Ein Dorf mit eigenem Kalender

Josef Dissemond, Pfarrer im Ruhestand und gebürtiger Bolsdorfer, liebt seine Heimatgemeinde. Der 76-Jährige erarbeitet nicht nur die Chronik mit vielen liebevollen Details, sondern veröffentlicht jährlich einen Kalender. 300 Exemplare, auf eigene Kosten produziert, verteilt er an alle Bolsdorfer Haushalte.

 Helmut Schmitz (rechts), Ortsvorsteher in Bolsdorf, freut sich sehr über die Arbeit von Josef Dissemond (links). Der ehemalige Pfarrer hat viele historische Dokumente und Fotos über die Bolsdorfer Geschichte zusammen getragen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Helmut Schmitz (rechts), Ortsvorsteher in Bolsdorf, freut sich sehr über die Arbeit von Josef Dissemond (links). Der ehemalige Pfarrer hat viele historische Dokumente und Fotos über die Bolsdorfer Geschichte zusammen getragen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Bolsdorf. (vog) Auf dem 2009er Bolsdorfer-Kalender sind zwei Kinder abgebildet. Ein Junge als Clown geschminkt und eine dunkelhäutiges Mädchen: Sie schauen sich neugierig an. Ein Spruchband beginnt mit "Wenn einer sagt: Ich mag dich, ich find dich ehrlich gut, dann krieg ich eine Gänsehaut und auch ein bisschen Mut." Zwischenmenschlichkeit hat für den ehemaligen Krankenhaus-Pfarrer große Bedeutung. Er sagt: "In Bolsdorf halten alle zusammen und das Miteinander funktioniert hervorragend. Alt und jung, Gott und Mensch."

Der Frauengemeinschaft spricht er besonderen Dank aus, da sie für ihn die Archivierung der Chronikunterlagen übernommen hat. Unzählige Dokumente und über 2000 Dias gilt es zu ordnen.

In der alten Schmiede von 1876 finden die historischen Unterlagen einen guten Platz. Bereits seit 1985 veröffentlicht Dissemond in unregelmäßiger Folge Themenhefte über die Bolsdorfer Geschichte. Die Margarethen-Kapelle hat er dabei ebenso berücksichtigt wie das 100-jährige Bestehen der Feuerwehr (der TV berichtete).

Als nächste Themen möchte er den Erhalt des Bolsdorfer Dialektes und die Bedeutung des "Luppes" aufgreifen. Lachend berichtet er: "Der Luppes war quasi der Kinderspielplatz vor 1950, zwischen Schmiede und Bolsdorfer Bach." In dem Bach haben die Bauern die Rüben gewaschen und auch das Eisenerz, das "Auf Schleed" gewonnen wurde, wurde im Bach gereinigt, bevor es nach Jünkerath "in die Fabrik" gebracht wurde. Es gibt viele schöne alte Geschichten aus dem Hillesheimer Stadtteil.

Ein anderes Herzensanliegen sind Dissemond die Bolsdorfer Kalender. Im 2009er wird der dreijährige Philipp Wirtz als "jüngster Feuerwehrmann bei der diesjährigen 100 Jahr-Feier" einen Platz finden. Ortsvorsteher Helmut Schmitz: "Ohne die Arbeit von Pfarrer Dissemond wären wir noch lange nicht so weit mit der Aufarbeitung unserer Geschichte." Der 76-Jährige, genannt "Schull Jupp", hat seit vielen Jahren seine zweite Heimat bei den Heilig-Geist-Schwestern in Koblenz. Seine Arbeit im Krankenhaus und eigene Schicksalsschläge ("ich habe in 32 Jahren 3,5 Zentner Cortison gegessen") haben ihn sensibilisiert für emotionale Zwischentöne. Er sagt: "Das Wort Salomons, Herr, gib mir ein hörendes Herz, hilft jedem im Leben weiter."

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