"Gut, dass sie nicht in Mainz steht"

WIESBAUM-MIRBACH. Die 120 000 Euro teure Sanierung der Außenfassade der Erlöserkapelle Mirbach wird mit großem Know-how von Experten erledigt. Vor dem Arbeitsbeginn sind gemeinsam mit Denkmalpflegern spezielle Mörtelmischungen ausgewählt worden. Bis Ende September muss die Sanierung wegen Witterungseinflüssen abgeschlossen sein.

Die Begeisterung der Mainzer Experten für die gut hundertjährige Kapelle ist deutlich spürbar. Denkmalpfleger Günter Stanzl sagt: "Sie ist ein Kleinod par excellence und überhaupt nicht dörflich." Reinhold Ehlenz vom Institut für Steinkunde pflichtet ihm bei: "Sie ist etwas ganz Besonderes im Land, aber es ist gut, dass sie nicht in Mainz steht. Da würde sie nach vielen Übersanierungen heute anders aussehen."Dem Wasser folgen die Steine

Gemeinsam mit Restaurator Martin Grabowski aus Euskirchen, der zur Spitze seines Fachs zählt, sind sich die Liebhaber von Baudenkmälern einig: "Der außerordentlichen Bauqualität und Handwerkskunst der Erlöserkapelle muss bei der Sanierung Rechnung getragen werden." Den Löwenanteil der Sanierung macht die Überarbeitung des Tuffsteingemäuers aus. Marode Fugen sorgen für Wassereinlagerungen, denen lose Steine folgen. Grabowski kennt sich nach 27 Jahren Erfahrung als Restaurator aus. Er hat etliche spezielle Mörtelmischungen ausprobiert und legt den Mainzer Experten acht zur Auswahl vor. Gemeinsam mit Jürgen Mathar, Bauingenieur der Hillesheimer Verwaltung, wählt das Quartett drei Varianten aus. Ehlenz erklärt: "Eine für den Basaltsockel und zwei fürs Tuffsteingemäuer, wobei eine nur an der Seite, die stark von der Witterung beeinträchtigt wird, sowie an Schrägen und Sockelstreben eingesetzt wird." Stanzl ist zufrieden. Er meint: "Wir kommen dem Original schon sehr nah." Es werden allerdings keine Tuffsteine ausgetauscht. Die Fugen werden nicht komplett erneuert, sondern nur da, wo es nötig ist. Auch wird die Kapelle nicht von einem Gerüst umhüllt. Nach einem Rasterplan stellt Grabowski Arbeitsgerüste bis zur Traufhöhe auf. Mathar erklärt: "Dabei werden auch Flechten, Moose oder Pilze mit 70 Grad Celsius warmem Wasser vom Tuffstein entfernt und die Kupfer-Sims-Bleche, die teilweise vom Wind angehoben wurden, repariert." Außerdem werden die drei Außentreppen überarbeitet. Damit Witterungseinflüsse die Arbeiten mit den besonderen Mörtelmischungen nicht schon im nächsten Frühjahr wieder zunichte machen, fordert Stanzl eine rasche Umsetzung der Sanierung. Grabowski verspricht, bis Ende September fertig zu sein. Bei der Besprechung sind auch Werner Zens vom Pfarrgemeinderat sowie Klaus Kaufmann, Ortsvorsteher und Vorsitzender des Fördervereins, mit von der Partie. Die Experten monieren den Kopfsteinpflasterstreifen, der in den 60er- Jahren rund um die Kapelle verlegt wurde. Kaufmann verspricht, dass Mitglieder des Fördervereins diesen Fauxpas in Eigenleistung beheben werden. Das Kopfsteinpflaster werde demnächst grüner Wiese weichen. Doch mit der 120 000 Euro teuren Sanierung (40 000 Euro Land, 60 000 Euro Stiftung Denkmalschutz, 17 500 Euro Gemeinde, 2500 Euro Förderverein) ist der Sanierungsbedarf noch nicht gedeckt. Im kommenden Jahr steht die Überarbeitung des Turmes und des Glockenstuhls an. Gemeinsam mit Vertretern des Bistums Trier sollen diese Arbeiten am 21. September besprochen werden. Auch eine neue Gestaltung des Außengeländes ist in Planung. Vor allem der Holzlattenzaun, blockierte Blickachsen und der asphaltierte Vorplatz sind nach Expertenmeinung "extrem störend".

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