Eifeler Jung hat jetzt das Kommando

Gerolstein-Lissingen · Seit zwei Monaten ist Oberstleutnant Christian Sohns (44) Chef der Gerolsteiner IT-Spezialisten. Der gebürtige Birresborner, der 1990 seine Bundeswehrkarriere in der Eifelkaserne begann, ist der erste einheimische Kommandeur auf windiger Höhe. Und ziemlich stolz darauf.

Gerolstein-Lissingen. Das Lächeln hält noch immer an, seine Freude ist nach wie vor spürbar. Auf die Frage nach dem bisher schönsten Moment in seiner noch jungen Dienstzeit als Kommandeur des Führungsunterstützungsbataillons 281 in der Eifelkaserne in Gerolstein-Lissingen sagt Oberstleutnant Christian Sohns wie aus der Pistole geschossen: "Die Übernahme des Bataillons."
Glücksgefühl hält an


Kommandeur sei sein lange gehegter Berufswunsch gewesen. Dies in Gerolstein zu werden, wo er zur Schule gegangen ist und seine Bundeswehrkarriere als Wehrpflichtiger und Unteroffizier gestartet hat, sei schlichtweg toll. "Das Adrenalin und das Glücksgefühl halten noch an", sagt er in Anspielung auf den Gänsehautmoment während des Übernahmeappells.
Dafür nimmt er auch in Kauf, die nächsten drei Jahre pendeln zu müssen und unter der Woche von seiner Familie getrennt zu sein. Seine Frau und die beiden Kinder leben nach wie vor in Essen, Sohns hat ein kleines Zimmer im ehemaligen Hotel Rose in Gerolstein bezogen.
Die Eingewöhnung in den ersten Wochen sei ihm relativ leicht gefallen, "da ich vieles noch von früher kenne, auch so manchen Weggefährten - es gab schon so manches Déjà-vu". Beispielsweise in der Instandsetzungshalle. Oder auf dem Standort-Übungsplatz, "wo ich sofort eine Biwakstelle von damals wiedererkannt habe". Und auch er wird wiedererkannt, zumindest sein Name. Die Gerolsteiner Fernmelder und der Name Sohns gehören zusammen.
Das hat auch mit seinem Vater Klaus zu tun, der über Jahrzehnte Kompanie-Feldwebel in der Eifelkaserne war und lange Jahre auch die traditionsreiche Karnevalstruppe, den Bundeswehr-Elferrat ("Rotjacken") angeführt hat.
Bei den offiziellen Empfängen, an denen der neue Kommandeur bereits in der Brunnenstadt teilgenommen hat, kamen denn auch immer wieder Menschen auf ihn zu, haben ihn begrüßt und nach einem Blick aufs Namensschild zustimmend genickt. Nach dem Motto: Sohns und Olivgrün? Passt!
Und seine Einschätzung trügt ihn nicht, wenn er sagt: "Auch wenn sich das nun etwas blöd anhört: Ich glaube, die Leute sind auch ein bisschen stolz, dass nun erstmals ein Einheimischer das Bataillon führt."
Was es bedeutet, die Truppe der militärischen IT-Spezialisten zu befehligen, die an jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr teilnimmt, kann er bereits erahnen. "Zum Jahresende entsenden wir für vier Monate 120 Mann in die verschiedenen Einsätze. Das ist für uns eine Riesenherausforderung, an der wir bereits jetzt intensiv arbeiten", sagt er und zeigt auf mehrere dicke Ordner auf seinem Schreibtisch.
Unter seinen Soldaten herrsche eine große Bereitschaft, in den Einsatz zu gehen. Aber wenn bei einem Kameraden der "sechste oder siebte Einsatz ansteht, und er aus privaten Gründen eine Auszeit möchte, dann kommen wir dem auch, so weit es geht, nach", sagt der Kommandeur, der selbst über reichlich Auslandserfahrung verfügt - und genau weiß, welche privaten und familiären Probleme das mit sich bringen kann. So war er 1993 beim ersten Auslandseinsatz der Gerolsteiner Fernmelder in Somalia dabei und vor 14 Jahren gar dreimal hintereinander. "Da war mein Sohn neun Monate alt und meine Frau mit unserer Tochter schwanger. War alles nicht so einfach", sagt der 44-Jährige.
Das größte Problem heute ist für den Kommandeur der Personalmangel: "Rund 100 Dienstposten im IT-Bereich sind nicht besetzt." Da heißt es kurzfristig kreativ zu werden - und langfristig die Werbetrommel für den Arbeitgeber Bundeswehr zu rühren. Erst dieser Tage habe er eine Besprechung mit Lehrern der Berufsbildenden Schule in Gerolstein gehabt, um die Zusammenarbeit zu forcieren.
Nachwuchs gewinnen


"Neben den Einsätzen wird mein Schwerpunkt ganz klar auf der Nachwuchsgewinnung liegen", sagt Sohns und fügt hinzu, dass er die starken Bemühungen seines Vorgängers in dieser Hinsicht "mindestens in der gleichen Intensität fortführen" werde.
Und er wirbt auch gleich schon mal: "Wer bei uns eine Ausbildung zum IT-Spezialisten macht - und dafür auch noch gut entlohnt wird -, der hat danach auch in der freien Wirtschaft eine Jobgarantie fürs Leben."
Positiv fürs Image erachtet er, dass das Bataillon seiner Ansicht nach schon bald in IT-Bataillon umbenannt wird ("Das könnte schon 2017 passieren."). Das schaffe Aufmerksamkeit, gerade bei jungen Leuten.
Was er sich diesbezüglich von der Kommune, der Region wünscht: dass sie in den Metropolregionen für sich und ihre Stärken wirbt, "damit junge Leute sich überlegen, hierherzukommen".
Er jedenfalls sei sehr gerne wieder nach Gerolstein gekommen.

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