Gerolsteiner interessiert Zukunft des ehemaligen Hotels Calluna brennend

Gerolstein · Vor allem die Zukunft des ehemaligen Hotels Calluna, das von vielen schon als Flüchtlingsunterkunft gesehen wird, aber auch die Entwicklung des Brunnenareals und der Drahtfabrik, der Umbau der Kyll sowie die Verunreinigungen in der Stadt: Das sind die Themen, die den Gerolsteinern derzeit auf den Nägeln brennen.

 Was wird aus dem ehemaligen Hotel Calluna. Das fragen sich viele Gerolstein. TV-Foto: Mario Hübner

Was wird aus dem ehemaligen Hotel Calluna. Das fragen sich viele Gerolstein. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
 Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz informiert rund 50 Gerolsteiner über aktuelle stadtpolitische Themen bei der Einwohnerversammlung. TV-Foto: Mario Hübner

Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz informiert rund 50 Gerolsteiner über aktuelle stadtpolitische Themen bei der Einwohnerversammlung. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Gerolstein. 80, 80, 50: Das ist die Anzahl der Gäste, die die bisherigen drei Bürgerversammlungen in der Amtszeit von Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) besucht haben. Zur ersten (mit dem Themenschwerpunkt Neubau der Hochbrücke) hatte er vor einem Jahr eingeladen, bei der zweiten im Januar dieses Jahres ging es um den millionenschweren Umbau der Kyll, und diesmal war kein spezielles Thema gesetzt. Dennoch hatte sich Bongartz auf einige Themen besonders vorbereitet.
"Ich hätte mir natürlich mehr Interessierte gewünscht, aber auch 50 Gäste sind noch in Ordnung", sagte der Stadtbürgermeister, der den Bürgern Rede und Antwort stand. Folgende Themen waren von Interesse:

Hotel Calluna: Gleich mehrere Bürger gingen davon aus, dass das seit geraumer Zeit leer stehende und in der nächsten Woche zur Zwangsversteigerung anstehende ehemalige Vier-Sterne-Hotel schon bald als Flüchtlingsunterkunft genutzt werde. So der Gerolsteiner Geschäftsmann Klaus Dahm, der selbst zehn Zimmer im Hotel besitzt, aber mit seinem Versuch, dort betreutes Wohnen für Senioren anzubieten, am Widerstand der Stadt scheiterte. Denn die Stadt hielt und hält weiter an ihrer Wunschvorstellung fest, dass das Hotel wiederbelebt wird und so Kaufkraft nach Gerolstein bringt. "Wir wollen weiterhin eine touristische Nutzung des Hotels und werden uns gegen eine Entwidmung schärfstens wehren", sagte Bongartz und informierte darüber, dass die Stadt sowohl mit der Gläubigerbank als auch mit zwei potenziellen Interessenten in Kontakt stehe. Das Problem: Beide Interessenten wollen das Haus betreiben, es aber nicht kaufen. Bongartz Aussage "Geben Sie mir eine Million Euro, dann kaufen wir das Hotel!" hatte denn auch weniger mit der Realität, denn mit Wunschdenken zu tun. Für Klaus Dahm (und viele andere Gerolsteiner) ist ein anderes Szenario, das er kurz umriss, viel wahrscheinlicher: "Die Bank kauft das Haus selbst, bietet es dem Land als Flüchtlingsunterkunft an und hat so schnell ihr Geld wieder drin. Und die Stadt hat keine Einflussmöglichkeit."

Flüchtlingssituation: Nachdem mehrere Anwesende die Befürchtung geäußert hatten, das Hotel Calluna könne Flüchtlingsunterkunft werden, fragte ein anderer Bürger, was die Stadt für die Flüchtlinge tue. Ordnungsamtsleiter Bernd Schmitz gab Auskunft, dass derzeit 126 Asylbewerber im Gerolsteiner Land untergebracht seien. 2010 seien es 29 gewesen. "Bis jetzt haben wir noch keine Wohnungsnot, wir sind aber dankbar für jedes weitere Angebot", sagte er und fügte hinzu, dass die Hilfesuchenden allesamt dezentral - auf alle Dörfer und die Stadt verteilt - untergebracht würden. Schmitz betonte die "große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung" und berichtete, dass seine Abteilung bereits um eine halbe Stelle aufgestockt wurde und eine weitere Personalaufstockung geplant sei, um die Arbeit bewältigen zu können. Bewingens Ortsvorsteher Hardy Schmidt-Ellinger appellierte grundsätzlich: "Alle, die heute hier Anregungen, aber auch Kritik geäußert haben, sollten mal überlegen, wie sie sich - eventuell mit Freunden und Bekannten - positiv bei einem ganz bestimmten Projekt für ihr Gerolstein einbringen können." Dafür gabs lautstarken Applaus. Das nutzte Monika Neumann vom Mehrgenerationenhaus. Sie sagte: "Ich suche derzeit noch drei funktionstüchtige Fahrräder für Flüchtlinge. Und Kinderwagen brauchen wir auch immer."

