Ein Roter regiert das Mausefallendorf

Neroth · Kaum ein Ortsbürgermeister in der Region ist so lange im Amt wie Egon Schommers aus Neroth. Der 64-Jährige blickt auf 23 Dienstjahre zurück und ist bereits fünf Mal wiedergewählt worden. Und das als Sozialdemokrat in der traditionell "schwarzen" Eifel.

Neroth. Das Haus von Egon Schommers ist leicht zu finden: Direkt neben der Haustür hängt ein Schild mit dem Wappen von Neroth und der Aufschrift "Ortsgemeinde Neroth Ortsbürgermeister". Zum sechsten Mal ist Schommers bei den diesjährigen Kommunalwahlen als Ortsbürgermeister gewählt worden - und das als Roter. "Das erste Mal, 1991, war ein Sprung ins kalte Wasser. Der einzige Rat, den ich bekommen habe, war: Du musst immer alles richtig abheften", sagt Schommers lachend.
Die Kommunalpolitik habe ihn bereits als Kind interessiert, erinnert er sich: "Mit zehn Jahren bin ich schon mit meinem Vater zu den Gemeinderatssitzungen gegangen." Sofort schlägt er einen Bogen zur Gegenwart: "Wenn man heute junge Leute sucht, ist das sehr schwer." Den Anreiz, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, beschreibt der 64-Jährige so: "Man kann für die Gemeinde, für das Gerolsteiner Land und für den Landkreis was Positives schaffen."
Dabei sieht er sich nicht allein in der Verantwortung: "Egal, wer die Mehrheit in den Ratsfraktionen hatte, wir haben immer zusammengearbeitet, auch wenn es oft Diskussionen gab und gibt. Es geht um das Wohl der Gemeinde, nicht um private Interessen." Auf den Rückhalt der Nerother können sich Schommers und der Gemeinderat "im Großen und Ganzen verlassen". Als Ortsbürgermeister sieht er sich in der Pflicht: "Man muss schon viel Einsatz zeigen."
Als Beispiel nennt er die schnelle DSL-Versorgung der Gemeinde: "Da habe ich beim Bau der neuen Wasserleitungen, zusammen mit Werkleiter Wolfgang Bohr, die Telekom überredet, ihre Leitungen doch in die offenen Gräben zu legen." Das habe die Gemeinde lediglich 10 000 Euro gekostet, statt der üblichen 100 000 Euro, betont Schommers. Geärgert hat er sich allerdings auch in seiner Amtszeit: "Wir wollten im Jahr 2000 Windkraftanlagen bauen. Die wurden abgelehnt. Heute setzen wir auf unsere Zukunft im Tourismus. Und jetzt, wo wir es nicht mehr wollen, sollen Windräder auf unserer Gemarkung aufgestellt werden. Und das, obwohl der Gemeinderat einstimmig dagegen ist."
Eines bedauert der Ortsbürgermeister ganz besonders: "Das Engagement wird insgesamt immer weniger, fast überall fehlt der Nachwuchs." Dennoch blickt Schommers optimistisch in die Zukunft: "Ich hoffe, dass alles so bleibt, vielleicht etwas besser wird. Und dass wir im Rat und mit der Rentnergruppe noch einige Projekte verwirklichen können."

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