Art ist - deutlich kühler. Sie berichtet: "Es war unglaublich cool, und im Ziel, als man unter dem großen Baum durchgelaufen ist, war das ein sehr schöner Moment. Ich hatte sogar ein paar Tränchen in den Augen. Und besonders froh war ich, dass ich endlich stehen bleiben durfte."
Denn der Wettkampf habe vor allem wegen der "enormen Hitze und der schwülen Luft mir schon sehr zugesetzt", sagt sie. Zuerst Kopfschmerzen beim Radfahren, die sie mit viel Wasser bekämpft und in den Griff bekommen hat, und dann ein Fast-Einbruch beim Marathon: "Sonst habe ich erst bei Kilometer 30 ein Tief, diesmal kam das viel früher, so bei Kilometer 20. Es war heiß und der Highway zog sich unendlich lang hin, sodass man gemeint hat, dass man überhaupt nicht vorwärts kommt. Da musste ich auch mal gehen und habe mich irgendwie von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation gehangelt."
Aber ihr frischgebackener Mann und Trainer Marco, mit dem sie unmittelbar vor dem Wettkampf auf Hawaii die Flitterwochen verbracht hat, habe sie aufgemuntert und wieder zum Laufen animiert. "Da bin ich weitergelaufen, denn ansonsten hätte ich meine Zeit unter elf Stunden vergessen können. Und auch so wurde es noch hart. Ich habe so geschwitzt, dass sich überall auf den dunklen Stellen meines Wettkampfanzugs Salzränder gebildet haben", berichtet die 31-Jährige, die erst vor gut zwei Jahren mit dem Triathlon angefangen und sich vor drei Monaten beim Ironman in Maastricht (NL) als beste deutsche Frau für die WM qualifiziert hatte. Und jetzt der Lohn: die vielen tollen Erinnerungen, ihr Stolz, es nicht nur geschafft, sondern auch eine gute Zeit erzielt zu haben. Aber auch das Shirt, die Kette mit Muscheln und die schwere Medaille, die jeder erfolgreiche Teilnehmer erhält.
Aber auch die zwei Flitterwochen auf der Insel seien "sehr schön" gewesen und so gar nicht nur auf den Wettkampf fixiert, "denn so kurz davor macht man eh nicht mehr so viel". So sei Zeit gewesen, den Nationalpark, die Vulkane und den tropischen Regenwald ("Da hat sich die Biologin in mir besonders gefreut.") zu besichtigen, und man habe einen Eindruck davon bekommen, wie schön die Insel sei. "Beim Wettkampf, der durch Lavafelder und über einen elend langen Highway führt, sieht das ja alles etwas anders aus", sagt Judith Wirth.
Und auch das Überraschungspizzaessen mit ihren Freundinnen zuhause, der herzliche Empfang in der Schule und die vielen interessierten Fragen ihrer Schüler (siehe Extra) haben sie gefreut, "denn ich finde den Sport ja toll und gebe daher auch gerne mein Wissen weiter", berichtet Judith Wirth.
Aber hat man überhaupt noch Ziele nach der Teilnahme bei der WM? Ihre Antwort kommt prompt: "Klar, schneller geht immer!" Ihr Training für die nächste Saison startet bereits Mitte November. Für eine Langdistanz hat sie sich bereits angemeldet, und auch in der Region will sie einige Wettkämpfe absolvieren. Auch noch mal Hawaii? "Ist nicht geplant, aber wer weiß?", sagt sie cool.Extra: SCHÜLER FRAGEN, JUDITH WIRTH ANTWORTET:


- Wie war Ihre Zeit? 10 Stunden, 53 Minuten, 38 Sekunden. - Was haben Sie während des Wettkampfs gegessen? Beim Radfahren Energiegels mit Kaffee-Nuss-Geschmack, beim Laufen welche mit Kirsch-Geschmack. - Was haben Sie getrunken? Wasser und am Ende auch viel Cola mit Wasser - und zwar so viel, dass ich abends nach dem Wettkampf fast nicht schlafen konnte. - Was macht man, wenn man aufs Klo muss? Gehen! An jeder Verpflegungsstation stehen Klos. Manche lassen aber auch laufen. - Waren Sie doll aufgeregt? Eigentlich nicht, denn ich wollte ja unbedingt nach Hawaii. - Haben Sie prominente Sportler getroffen? Ja, man startet ja mit vielen zusammen, manche begegnen einem auf der Strecke, wo es ja teilweise Hin- und Rückwege gibt. Mir ist beispielsweise Sebastian Kienle beim Marathon fast vors Rad getorkelt, mit dem ich da noch unterwegs war. Und ich habe auch Topfavorit Jan Frodeno gesehen und war total überrascht, als er mir beim Marathon gehend entgegenkam, weil er so Rückenschmerzen hatte. Er sah ziemlich deprimiert und fertig aus. In der Woche vor dem Wettkampf treffen sich außerdem morgens alle an der gleichen Stelle zum Schwimmtraining - ob Hobbyathlet oder Profi. - Haben Sie Selfies mit den Promis gemacht? Nein, dafür bin ich nicht der Typ. - Wie viele Athleten sind auf Hawaii gestartet? 2400, und alle sahen dermaßen megafit aus, dass man jedem den Sieg in seiner Altersklasse zugetraut hätte. Da habe ich mir gedacht: Hauptsache, Du wirst nicht Letzte. - Haben Sie noch immer Muskelkater? Nein, ich kann wieder gut laufen. Die Beine waren zwar ein paar Tage schlapp, aber das ging. Unangenehmer war, dass mir der Neoprenanzug beim Schwimmen im Salzwasser den Hals ziemlich wundgescheuert hat. Das hat tagelang gebrannt. Da ich damit noch nie Probleme hatte, habe ich meinen Hals zuvor leider nicht mit einer Vaselineschutzschicht eingerieben.

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