Eltern stößt altes Schulessen auf

Im Hubertus-Rader-Förderzentrum in Gerolstein sind beim Schulessen, das ein Caterer aus dem Hunsrück liefert, abgelaufene Nahrungsmittel entdeckt worden. Die Elternvertreter haben daraufhin gemeinsam mit der Schulleitung die Aufhebung des Vertrags erzwungen. Der Lieferant widerspricht allen Vorwürfen.

Gerolstein. Seit 28. September ist mit Helmut Hucke, Elternsprecher des Hubertus-Rader-Förderzentrums (HRF), nicht mehr "gut Kirschenessen". Ihm ist ebenso wie der HRF-Schulleitung gründlich der Appetit vergangen. Hucke: "Der Lehrer, der auch als Sicherheitsbeauftragter agiert, hat seit drei Monaten abgelaufene Mahlzeiten im Kühlraum gefunden, die mittags den Kindern als Essen vorgesetzt werden sollten. Ungeheuerlich."

Sofort seien Schulleitung und Elternvertreter tätig geworden. HRF-Schulleiterin Beate Neugebauer-Kraft möchte auf TV-Anfrage keine Stellung beziehen. Sie sagt: "Da mittlerweile alles geregelt ist, machen wir keinen Wind mehr um die Angelegenheit."

Allerdings hat sie am 9. Oktober in einem Elternbrief alle Familien der 130 HRF-Schüler informiert. In den Familien ist das Schulessen Gesprächsthema. Elternsprecher Hucke moniert: "Da wird bundesweit das Essen für unsere Kinder ausgeschrieben, und der günstigste Anbieter erhält den Zuschlag, unabhängig von der Qualität." Da gelte Tomatensoße als Gemüsebeilage, und auch viel zu kleine Portionen würden toleriert.

Im HRF werden Schüler zwischen 6 und 21 Jahren unterrichtet. Hucke: "Da ist eine Mahlzeit mit zwei Reibekuchen zum Mittag nicht ausreichend." Außerdem kritisiert er die Lebensmittelkontrollen vonseiten der Kreisverwaltung. (siehe Extra.) Und er fügt hinzu: "Wir waren kurz davor, das Essen zu boykottieren."

In den vergangenen Wochen liefen zwischen der Kreisverwaltung als Schulträger, dem HRF und dem Essenslieferanten aus dem Hunsrück die Telefondrähte heiß. Der Juniorchef der Lieferfirma erklärt: "Wir haben seit der Firmengründung vor 30 Jahren noch nie abgelaufene Lebensmittel verarbeitet. Es handelt sich hier schlichtweg um einen Etikettierfehler. Das Produktionsdatum wurde als Mindesthaltbarkeitsdatum ge-stempelt." Lebensmittelkontrolleure hätten diesen Fehler bemerkt und dokumentiert. Die Ware sei "absolut in Ordnung" gewesen. Dem TV legte der Juniorchef die Ergebnisse der mikrobiologischen Überprüfungen vor. Laut Analyse des Lebensmittelkontrolleurs der Kreisverwaltung Simmern, Manfred Neumann, gab es bei den untersuchten Proben tatsächlich "keinen Anlass zur Beanstandung".

Der Lieferant sagt daraufhin: "Damit unser guter Ruf nicht beschädigt wird, haben wir trotzdem die Reißleine gezogen und den Vertrag mit dem HRF aufgehoben." Die Kreisverwaltung als Schulträger spricht ebenso von einer "einvernehmlichen Lösung", wenngleich die Behörde ebenfalls davon spricht, dass "es von Elternseite über längere Zeit Unzufriedenheit über Menge und Qualität des Essens gab".

Ab Januar 2010 werden die Westeifelwerke, die bis vor vier Jahren schon mal das HRF belieferte, mit Mittagessen versorgen. Über die Mehrkosten möchte die Kreisverwaltung nichts sagen, da ansonsten Mitbewerber daraus Kalkulationsgrundlagen schlussfolgern könnten. Elternsprecher Hucke resümiert erleichtert: "Wir sind froh, dass die Westeifelwerke wieder für unsere Kinder kochen. Dann ist das Essen frisch und ausreichend." Hintergrund Amtliche Kontrolle von Mittagessen an Schulen: Laut Elternsprecher Helmut Hucke hat es in den vergangenen vier Jahren keine Kontrolle des Schulessens am Förderzentrum gegeben. Auch Stefan Gerber, Schulleiter an der benachbarten Grundschule Waldstraße, erklärt: "Bei uns waren bisher auch keine Lebensmittelkontrolleure der Kreisverwaltung." Verena Bernardy, Sprecherin der Kreisverwaltung, hält dagegen: "Generell werden alle Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung überprüft. Es gab bisher keine Auffälligkeiten." Sie unterstreicht, dass nicht nur die Essensausgaben kontrolliert werden, sondern bereits die Lieferanten "von den Überwachungsbehörden an deren Betriebssitzen". (vog)

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