Erfolgreicher Protest: Straße wird geöffnet
Walsdorf-Zilsdorf/Dockweiler · Die vielen Baustellen im Norden des Kreises zehren immer mehr an den Nerven von Autofahrern und Geschäftsinhabern. Daher kündigt der Landesbetrieb Mobilität nun an, die seit Monaten gesperrte B 421 in Zilsdorf über den Winter wieder zu öffnen. Für Bianca Lichtenberg kommt das zu spät. Sie hat ihre Metzgerei in Walsdorf wegen ausbleibender Kundschaft geschlossen. Und nun wird auch noch die B 410 in Dockweiler für zwei Tage gesperrt.
Nächste Baustelle: Der Bahnübergang in Dockweiler (Bild oben) wird Ende November erneuert, die Bundesstraße dafür zwei Tage gesperrt. Die Sperrung der B 421 in Zilsdorf (Bild rechts) wird hingegen über den Winter aufgehoben. Für Bianca Lichtenberg kommt das zu spät: Sie hat wegen ausbleibender Kundschaft ihre Metzgerei in Walsdorf geschlossen, der Party-Service läuft aber weiter. TV Fotos: Mario Hübner (3)
Foto: (e_gero )Walsdorf-Zilsdorf/Dockweiler. "Ich hatte sonst immer 70 Kunden am Tag, davon viele LKW-Fahrer und Pendler, die angehalten haben. Durch die vielen Baustellen und Sperrungen waren es nur noch 20. Das hat einfach nicht mehr gereicht. Wir sind ja regelrecht abgeschnitten." Mit diesen Worten begründet Bianca Lichtenberg von Biancas Metzgerei und Partyservice ihren Entschluss, die Fleischerei vor rund zwei Monaten geschlossen zu haben. "Ich kann ja nicht auf gut Glück Koteletts zubereiten - und dann kommt niemand. Ich habe ja schließlich frische Ware, die man nicht mal eben eine Woche liegen lassen kann", sagt sie, betont aber auch: "Meinen Party-Service betreibe ich weiter."
Ob sie nach Fertigstellung der Bundesstraße in Zilsdorf, die in Verlängerung direkt an ihrem Laden vorbeiführt, auch die Metzgerei wieder öffnet, ist derzeit ungewiss. "Das Problem ist ja, dass Kunden, die ein Jahr oder länger weg sind, nicht sofort wiederkommen, da sie sich inzwischen anderweitig orientiert haben", sagt die Geschäftsfrau.
Und auch Margit van Pütten von der Baumschule van Pütten in Stroheich ist über die Ballung von Baustellen und Straßensperrungen alles andere als erfreut. "Wir merken das schon am Umsatz, zudem sind viele unserer Kunden, die uns treu geblieben sind, total genervt", sagt sie und fügt hinzu: "Ich habe kein Verständnis dafür, dass Bauprojekte, die seit Jahren in Planung sind, plötzlich alle auf einmal realisiert werden - und wir und unsere Kunden dann mit riesigen Umwegen konfrontiert werden."
Auch Detlev Zufelde von der ED-Tankstelle in Walsdorf hat auf den Rückgang der Kunden durch die Straßensperrungen reagiert - und schließt seine Tankstelle nun bereits um 20 Uhr statt bisher um 21 Uhr.
Da sich die Klagen über Sperrungen und Umwege mehren, reagiert der Landesbetrieb Mobilität in Gerolstein. Der stellvertretende Leiter Bruno von Landenberg kündigt an: "Wir werden die B 421 in Zilsdorf von Ende Dezember bis Anfang März öffnen, damit der Verkehr wieder fließen kann." Dieser Entscheidung sei ein Gespräch mit Kommunalpolitikern, Geschäftsleuten und Bürgern vorausgegangen, denn "es sind schon einige Leute aus Zilsdorf und Oberehe-Stroheich auf uns zugekommen", sagt der LBM-Mann.Hauptverkehrsachse B 421
Die B 421 ist eine Hauptverkehrsachse im Kreis, die vom Südosten über Daun und Hillesheim bis in den Nordwesten nach Stadtkyll und weiter führt. In Zilsdorf wird sie nach Angaben des LBM täglich von 3500 Fahrzeugen befahren. "Dieses Verkehrsaufkommen können wir nicht über Wirtschaftswege umleiten", sagt von Landenberg. Das gehe verkehrsrechtlich nicht, zudem seien diese Strecken bereits durch den Bus-, besonders den Schulbusverkehr ausgelastet - mit täglich bis zu 26 Fahrzeugen.
