Einzelhändler bleiben gelassen

Unberührt: Während sich der Gewerbeverein Gerolstein bei seiner jüngsten Jahreshauptversammlung mit Alltäglichem und der Festlegung von Terminen für die nahe Zukunft beschäftigte, wurde die künftige Nutzung der ehemaligen Fußgängerzone mit keinem Wort thematisiert.

Gerolstein. Der Gewerbeverein Gerolstein hat bei seiner jüngsten Jahreshauptversammlung, zu der neben dem fünfköpfigen Vorstand gerade einmal 17 Mitglieder gekommen waren, das aktuelle politische Topthema, die künftige Nutzung der Hauptstraße, die kürzlich für den Verkehr geöffnet und zum verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt wurde (der TV berichtete), nicht diskutiert. Lediglich einige wenige Male wurde das Thema "Fußgängerzone" gestreift.

"Das mit den Bäumen macht keinen Sinn"



Zum Beispiel, als Gewerbevereinsvorsitzender Heinz Weber erneut seine grundsätzliche Haltung (er ist bekennender Gegner der Öffnung) kundgetan hatte. Oder als er in Zusammenhang mit dem weihnachtlichen Schmücken der Innenstadt bemerkte, "dass das mit den Bäumen jetzt, wo überall alles zugeparkt ist, kaum mehr einen Sinn macht". Dabei war die Sitzung verheißungsvoll gestartet, als Weber daran erinnerte, dass "es an gleicher Stelle vor zwei Jahren mächtig Zoff gegeben hat". Wegen der anstehenden Öffnung der Fußgängerzone.

Doch anstatt darüber zu diskutieren und zentrale Punkte zu formulieren, worauf der Gewerbeverein bei der künftigen Nutzung der Hauptstraße Wert legt, wurde auf das alte Geschäftsjahr zurückgeblickt, und es wurden Termine festgelegt. Ebenfalls ohne Diskussion wurden dabei sowohl der Frühjahrs- als auch der Herbsttermin für die verkaufsoffenen Sonntage 2009 bestimmt. Es sind traditionell der letzte Sonntag im März und der erste Sonntag im Oktober.

Lediglich mit hauchdünner Mehrheit wurde hingegen der noch junge Sommertermin bestätigt. Demnach werden auch 2009 am Sonntag der St.-Anna-Kirmes (26. Juli) die Geschäfte in Gerolstein geöffnet sein. Ob es aber viele sein werden, ist angesichts des knappen Abstimmungsergebnisses fraglich. Ohne Abstimmung hingegen wurde Webers Vorschlag abgelehnt, auch am Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr zu öffnen. Und dass, obwohl er den Termin den Mitgliedern schmackhaft gemacht hatte: "An Weihnachten werden viele Geldgeschenke gemacht, und die müssen rasch ausgegeben werden." Zudem, so Weber, hätten die Prümer damit gute Erfahrungen gemacht.

Und nachdem Hans-Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Gerolsteiner Land, an die Gewerbetreibenden appelliert hatte, sich bei Events oder Veranstaltungen miteinzubringen und Einrichtungen wie den Eifelsteig zur Umsatzsteigerung zu nutzen, hakte Weber verbal das zur Neige gehende Jahr ab: "Kommen Sie gut ins neue Jahr!"

Meinung

Höchste Zeit aufzuwachen!

Thema verfehlt: So könnte man das Treffen des Gewerbevereins Gerolstein bewerten. Die Geschäftsleute scheinen noch immer nicht begriffen zu haben, was die Stunde geschlagen hat. Da wird im Bauausschuss bereits (wenn auch nicht öffentlich und vorläufig) beschlossen, wer wie welches Areal zu welchem Preis künftig in der ehemaligen Fußgängerzone nutzen darf, und die am stärksten Betroffenen wissen nichts davon. Und es geht nicht einmal ein Aufschrei der Empörung durch ihre Reihen! Doch allein auf die Stadt zu schimpfen, dass man nicht eingebunden wurde, ist zu einfach. Denn sie selbst haben auch eine Bringschuld, hätten längst von jedem Mitglied dessen Bedarf an Flächen vor der Ladentür, dessen Gestaltungswünsche und sonstige Anregungen zusammentragen sowie einen Katalog ihrer Forderungen der Stadt übermitteln und die anschließende Diskussion hartnäckig einfordern müssen. Geschehen ist so gut wie gar nichts. Da der endgültige Beschluss aber erst im Stadtrat Anfang Dezember verabschiedet wird, lautet die Devise: Höchste Zeit, aufzuwachen! m.huebner@volksfreund.de

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