Ein Bodenschatz, auf dem Kühe weiden

Bodenbach · Touristische Aufwertung der Villa Bodenbach in der Verbandsgemeinde Kelberg: An der Stelle, wo sie 2003 entdeckt wurde, soll nun ein "Museum in der Landschaft" entstehen. Eine Hainbuchenhecke und ganzjährig blühende Kräuter sollen die Anlage visualisieren.

 So ähnlich wie dieses Modell der Villa Bollendorf soll die Villa Bodenbach ausgesehen haben. Foto: Archiv Günter Rätz

So ähnlich wie dieses Modell der Villa Bollendorf soll die Villa Bodenbach ausgesehen haben. Foto: Archiv Günter Rätz

Bodenbach. Heute weiden Kühe friedlich auf einer großen saftigen Wiese nahe des Dorfes Bodenbach. Beeindruckende Weitblicke hat man von dort ins Kelberger Land bis hin zum mächtigen Aremberg. Noch ist absolut nicht zu erkennen, dass sich dort unter der Grasnarbe etwas kulturhistorisch Einzigartiges verbirgt.
Geahnt und vermutet hatten es zwar viele, dass da dereinst einmal etwas stand. Erzählungen von einer Raubritterburg oder einem untergegangenen Kloster kursierten. Immer wieder wurden Scherben und Ziegel, Mörtelreste und quadergroße Steine gefunden. Nicht ohne Grund heißt die Flur seit Jahrhunderten "Ober der Steinigen Heck".
Dies alles ließ dem damaligen Bürgermeister Günter Rätz aus Bodenbach keine Ruhe. Er setzte sich mit dem Archäologen Peter Henrich vom Institut für Ur- und Vorgeschichte der Universität Köln in Verbindung, der 2003 die erste Untersuchung vornahm. Geomagnetische und geophysikalische Messungen vermittelten ein erstes - wenn auch etwas unscharfes - Bild. Henrich vermutete zunächst einen spätrömischen Burgus - eine burgähnliche Verteidigungsanlage mit einem Turm, der von drei Wehrgräben umgeben war - immerhin mit der beachtlichen Größe von etwa 3650 Quadratmetern.
Nach weiteren Forschungen kam er 2010 zu dem überraschenden Ergebnis: "Unsere erste Annahme war nicht richtig. Hier war kein Burgus, sondern ein römischer Gutshof aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus mit einer Größe von 27 mal 21 Metern." Sicher, derer gebe es viele in der Eifel, aber diese Villa sei mit einer hohen Mauer und drei tiefen Gräben umgeben gewesen.
Ungewöhnlich gut gesichert


Sie sei gesichert wie andernorts römische Kasernen oder Wehranlagen. Der Villeneigentümer, vermutlich ein wohlhabender Legionär, habe wohl Angst gehabt und sich so vor dem Eindringen und den zunehmenden Überfällen germanischer Stämme schützen wollen, schlussfolgert Henrich und meint weiter: "Diese Bodenbacher Villa stellt in ihrem Umbau zu einer kleinen Festungsanlage schon eine große Einmaligkeit dar, die bisher so noch fast nie entdeckt wurde. Dieser Fakt hat dazu geführt, dass die Bauweise von den Archäologen inzwischen Typ Bodenbach genannt wird."
2013 fanden weitere Grabungen statt, die 90 Zentimeter dicke Mauerfundamente, viele Ton- und Glasscherben zu Tage förderten. Außerdem fand man einige Bronzemünzen mit dem Bild von Kaiser Constans sowie eine Brandschicht, aus der gefolgert wurde, dass die Villa um 330 nach Christus durch Feuer zerstört worden war.
So wissenschaftlich interessant dieser Bodenschatz auch war - er wurde wieder mit einer dicken Grasschicht zugedeckt. "Die Fundamentreste einfach frei liegen lassen wollten wir nicht", sagt Günter Rätz. "Dann hätten wir die gesamte Anlage überdachen, schützen und gegen eventuellen Vandalismus sichern müssen. Das hätte unsere finanziellen Möglichkeiten weit überschritten."
Zusammen mit Henrich wurden andere Pläne entwickelt: Ein "Museum in der Landschaft" soll entstehen, das die gesamte Villenanlage visualisiert. "Wir werden die Gebäudeaußenmauern mit einer Hainbuchenhecke bepflanzen, und die drei Gräben sollen durch einen Bewuchs mit verschiedenen Kräutern, die das ganze Jahr über blühen, erkennbar werden", erklärt Altbürgermeister Rätz und fährt fort: "Mein Ziel war es stets, unseren Bewohnern die Wurzeln ihrer Geschichte näher zu bringen, unsere Region bekannter zu machen und für den Tourismus zu erschließen. Interessante Wanderwege werden geschaffen. Informationstafeln und Ruhegruppen ergänzen das Ensemble. In enger Zusammenarbeit mit der Tourist-Information Kelberg wird dann die Ausgrabungsstätte der "Bodenbacher Villa" touristisch in Wert gesetzt und bundesweit beworben." Und sein Nachfolger, Bürgermeister Thorsten Krämer, ergänzt: "Das Museum in der Landschaft versteht sich als historisches Langzeitgedächtnis mit der Aufgabe, wertvolle Dinge aufzubewahren und die Geschichte Bodenbachs für Einheimische und Besucher anschaulich darzustellen."
Es sei das erste Projekt dieser Art in Rheinland-Pfalz und werde durch die Ortsgemeinde getragen und durch Landes- und EU-Mittel gefördert. Durch Eigenleistung werde es kostengünstig gehalten und in die Betreuung des Ortes genommen.
Auch wenn zur Zeit noch alles unter einer dicken Grasnarbe ruht, die Planungen und zeitlichen Vorgaben sind fertig. Ende dieses Jahres soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein, so dass es im kommenden Jahr in einem großen Festakt der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. avi

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