Die "verschollene Generation"

"Klassische Moderne und Gegenwartskunst" heißt eine große Ausstellung, die am 5. Mai in Steffeln (VG Obere Kyll) eröffnet und dann in Prüm und Daun präsentiert wird. Mit dabei: Arbeiten der so genannten verschollenen Generation, die aus Familienbesitzen weltweit zusammen getragen wurden.

 Angelika Blaeser zieht ein Bild von Bruno Krauskopf, ihr Vater Norbert Blaeser ein Werk von Maria von Heider-Schweinitz aus dem Regal. Beide Künstler gehören zur „verschollenen Generation“, deren Arbeiten im Dritten Reich konfisziert wurden und als „entartet“ galten. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Angelika Blaeser zieht ein Bild von Bruno Krauskopf, ihr Vater Norbert Blaeser ein Werk von Maria von Heider-Schweinitz aus dem Regal. Beide Künstler gehören zur „verschollenen Generation“, deren Arbeiten im Dritten Reich konfisziert wurden und als „entartet“ galten. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Steffeln. Bereits seit 20 Jahren ist die Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel in der Region ein Begriff. Norbert Blaeser, Galerist aus Düsseldorf, gründete 1987 die Akademie in der Ortsmitte von Steffeln. Das unter Denkmalschutz stehende Pfarrhaus und der Pfarrhof bieten Dozenten und Kunstschülern eine wunderbare Kulisse für ihr Schaffen. Rund 150 Teilnehmer (meist aus Europa) besuchen jährlich die 15 Symposien zwischen April und Oktober. Jetzt hat Blaeser auch seine Galerie in die Eifel verlegt. Mit im Gepäck - viele wertvolle Bilder. Blaeser erklärt: "Seit 30 Jahren beschäftige ich mich mit der Kunst der verschollenen Generation." Damit meint er Künstler (um 1900 geboren), deren Arbeiten im "Dritten Reich" als "entartet" galten, konfisziert und teilweise sogar vernichtet wurden.Eine Lücke von Jahrzehnten gefüllt

Nicht alle konnten nach 1945 wieder Fuß fassen, einige blieben als gebrochene Menschen zurück (siehe Hintergrund). Blaeser hat als Treuhänder der Erben viele Nachlässe wiederentdeckt. "Ich habe Tipps von Kunsthistorikern bekommen und bin daraufhin weltweit fündig geworden." Die Lücke von 1933 bis 1945 sei über Jahrzehnte nicht gefüllt worden - "weder in Museen noch im Handel".Blaeser hat über 100 Exponate zusammengetragen. Ein Großteil der Arbeiten stammt aus den 20er- und 30er-Jahren. Die Bilder werden jetzt bei Ausstellungen in Steffeln, Prüm und Daun präsentiert. Blaesers Tochter Angelika erzählt: "Es lohnt sich, die unterschiedlichen Ausstellungen zu besuchen, da sich die Auswahl der Bilder nach dem jeweiligen Platz richtet."Zeitgenössische Kunst

Es werden nicht überall die gleichen Exponate gezeigt. In Steffeln sind 35 Werke zu sehen, während im Prümer Haus des Gastes für 100 Platz ist. Abgerundet wird die Ausstellung mit Werken zeitgenössischer Kunst. Dabei kommen Arbeiten aus der Vulkaneifel-Akademie ebenso zur Geltung wie Exponate renommierter Künstler. Angelika Blaeser zählt auf: "Mit dabei sind Skulpturen der Schweizerin Janni Weibel, Gemälde des Österreichers Fritz Baumgartner, Zeichnungen der Israelin Ruth Schloss und der Berliner Roland Nicolaus und Mideele Schade". Norbert Blaeser möchte zeigen, was in der Zeit von 1933 bis 1945 "en vogue" war und Künstler, die sich mit den "nachfolgenden Tendenzen beschäftigt haben". Einen perfekten Bogen schlägt die Landschaftsmalerei von Mideele Schade. Die Arbeit der 34-jährigen Berlinerin beschreibt ein Kritiker sehr plastisch: "Ihr Sehen ist Auswählen, und ihr Auswählen Absehen. Das Absehen von Beliebigkeiten, Zufälligem. Absehen ist Absicht, und was danach bleibt, ist Intention und Freiheit." Eine Freiheit, von der die "verschollene Generation" nur träumen konnte. Die Ausstellung ist vom 5. bis 13. Mai im Pfarrhof Steffeln täglich von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Prüm: 20. bis 28. Mai im Haus des Gastes (täglich von 11 bis 13 und 14 bis 18 Uhr). Daun: 12. Juni bis 13. Juli im Forum (9 bis 17 Uhr) und in der Volkbank (während den Kassenstunden).

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