Innerstädtisches Gewerbeareal des Gerolsteiner Brunnens: Stadtbürgermeister Bongartz informierte darüber, dass es nun einen Neustart bei den Überlegungen der künftigen Nutzung des Areals geben soll. Nachdem in städtischen Gremien, der Bürgerschaft und beim beauftragten Planungsbüro schon seit Langem darüber diskutiert wird, was mit dem Areal, auf dem seit Ende 2013 bis auf kleine Restbereiche der Betrieb eingestellt wurde, passieren soll, ist es in jüngster Zeit still geworden um das Thema. "Nun werden wir ein Stadtentwicklungskonzept in Auftrag geben, das die Zukunft des Brunnenareals genauso berücksichtigt wie die angrenzenden Bereiche", sagte Bongartz. Danach würden die Ideen der Bürger einbezogen.

Projekt Stadt im Fluss: Einige Fragen hatten die Bürger zum Projekt Stadt im Fluss, dem millionenschweren Umbau der Kyll in Gerolstein, für den der Stadtrat Anfang dieser Woche nach Langem Hin und Her endlich die Auftragsvergabe beschlossen hat. Achim Hell und Ex-Stadtbürgermeister Bernd May kritisierten, dass es im Vorfeld der Auftragsvergabe zu Unregelmäßigkeiten und somit auch einer erheblichen zeitlichen Verzögerung gekommen sei. Der Stadtbürgermeister gestand selbst ein, dass es bis jetzt ein ziemlich langer und komplizierter Prozess war, betonte aber, dass das Projekt die Stadt weiterbringen wird. Mit Anspielung auf die Kostenüberschreitung bereits beim ersten Bauabschnitt von 250 000 Euro sagte er erneut: "Der erste Abschnitt ist der wichtigste und teuerste. Wir haben aber das gesamte Projekt im Blick. Und dafür wollen wir den Kostenrahmen von drei Millionen Euro einhalten." Gefragt von Achim Hell nach den Folgekosten für die neue Infrastruktur, konnte der Stadtbürgermeister keine zufriedenstellende Antwort geben.

Ehemalige Drahtfabrik: Dafür skizzierte er seine Vorstellungen für die Entwicklung der Industriebrache Drahtfabrik. Nachdem vergangenes Jahr rund 25 000 Altreifen auf Kosten der Stadt aus dem Gebäude entsorgt wurden, schlage sich die Stadt noch immer mit dem letzten verbliebenen Mieter herum. Nachdem dieser laut Bongartz zwei Fristen für die Räumung seines Elektroschrotts nicht eingehalten habe, habe ihm die Stadt eine letzte Frist gesetzt. "Wir haben ihm unter Androhung von Strafe angekündigt, dass er bis Jahresende mitsamt seinen Sachen die Hallen geräumt haben muss." Wenn das geschehen sei, solle die Drahtfabrik zeitnah abgerissen werden. Anschließend müsse untersucht werden, ob großflächig Boden auf der Industriebrache ausgetauscht werden müsse. Als Folgenutzung könne er sich "ein Zusammenleben von Jung und Alt" dort vorstellen. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht, so Bongartz. Anwohner Achim Hell, der sich schon lange über die Zustände in Sachen Drahtfabrik aufregt und bei verschiedenen Stellen beschwert hat, traut den Ankündigungen nicht. Sein Fazit: "Man kann aufs Gerolsteiner Amt gehen und sagen, was man will. Die Leute dort handeln viel zu langsam."

Verunreinigungen: Bei einem anderen Punkt hingegen will Stadtbürgermeister Bongartz viel schneller Erfolge erzielen: den Verunreinigungen in der Stadt. "Wir prüfen gerade, ob wir die unter Strafe stellen können", kündigt er an. Denn Gerolstein sei Touristenort, und derzeit seien alleine zwei Stadtarbeiter ausschließlich damit beschäftigt, den Müll und Dreck in den Parks, auf Plätzen und Flächen zu beseitigen. Die Kosten: immens. Und im Rondell soll die bestehende, aber kaputte Videoanlage rasch repariert werden. Was ihn bei dem aussichtslos erscheinenden Unterfangen, die Verschmutzungen einzudämmen, optimistisch stimmt: Unlängst seien diejenigen, die das Rondell mit allerlei Körperexkrementen verunreinigt hätten, mithilfe der Polizei dingfest gemacht worden. "Die Rechnung für die Reinigungsfirma, die wir extra beauftragen mussten, haben sie schon einmal bekommen", sagt Bongartz.

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