"Es gibt mehr Geld"

Behinderte Mitarbeiter am ersten Arbeitsmarkt zu integrieren ist gesetzlicher Auftrag für die Westeifelwerke. Mit einem Integrationsbetrieb soll der Einstieg geschafft werden. Nach einer Kooperation mit Gerolsteiner folgt jetzt eine weitere mit Bilstein und Siekermann. Insgesamt sind zwei Arbeitsplätze für nicht behinderte sowie fünf für behinderte Mitarbeiter geschaffen worden.

 Dem 23-jährigen geistig behinderten Daniel Reinhart macht, gemeinsam mit Vorarbeiter Richard Schmitz, die Arbeit im neuen Integrationsbetrieb viel Spaß. Hintere Reihe von links: Karl-Heinz Thommes von der Lebenshilfe, Werner Maas und Bruno Hirtz vom Kooperationspartner Bilstein und Siekermann, Ferdinand Niesen, Geschäftsführer der Westeifelwerke, deren Prokurist Gerd Disch (verdeckt) und Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Peter Metzger. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Dem 23-jährigen geistig behinderten Daniel Reinhart macht, gemeinsam mit Vorarbeiter Richard Schmitz, die Arbeit im neuen Integrationsbetrieb viel Spaß. Hintere Reihe von links: Karl-Heinz Thommes von der Lebenshilfe, Werner Maas und Bruno Hirtz vom Kooperationspartner Bilstein und Siekermann, Ferdinand Niesen, Geschäftsführer der Westeifelwerke, deren Prokurist Gerd Disch (verdeckt) und Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Peter Metzger. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein/Hillesheim. "Ich kriege mehr Geld, habe aber weniger Pausen. Ich gehe morgens gerne zur Arbeit", berichtet Daniel Reinhart. Der 23-jährige geistig Behinderte aus Oberstadtfeld hat bisher unter der Obhut der Werkstatt in der Receiver-Montage gearbeitet. Im Integrationsbetrieb montiert er für Bilstein und Siekermann (BS) Magnete in Verschluss-Schrauben.Eine Gewinnsituation für alle Beteiligten

700 000 Stück soll er pro Jahr gemeinsam mit Vorarbeiter Richard Schmitz abliefern. Die Menge schreckt ihn nicht. Das Plus in der Lohntüte stehe an erster Stelle. Ferdinand Niesen, Chef der Westeifelwerke (WEW), meint: "Es muss eine Gewinnsituation für alle Beteiligten entstehen." WEW und die Lebenshilfe-Vereinigungen Daun, Bitburg und Prüm profitieren vom Ausbau ihres neuen Integrationsunternehmens. Niesen: "Für Mitarbeiter in der Werkstatt bekommen wir Pflegesätze. Der Integrationsbetrieb (IB) wird in keiner Weise subventioniert. Er muss sich rechnen." Für die Kooperationspartner geht das Exempel auf. Die Lohnarbeiten im IB sind zwar nicht so günstig wie in der Werkstatt, aber nicht so kostenintensiv wie im eigenen Betrieb. In der WEW können aus Kapazitätsgründen nicht alle Arbeiten gemacht werden. BS-Geschäftsführer Bruno Hirtz erläutert: "Im globalen Wettbewerb helfen uns so zuverlässige Partner wie die WEW, das Kostenniveau zu halten, damit wir weiterhin am Standort Deutschland produzieren können. Unser Ziel ist es nicht, nach Osten abzuwandern." BS nehme die Verantwortung für 90 Arbeitsplätze in Hillesheim sehr ernst. Fazit der Unternehmer: Letztendlich sichert der IB regionale Arbeitsplätze. Mit Gerolsteiner besteht seit Monaten eine Kooperation über drei Arbeitsplätze für eine Kastenwaschanlage. An beiden Standorten (bei Gerolsteiner und dem BS-Bereich bei den WEW) sind außerdem Praktikumsplätze für behinderte Mitarbeiter eingerichtet worden. Die Arbeitsbedingungen am regulären Markt schaffen nur wenige Behinderte. Karl-Heinz Thömmes von der Lebenshilfe meint: "Wenn drei Prozent in den IB wechseln würden, wären wir dicke aufgestellt. Mehr haben wir nicht, die es schaffen. Auch wenn die Politik unrealistische 20 Prozent fordert." Klaus-Peter Metzger, Vorsitzender des WEW-Aufsichtsrates, befürwortet den langsamen Ausbau des Integrationsbetriebes. Niesen ergänzt: "Für 2008 haben wir die Devise, gemeinsam mit BS und Gerolsteiner zu wachsen. Beide Unternehmen denken über weitere Dienstleistungsverträge nach." Mit anderen regionalen Betrieben seien Kooperationen für lohnintensive Tätigkeiten vorstellbar.

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