"Die Sonne überspringt kein Dorf"

Die Einweihung des neu gestalteten Kapellenplatzes fand mit einer feierlichen Messe unter freiem Himmel statt. An die 130 Menschen hatten sich in dem 40- Seelendorf eingefunden, und die Straßenränder boten mit den vielen geparkten Autos ein ungewohntes Bild.

 Großer Andrang herrschte am Tag der Einweihung des Kapellenplatzes in Flesten. Foto: privat

Großer Andrang herrschte am Tag der Einweihung des Kapellenplatzes in Flesten. Foto: privat

Flesten. (red) "Ich freue mich, dass ich nicht allein hier stehe. Wir haben mit 20 bis 30 Besuchern gerechnet, und nun ist das ganze Dorf hier", begrüßte Pastor Günther Schramm die Anwesenden. Nach der Messe begann die Kirmes zu Ehren ihres Patrons, des heiligen Rochus. Sie war ein weiterer Grund, nach Flesten zu laufen oder zu fahren. Die Predigt war auf die Einsegnung des Kreuzes und der Glocke abgestimmt und offenbarte die Verbundenheit der Bevölkerung zu ihrer Heimat und den christlichen Wurzeln. Pastor Schramm unterstrich die weitreichende, fromme Bedeutung von Flur- Kreuzen. Zwei Pater unterstützten ihn an dem improvisierten, mit Blumen geschmückten Altar. Der im Schutz der St.-Rochus- Kapelle aufgewachsene Pater Alfred Heintz und der aus Brasilien auf Heimaturlaub weilende Pater Willy Michels.Wo bis vor fünf Wochen noch ein Grünstreifen wuchs, liegen jetzt Naturpflastersteine, stehen eine kleine Stützmauer und mittendrin die Nachbildung des entschwundenen Herschler-Kreuzes. Im Volksmund auch Pestkreuz genannt, wurde es maßstabsgetreu aus heimischem Basaltstein neu geschaffen und mit der Zahl 1739 versehen. Ortschronist Alois Groß aus Leudersdorf erläuterte die vermutliche Herkunft des Kreuzes, was mit der im 30-jährigen Krieg (1618- 1648) herrschenden Pestepidemie zusammenhängt. Danach überlebte als Einziger der Knecht Johann Jacob Herschler den "Schwarzen Tod" in Flesten. Er begrub die Bewohner aus den vier Häusern des Weilers. Über den Ort der Begräbnisstätte gibt es mehrere Versionen. Man geht davon aus, dass das alte Kreuz ein Grabkreuz war und auf dem Friedhof stand. Die Älteren entsinnen sich noch, dass dieses kleine Kreuz "auf Höstern" am Wegesrand zwischen Nollenbach und Leudersdorf vor dem Wäldchen eines Tages plötzlich verschwand. Durch Verwitterung und mit Pflanzen fast überwuchert, war die Inschrift kaum noch lesbar. 1981 wurde es restauriert - vielleicht der Anlass, dass der vermutliche Gedenkstein einen neuen Besitzer fand. Was Pastor Schramm bei der Segnung mit "Stärke alle Menschen, die an das Kreuz glauben" offenbarte, brachte Alois Groß zu der Bemerkung, dass man heute in einer Zeit lebe, in der Kreuze wieder abgehangen werden. Daher sei es erfreulich, dass hier demonstrativ ein verschwundenes Kreuz erneuert und somit ein Zeichen gesetzt werde. Ortsvorsteher Thomas Heintz erklärte, wegen der Neugestaltung des Kapellenplatzes kämen auf die Gemeinde keine Kosten zu. Sie übernehme das "Leudersdorfer Vereinskartell".

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