Geheimnisvolle Löcher

Prüm/Daun/Gerolstein · Generationen von Kindern haben in der Schule gelernt, dass die Eifelmaare Spuren der vulkanischen Geschichte ihrer Heimat sind. Ein Forscher hat eine andere Erklärung. Er behauptet: Maare sind Einschlagkrater von Kometensplittern. Die TV-Serie Echt jetzt? wirft einen Blick auf diesen Erklärungsversuch.

Prüm/Daun/Gerolstein. Maare sind ein faszinierendes Naturphänomen: Sie sind meist kreisrund, oft mit Wasser gefüllt, und scheinen zumindest in der Vulkaneifel und ihren Randgebieten hinter jeder Weggabelung zu liegen. Es gibt kaum ein Kind der Eifel, das nicht einmal entlang eines Wassermaars wanderte, seinen Blick über ein Trockenmaar schweifen ließ und zumindest einmal in seiner Schullaufbahn etwas davon hörte, dass die Eifelmaare vulkanischen Ursprungs sind. Aber stimmt das?TV-Serie Echt Jetzt?



Die Behauptung: Die Eifelmaare sollen gar nichts mit Vulkanismus zu tun haben. Vielmehr seien sie himmlischen Ursprungs, meint Wilhelm Pilgram, Arzt und Hobbygeologe. Der Absturz von etwa 100 Himmelskörpern habe die charakteristischen "Augen der Eifel" in das Antlitz der Landschaft geschlagen. Maare seien einfach die Einschlagskrater von Splittern genau jenes Kometen, der vor 10 000 Jahren auch die biblische Sintflut auslöste - die Geowissenschaft befinde sich seit langem auf dem Holzweg.

Ein Erklärungsversuch: In unzähligen Artikeln versucht Pilgram die geologische Wissenschaft zum Umdenken zu bewegen. Er stellt dabei nicht infrage, dass die Eifel ein Vulkanland ist, wie er im August 2011 im Aufsatz "Die endgültige Entstehungsursache der Maare in der Eifel" betont, aber dass die Maare als Folge vulkanischer Aktivität gedeutet werden, sei nicht nachweisbar. Seinen Forschungen zufolge habe es seit dem Ende der jüngsten Eiszeit keinen, wie er es nennt "primären Vulkanismus" - also direkten Vulkanausbruch -, mehr in der Eifel gegeben. "Wenn über 100 ovale Krater auf immer der gleichen Richtung von Südost nach Nordwest liegen, dann kann das nie und nimmer Vulkanismus sein", schreibt Pilgram in "Die schlimmen Deutungsfehler in der Eifelgeologie" (August 2012). Als Kronzeugen seiner These führt er die Lavabombe von Strohn an. Der Basaltbrocken sei der einzige auf der Erde auffindbare Splitter des Sintflutkometen. (siehe Extra).

Der Weisheit letzter Schluss? Forscher und Eifeler glaubten bis in die 1970er Jahre noch, dass der Vulkanismus in der Eifel tot sei. Die Studien des Experten für Eifelvulkanismus Hans-Ulrich Schmincke belehrten dann aber alle eines Besseren. Mit seinen Untersuchungen bewies er, dass es unterhalb der beschaulichen Oberfläche heiß hergeht und noch immer kräftig blubbert. Laut Schmincke ist die Eifel eines der meist untersuchten Vulkangebiete der Erde.
Er datiert den Laacher-See-Vulkan auf ein Alter von knapp 12 900 Jahren und das Ulmener Maar auf etwa 11 000 Jahre, - womit Pilgrams Feststellung, es habe keinen "primären Vulkanismus" mehr seit Ende der Eiszeit gegeben, bereits widerlegt ist. Das Eichholzmaar bei Steffeln zum Beispiel wird wiederum auf ein Alter von mehr als 13 000 Jahren geschätzt. Im Eichholzmaar wurde Asche vom Laacher Ausbruch gefunden. Die Eifelmaare entstanden also nicht alle zur gleichen Zeit - was die Kometentheorie ad absurdum führt.
Bis 1970 war die genaue Ursache von Maaren noch umstritten. Ein japanisch-amerikanisch-deutsches Forschungsteam hat dann aber herausgefunden, dass Maare entstehen, wenn Grundwasser auf heiße Magma trifft - eine fatale Mischung. Es entsteht ein enorm hoher Druck, der zu Explosionen führt und das Gestein darüber wegsprengt - in dem Trichter bildet sich ein Maar. Die Lavabombe hat übrigens nichts mit den Maaren zu tun. Sie wurde bei Vulkanausbrüchen am Wartgesberg geformt. Der Eifelvulkanismus und die Entstehung der Maare bleiben im Blick der Geologen: Die Forschungen laufen weiter.

Fazit: Genug gezweifelt: Generationen von Wissenschaftlern haben zweifelsfrei bewiesen, woher die Maare kommen - Skepsis ist hier nicht mehr angebracht. Von exotischen Thesen sollte sich niemand verwirren lassen.
Demnächst widmet sich "Echt jetzt?" heiligem Schuhwerk.

Kennen Sie auch eine Geschichte, die sie kaum glauben können und deren Wahrheitsgehalt Sie einmal geklärt haben möchten? Dann erzählen Sie davon in einer E-Mail an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).Extra

 Klaus Stickelbroeck (links), Alois Pohlen, Helmut Schäfer und Christian Welter versuchen, die Lavabombe zu schieben – oder drücken sie doch gegen den einzigen Splitter des Sintflutkometen? TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Klaus Stickelbroeck (links), Alois Pohlen, Helmut Schäfer und Christian Welter versuchen, die Lavabombe zu schieben – oder drücken sie doch gegen den einzigen Splitter des Sintflutkometen? TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Wilhelm Pilgram glaubt, dass die Strohner Lavabombe der letzte verbliebene Splitter eines riesigen Kometen ist. Tatsächlich ist sie aber ein 120 Tonnen schwerer Basaltbrocken mit einem Durchmesser von fast fünf Metern. Sie wurde bei Steinbrucharbeiten am Wartgesberg gefunden. Sie entstand bei mehreren Vulkanausbrüchen: Der Brocken wurde aus der Lava hinausgeschleudert, rutschte mehrfach zurück in den Krater und nahm dabei weitere Lava und Schlackenteile mit, bis er am Kraterrand steckenblieb. aff

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