Gefahr von oben

GEROLSTEIN. Große Schäden am Gebälk des Glockenturmes der katholischen Pfarrkirche St. Anna sind die Ursache dafür, dass sicherheitshalber die Haupteingänge gesperrt wurden und vorläufig das Kirchengeläut eingestellt wurde. Die Höhe der Reparaturkosten und die Dauer der Sanierung sind noch ungewiss.

 Die Haupteingänge der katholischen Pfarrkirche St. Anna bleiben bis auf weiteres sicherheitshalber gesperrt, weil im Glockenturm massive Schäden festgestellt wurden. Messen finden wie gewohnt statt. Die Seiteneingänge sind offen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Die Haupteingänge der katholischen Pfarrkirche St. Anna bleiben bis auf weiteres sicherheitshalber gesperrt, weil im Glockenturm massive Schäden festgestellt wurden. Messen finden wie gewohnt statt. Die Seiteneingänge sind offen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Rot-weiß gestreiftes Absperrband flattert vor den beiden imposanten Haupteingängen der St.-Anna-Kirche in der Burgstraße. Irritiert lesen Messbesucher die Hinweisschilder, um dann durch den Seiteneingang ins Gotteshaus zu gelangen. Der Messbetrieb bleibt nämlich von den Schäden im Turm-Holzgebälk unberührt. "Seit Donnerstag überschlagen sich hier die Meldungen", sagt Pfarrer Hans-Peter Müssenich. Bei einer turnusmäßigen Glockenwartung seien die eklatanten Schäden entdeckt worden. Daraufhin haben Experten der Glockengießerei, eines Zimmermannbetriebes sowie ein Statiker den Turm genauestens unter die Lupe genommen. Einhelliges Fazit: "Gefahr von oben". Wichtige Holzstreben, an denen Teile des Turmes verankert sind, sind regelrecht gefault. Nicht das ganze Turmgebälk ist morsch, aber tragende Elemente. "Ein Stück Mauer könnte sogar einstürzen", erklärt Pastor Müssenich. Sicherheitshalber wurden deshalb die Haupteingänge gesperrt. Um weitere Risiken auszuschließen, wurde auch vorläufig das Kirchengeläut ausgeschaltet. Die Schwingungen der Glocken könnten dem morschen Gebälk den Rest geben. Wie aus der Chronik von Cornelia Gerhartz zu erfahren ist, wurde der Turm 1936 nachträglich an der 1813 eingeweihten Pfarrkirche St. Anna erhöht. Die "Glockenstube" lag nämlich die ersten 124 Jahre in einer Höhe mit dem Kirchendach. Ursprüngliche Pläne, die der Erste Weltkrieg zerstörte, wurden 1935 wieder aufgenommen, so dass der Turmsockel um fünf Meter erhöht wurde. Erst da entstand der markante Turm. Vier neue Glocken, die 1937 eingeweiht wurden, hängen seitdem auf einer Ebene. Die Sanierungsarbeiten sollen jetzt so schnell wie möglich erledigt werden. Pastor Müssenich: "Wenn Gefahr im Verzug ist, können wir den Antrag beim Bistum nachreichen." Er hofft auf eine 60-prozentige Beteiligung an den Reparaturkosten. Auf die Frage, mit welchem Betrag zu rechnen sei, erntete der Geistliche von allen Experten bisher Achselzucken. Er sagt: "Das ist wohl auch über den Daumen gepeilt momentan nicht zu sagen." Niemand wisse, welche Schäden vielleicht erst noch sichtbar würden."Das kommt uns jetzt schon in die Quere"

Dabei steht die Pfarrei St. Anna finanziell alles andere als rosig da. Pfarrer Müssenich erklärt: "Das kommt uns jetzt schon in die Quere. Wir haben bereits einen Kredit aufgenommen, sind aber nicht überschuldet." In den laufenden Investitionsplanungen steht an erster Stelle eine neue Heizung für die Kirche, gefolgt von einer gemeinsamen Heizungsanlage fürs Pfarrhaus und Pfarrheim. Müssenich schätzt die Gesamtkosten auf 140 000 Euro. Überlegungen, eine große Pelletsheizung für Kirche, Pfarrhaus und -heim anzuschaffen, hätten Fachleute als unwirtschaftlich kalkuliert. Eine Pelletsheizung fürs Pfarrhaus und -heim könnte sich rechnen und sei nicht ausgeschlossen. Alle Investitionspläne hängen derweil aber wieder am seidenen Faden. Zuerst muss die "Gefahr von oben" gebannt werden.

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