Filigrane und einfallsreiche Jäger: Mausefallenmuseum in Neroth besteht seit 25 Jahren

Neroth · Das Mausefallenmuseum in Neroth, das Einblick in das Leben und Wirken eines ganzen Handwerkszweigs im 19. und frühen 20. Jahrhundert liefert, ist einzigartig in der Region. Und inzwischen 25 Jahre alt.

 Museumsleiterin Marianne Horn erklärt Museumsbesuchern die Herstellung von Mausefallen (links). Volker Duttlinger demonstriert die Flechtkunst für eine Obstschale (rechts). TV-Fotos (2): Alois Mayer

Museumsleiterin Marianne Horn erklärt Museumsbesuchern die Herstellung von Mausefallen (links). Volker Duttlinger demonstriert die Flechtkunst für eine Obstschale (rechts). TV-Fotos (2): Alois Mayer

Foto: (e_gero )

"Das Museum ist für unsere Gemeinde ein großer Anziehungspunkt. Es bietet viele Informationen für Gäste und Einheimische. Neroth sowie viele Betriebe profitieren von dieser einzigartigen Einrichtung", sagt Ortsbürgermeister Egon Schommers stolz.

In der Tat, in der reichen Museumslandschaft des Landkreises Daun stellt das Mausefallenmuseum eine viel besuchte Besonderheit dar.
Vor 25 Jahren wurde es vom Heimatverein Neroth und dem damaligen Ortsbürgermeister Ferdinand in der denkmalgeschützten Volksschule von 1844 eingerichtet.

Ziel war es, der Nachwelt Einblicke in die sozialen Strukturen und Arbeitsfelder von Neroth zu gewähren, das als Mausefallendorf und seine Bewohner als Mausfallskrämer bezeichnet wurden. "Früher waren diese Ausdrücke eine Beleidigung für die Nerother", meint Egon Schommers, "aber heute sind wir stolz darauf, denn sie machen Neroth weltweit bekannt."

Dieses für Neroth typische Gewerbe begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das geprägt war von großer wirtschaftlicher Not, hoher Sterblichkeit, Missernten und massenhafter Auswanderung in die USA. Theo Kläs aus Neroth erlernte auf seinen Gesellenreisen durch ganz Deutschland, Böhmen, Ungarn und die Schweiz die Kunst des Drahtflechtens und die Herstellung von Drahtwaren.

Zurück in Neroth, erwuchs daraus rasch ein Gewerbe, das zur deutlichen Verbesserung der Lebensbedingungen der Bewohner beitrug und die Auswanderung einschränkte. "Die Familienangehörigen mussten alle am Draht schaffen. Selbst die Schulkinder hatten ihr Pensum zu erledigen", erklärt Helga Wallenborn, Vorsitzende des Heimatvereins. "In Heimarbeit wurden nicht nur die unterschiedlichsten und vielfältigsten Mause- und Rattenfallen hergestellt, sondern nahezu alles aus Draht, wie Schneebesen, Blumen- oder Drahtkörbe und viele andere Artikel."

Dann weist sie hin auf ein besonders schönes Museumsexemplar aus dem Jahr 1897. "Diese Drahtschale wurde von einem 19-Jährigen äußerst kunstvoll geflochten und errang dreimal auf der Leipziger Messe eine Auszeichnung."
"Die auf die Herstellung von Drahtwaren spezialisierten Nerother Mausfallskrämer reisten durch ganz Deutschland, kamen sogar bis Königsberg. Durch den Verkauf der Drahtwaren verbesserten sie so das spärliche landwirtschaftliche Einkommen der Familien", ergänzt Ortsbürgermeister Schommers.

"Damit Fremde von ihrer Handels- und Preispolitik nicht zu viele Geschäftspraktiken erfahren konnten, entwickelten die fahrenden Händler aus dem Ort untereinander eine Art Geheimsprache, die als Jenisch` bezeichnet wird.
Allerdings kennen diesen speziellen Dialekt heute nur noch die älteren Einwohner, und mit ihnen wird dann wieder ein Stück Eifeler Kulturgeschichte aussterben" (siehe Extra).

Das Nerother Mausefallenmuseum zeigt die verschiedenen Produktionsphasen des im Dorf ausgestorbenen Drahtwarengewerbes und stellt den gesamten Zeitraum der Gewerbeentwicklung von den 1830er Jahren bis in die 1970er Jahre dar. Der letzte Betrieb wurde 1979 geschlossen. Heute bildet er den Kern des Mausefallenmuseums.

Dessen Leiterin Marianne Horn freut sich: "Viele Besucher, in letzter Zeit zunehmend aus Belgien und Holland, kommen zu uns, und wir bieten auch ständig Führungen an. Alle sind beeindruckt. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter fahren das Jahr über auf Handwerkermärkte und demonstrieren die Kunst des Drahtflechtens."

Marianne Horn sorgt sich jedoch: "Dieses Museum in seiner Besonderheit wird bestehen bleiben, aber Nachwuchs zu finden, die den Besuchern noch die Herstellung von Drahtprodukten zeigen können, wird schwieriger."
Die Öffnungszeiten des Museums sind in der Zeit vom 1. April bis 31. Oktober mittwochs, von 14 bis 16 Uhr, und freitags von 15 bis 17 Uhr; Gruppenbuchungen ab fünf Personen sind jederzeit auf Anfrage möglich.Extra

Filigrane und einfallsreiche Jäger: Mausefallenmuseum in Neroth besteht seit 25 Jahren
Foto: (e_gero )

Wandernde Händler oder Hausierer aus Neroth oder anderen Eifelorten verständigten sich untereinander in einer Krämersprache, für andere vollkommen unverständlich. Es ist eine Mischung aus Jiddisch, Rotwelsch oder der Sprache der Sinti und Roma. Dieser Rotwelschdialekt, bei dem die Herkunft vieler Wörter im Dunkeln liegt, wird oft mit dem Oberbegriff "Jenisch" benannt. Egon Schommers nennt ein Beispiel: Ein Nerother kommt nach Hause zurück und sagt zu seiner Frau: "Esch honn en herd Kletsche verkinnescht un en joode Schores jemaach, wiele jon esch noch un et Schaskelbeyes un schwächen en doft Bläm." (Ich habe viele Fallen verkauft und gutes Geld verdient. Jetzt gehe ich noch in die Wirtschaft und trinke eine schöne Flasche Bier) Marianne Horn: "Roon es hej, Scheens, die Kletsch as doft; et setzt at en Munes drun!" (Guck mal hier, Kerl! Die Falle ist prima, es sitzt schon eine Maus drin!)

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