Günstige Lösung begraben

Der Hillesheimer Bauunternehmer Follmann tritt vom Auftrag zurück, die an sein Grundstück grenzende Friedhofsmauer zu sanieren. Als Grund nannte er die im Stadtrat geäußerte Kritik an der freihändigen Vergabe und "die Unterstellungen, dass geklüngelt wurde".

Hillesheim. "Ich werde den Auftrag zur Sanierung der Friedhofsmauer nicht annehmen." Das sagte der Hillesheimer Bauunternehmer Winfried Follmann dem TV. Und fügte hinzu: "Dann müssen sie jetzt eben die teurere Variante wählen und vom Friedhof aus sanieren, denn auf mein Grundstück kommt keiner drauf."

Als Grund für seinen Rückzug, den er bereits der Stadt mitgeteilt hat, nannte er die kontroverse Diskussion im Stadtrat über die Vergabe, die ohne Ausschreibung erfolgt ist (der TV berichtete). Follmann sagte verärgert: "Da wurde ja so getan, als ob es Klüngel gegeben hat. Dabei lief alles einwandfrei. Das Angebot, das ich auf Wunsch abgegeben habe, war in Ordnung und nachvollziehbar. Ich habe für die einzelnen Arbeiten marktübliche Konditionen angegeben. Da waren keine Fantasiepreise dabei."

Die Mutmaßungen, dass möglicherweise die Hecke auf seinem Grundstück für die Schäden an der Mauer gesorgt hat, wies er zurück: "Das ist absoluter Unfug." Und wenn doch, dann können das beim Freilegen der Mauer ja ohne Weiteres festgestellt werden. Follmann: "Aber daran liegt es nicht, sondern weil direkt hinter der Mauer Gräber angelegt wurden. Und das wissen die bei der Stadt genau."

Der erste Stadtbeigeordnete Klaus Blech (WG Handwerk), der momentan Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) vertritt, sagte zu der aktuellen Entwicklung: "Tja, wer Herrn Follmann kennt, weiß: Damit war zu rechnen." Blech skizzierte das weitere Vorgehen: Zunächst würden die drei Architekten der Stadt angeschrieben, um einen Planungsauftrag zu erarbeiten. Dann werde einer ausgewählt - als Grundlage für eine Ausschreibung der Sanierungsarbeiten. Schließlich würde ausgeschrieben und im Bauausschuss oder Stadtrat der Auftrag neu vergeben. "Ich befürchte, dass es teurer wird - und zwar nicht unerheblich. Und außerdem ist davon auszugehen, dass es mit der Sanierung in diesem Jahr nichts mehr wird", sagte Blech. Wie die Sanierung dann letztlich bewerkstelligt werde, ohne das Follmann-Grundstück nutzen zu können, "müssen wir mal sehen".

Der Stadtrat Hillesheim hatte den Auftrag zur Sanierung der Friedhofsmauer ohne Ausschreibung einstimmig, aber nach lebhafter Diskussion an den Hillesheimer Bauunternehmer Follmann zum Angebotspreis von knapp 38 000 Euro vergeben. Wegen der Vermutung, dass auch die Hecken auf Follmanns Grundstück die Schäden an der Mauer verursacht haben könnten, hatte der Rat den Auftrag an die Bedingung geknüpft, dass unter Aufsicht der Bauabteilung des Rathauses die Mauer an der schadhaften Stelle freigelegt werden sollte, damit eine mögliche Beschädigung durch das Wurzelwerk untersucht werden könne. Gegebenenfalls wäre dann ein Gutachter beziehungsweise die Versicherung eingeschaltet worden. Erst danach hätten die weiteren Arbeiten fortgeführt werden dürfen.

Meinung

Nicht entmutigen lassen!

Durch den Rückschlag in Sachen Friedhof-Sanierung sollte sich der Hillesheimer Stadtrat nicht entmutigen und schon gar nicht mundtot machen lassen. Das engagierte erste Auftreten des neu zusammengesetzten Gremiums war ein gutes Beispiel für gelebte Demokratie und wie ernst man sein Mandat als gewählter Volksvertreter nehmen sollte. Gerade weil sie (finanziellen) Schaden von der Stadt abwenden und ein transparentes Verfahren wollten, haben sich die Ratsmitglieder für eine Überprüfung der Schadensursache starkgemacht. Dass dies dem angesprochenen Bauunternehmer nicht gefallen hat und er sein Angebot zurückgezogen hat, muss in diesem Fall hingenommen werden. Für die Zukunft wird es sicherlich von Vorteil für die Stadt sein, wenn der Rat sich weiterhin so konzentriert mit seinen Aufgaben auseinandersetzt und Dinge kritisch hinterfragt. Schließlich ist es nicht sein Geld, das er ausgibt, sondern das der Steuerzahler. m.huebner@volksfreund.de

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