Drama auf dem Dauner Viadukt: 40-Jähriger steht vor Gericht - Versuchter Totschlag an zwei Polizisten

Daun/Trier · Das Landgericht Trier verhandelt seit Dienstag gegen einen 40 Jahre alten Mann aus Daun. Er soll versucht haben, sich vom alten Dauner Viadukt zu stürzen. Dabei habe er zwei Polizeibeamte mit in den Tod reißen wollen. Nun droht ihm die Einweisung in eine psychiatrische Klinik.

Drama auf dem Dauner Viadukt: 40-Jähriger steht vor Gericht - Versuchter Totschlag an zwei Polizisten
Foto: (e_daun )

Daun/Trier. Dramatische Szenen wie aus einem Actionfilm sollen sich am Abend des 27. Mai 2015, kurz nach 23 Uhr, in 30 Metern Höhe auf dem alten Dauner Eisenbahnviadukt abgespielt haben: Vom Maare-Mosel-Radweg aus, der heute über die Brücke führt, klettert ein Mann über die Absicherung und überwindet das dahinterliegende alte Brückengeländer - eine halboffene und etwa 60 Zentimeter hohe Konstruktion, die einst nur für den bahninternen Betrieb bestimmt war. Kurz zuvor hat der Mann noch die Dauner Polizeiinspektion angerufen und "Gleich bekommt ihr eure Schlagzeile" in den Hörer gerufen.Beamte kennen den Mann


Zwei Beamte auf Streifenfahrt werden informiert - sie wissen, um wen es sich handelt, denn sie haben den längst polizeibekannten 40-Jährigen etwa 20 Minuten zuvor noch zufällig am Dauner Krankenhaus getroffen. Er hatte sie dort gebeten, ihn zur Klinik nach Gerolstein zu fahren, was die Beamten mit dem Hinweis "Wir sind kein Taxibetrieb" ablehnten.

"Als dann die Meldung von der Wache kam, sind wir direkt zum Viadukt gefahren. Nach langer Diensterfahrung hat man schon ein Bauchgefühl, wo so einer hin will", erklärt einer der beiden Polizisten nun als Zeuge vor Gericht. Mit ihrem Streifenwagen können die ortskundigen Beamten über den Radweg bis an den Brückenkopf heranfahren. Dann laufen sie mit Taschenlampen zu Fuß weiter auf das Viadukt und erkennen, dass der Mann schon über dem Abgrund baumelt und sich nur noch mit einer Hand am Brückengeländer festhält. Was dann folgt, beschreibt der Zeuge als "hektische und verzweifelte Aktion".

Auch die beiden Uniformierten klettern über die Drahtabsperrung, knien sich unter das alte Außengeländer und kriegen den Mann am Arm zu fassen. Als sie versuchen, ihn auf die Brücke zu ziehen, eskaliert die Situation. Der Zeuge erinnert sich: "Ich hole euch mit" habe der Mann mit weit aufgerissenen Augen gerufen, dann die beiden Beamten fest an den Unterarmen gepackt, sich mit den Füßen gegen die Brücke gestemmt und versucht, die beiden mit hinunterzureißen.

Dann muss ein minutenlanges Ringen am Abgrund gefolgt sein, bei dem die Beamten schließlich die Oberhand gewinnen. Es gelingt ihnen, den Mann in den Streifen zwischen Maschendraht und Außengeländer zu ziehen. Dort beginnt der Gerettete wild um sich zu schlagen und zu treten, wobei einer der Polizisten mit dem Fuß am Kopf getroffen wird. Das alles wird zunächst von übelsten Beschimpfungen begleitet. Dazu einer der beiden Zeugen: "Der war hochgradig aggressiv, bis er dann umschwenkte und weinerlich wurde."

Ganz friedlich habe er sich schließlich zum inzwischen eingetroffenen Krankenwagen führen lassen, der ihn in die Psychiatrie gebracht habe. Und der damals in Daun wachhabende Polizeibeamte sagt als Zeuge: "Die beiden Kollegen sind schon lange im Geschäft und hart im Nehmen. Aber als die von dieser Aktion zurückkamen, waren die echt angeschlagen und fertig."

Ein wirklich dramatischer Vorfall, mit dem sich die Schwurgerichtskammer unter der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz nun befasst. Staatsanwalt Stephane Parent kleidet den Hergang in die sachliche, strafrechtliche Formensprache: Versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte und Beleidigung lauten die Anklagepunkte gegen den 40-Jährigen aus Daun. Die Taten seien im Zustand verminderter Steuerungsfähigkeit begangen worden, denn der Beschuldigte leide an einem "psychopathologischen Zustand".
Zum Hergang selbst wolle sich sein Mandant noch nicht äußern, aber zur Person, erklärt Verteidiger Bernd Hoffmann aus Daun. Und der Beschuldigte, ein gebürtiger Alzeyer, holt auch gleich weit aus.

Es ist - sollte alles zutreffen - ein erschreckender Lebenslauf. Eine Leidensgeschichte mit brutalen Misshandlungen durch Stiefvater und Mutter, denen sexueller Missbrauch bei einem Pflegevater folgt. Später dann Alkoholprobleme und Versuche, ihrer mit Therapien Herr zu werden, eine gescheiterte Ehe mit drei Kindern und einem weiteren Kind aus einer inzwischen auch gescheiterten Freundschaft.
Die Verhandlung wird am 3. Dezember, 9 Uhr, fortgesetzt.

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