Dass die Straße - obwohl noch nicht fertiggestellt - über den Winter wieder geöffnet werden soll, kommt für Bianca Lichtenberg nach eigenen Worten "zwei Monate zu spät".
Auf der Baustelle wird seit Ende Juni gearbeitet - vom Abzweig nach Betteldorf bis zum Ortsausgang in Richtung Walsdorf. In Richtung Ortsausgang wird derzeit der Untergrund bis zu einem Meter tief ausgetauscht, "da er nicht tragfähig genug ist", erklärt Polier Norbert Schmitz von der Firma Backes-Bau. Zuvor wurden bereits Rohre und Leitungen für schnelles Internet verlegt, marode Kanalrohre und die Wasserleitung streckenweise sowie die Brücke über den Altstraßbach komplett erneuert. Dafür wurden große Betonfertigteile in den Boden eingegraben. "Bei der Brücke müssen jetzt noch die Kappen und weitere Wände betoniert sowie die Fahrbahn asphaltiert werden", sagt Polier Schmitz.
Auf die Frage, ob alles bis Weihnachten so weit fertig werde, dass - wie vom LBM angekündigt - die Straße über den Winter geöffnet werden könne, sagt Schmitz: "Gehen wir mal davon aus. Wir können aber nicht mehr als arbeiten." Was die Arbeit bereits seit geraumer Zeit behindere, sei der Umstand, dass "uns hier schon zehn Batterien für Warnblinklichter geklaut wurden und dass trotz Hinweisschilder und Sperrbaken ständig Autos und LKW in die Baustelle fahren - und zwar bis es nicht mehr weitergeht", berichtet der Polier.
Die Öffnung im Winter soll laut von Landenberg übrigens nicht zu einer Verzögerung führen, "da ohnehin eine Winterpause eingeplant ist". Nach seiner Auskunft soll das große Straßenbauprojekt Ende 2016 fertiggestellt sein.
Dafür wird ein Weiteres begonnen: die Sanierung des Bahnübergangs in Dockweiler. Zum einen werden die Gummimatten samt Unterbau zwischen den Gleisen erneuert, zum anderen 2,50 Meter Straßenbelag auf beiden Seiten neu asphaltiert. "Das muss noch vor dem Winter gemacht werden, da die Schlaglöcher immer tiefer werden", sagt von Landenberg und kündigt eine Sperrung der B 410 von Mittwoch, 25. November, 7.30 Uhr, bis Freitag 27. November 7.30 Uhr an. Das Problem: Die B 410 ist Umleitungsstrecke für die Zilsdorf-Sperrung. Daher werden für besagte zwei Tage alle Autos und LKW über Dreis gelotst.Meinung
Unnötige Belastung
Noch nie hat es in einem Jahr gleichzeitig so viele Großbaustellen auf den Straßen im Kreis gegeben. Und demzufolge haben die Verkehrsteilnehmer, Geschäftsleute und Anwohner von Umleitungsstrecken auch noch nie unter so vielen Behinderungen leiden müssen. Jetzt, nachdem es einigen rund um Zilsdorf und Stroheich zu bunt geworden ist und sie auf die Barrikaden gegangen sind, zeigt sich der LBM einsichtig - und öffnet die Straße über den Winter. Eine flexible Behörde - gut so! Doch dann verkündet die gleiche Behörde, noch eine weitere klitzekleine Baustelle zu eröffnen: in Dockweiler auf der B 410, der zweiten großen Verkehrsachse im Kreis. Und weil diese die Umleitung für die Zilsdorf-Baustelle ist, dürfen sich die Dreiser über noch mehr (Schwerlast-)Verkehr freuen. Eine unnötige und unverständliche Entscheidung - auch wenn es sich nur um zwei Tage handelt! Denn die Sanierung des Bahnübergangs ist augenscheinlich nicht so dringend erforderlich, dass sie nun sofort erledigt werden müsste. Dieses Vorhaben sollte angepackt werden, wenn in Zilsdorf freie Fahrt herrscht. m.huebner@volksfreund.deExtra
Der 840 Meter lange Ausbau der B 421 in Zilsdorf kostet 1,6 Millionen Euro. Der Bund übernimmt 1,064 Millionen Euro, der Kreis 90 000 Euro, die Gemeinde für den Ausbau der Gehwege 330 000 Euro und die VG-Werke Hillesheim für die Teil-Erneuerung des Kanals und der Wasseranschlüsse 164 000 Euro. mh
