"Hauptsache, niemand wurde verletzt"

Etwa tausend Euro hat ein Unmaskierter am frühen Dienstagabend bei einem bewaffneten Raubüberfall auf den Schlecker-Markt in Birresborn erbeutet (der TV berichtete).

 Der Schlecker-Markt in der viel befahrenen Ortsmitte von Birresborn ist am Dienstagabend von einem mit einem Messer bewaffneten Mann überfallen worden. TV-Foto: Mario Hübner

Der Schlecker-Markt in der viel befahrenen Ortsmitte von Birresborn ist am Dienstagabend von einem mit einem Messer bewaffneten Mann überfallen worden. TV-Foto: Mario Hübner

Birresborn. "Schlimm!", "Der Hammer!", "Das ist ja ein Ding!": Am Morgen danach ist der bewaffnete Raubüberfall auf die Schlecker-Filiale in der Ortsmitte von Birresborn das bestimmende Thema der Dorfbewohner, die gerade ihre Geschäfte erledigen. Ob in der Gaststätte und der Metzgerei nebenan, im Lebensmittelladen und der Arztpraxis gegenüber sowie beim Bäcker und im Café um die Ecke: Das Verbrechen beschäftigt alle.Viele haben davon auch erst an diesem Morgen gehört - obwohl die Drogerie-Filiale mitten im Ort an der Einmündung der K 77 von Salm in die viel befahrene Hauptverkehrsstraße der Dorfes (die L 24) liegt. Zudem war bereits kurz nach dem Überfall ein großes Polizeiaufgebot mit Beamten aus Daun, Prüm und von der Bundespolizei vor Ort und hat nach Worten des Dauner Polizeichefs Hans-Peter Thiel bereits 35 potenzielle Zeugen, die sich während des Überfalls in der Nähe aufgehalten haben, befragt.

Interessante Spuren werden verfolgt

"Es hat aber niemand etwas gesehen", sagte Thiel. Dennoch ist er optimistisch. "Wir verfolgen einige interessante Spuren und sind zuversichtlich, den Täter zu bekommen", sagte er dem TV. Auf was genau er seine Zuversicht stützt, wollte er aus ermittlungstechnischen Gründen nicht preisgeben. Auf jeden Fall nicht weitergebracht hat die Beamten die Überprüfung des Bahnverkehrs - Birresborn ist ein Halt auf der Eifelstrecke zwischen Trier und Köln. Kurz nach dem Überfall sei lediglich eine Frau in den Zug gestiegen.

Daher dürften sich die Ermittler primär auf die relativ genaue Beschreibung des unmaskierten Täters durch die 42-jährige Angestellte stützen. Gegenüber der Polizei schilderte sie den Überfall wie folgt: Kurz vor 18.30 Uhr, als sie mit den Vorbereitungen zum Schließen des Ladens beschäftigt war, betrat ein Mann das Geschäft. Er ging auf sie zu, drückte ihr ein Messer in die Seite und forderte sie auf, die Kasse zu öffnen. Die Angestellte steckte die Geldscheine in eine vom Täter mitgebrachte Baumwolltasche. Danach drückte ihr der Mann, der "akzentfreies Deutsch" sprach, das Messer an den Rücken, führte sie in einen separaten Raum und zwang sie, den Tresor öffnen. Dadurch erbeutete der Räuber einen kleineren vierstelligen Bargeldbetrag. Bereits am Nachmittag war der spätere Täter im Markt und kaufte eine Tafel Schokolade - vermutlich um die Gegend auszukundschaften.

Laut Polizeichef Thiel war die Angestellte kurz nach dem Überfall "enorm erschrocken", habe sich inzwischen aber wieder gefangen. Das bestätigt auch die während des Überfalls nicht anwesende Filial-Leiterin Nicole Diederichs. "Der Kollegin geht es gut. Sie war und ist sehr gefasst", sagt sie und fügt hinzu: "Wir sind hier hart im Nehmen." Dennoch: Die Angestellte, die am Morgen danach nochmals in den Markt kam, aber sich gegenüber dem TV nicht äußern wollte, wurde bis Ende der Woche beurlaubt.

Dass es ihr relativ gut geht, ist denn auch auch unter den Dorfbewohnern am Morgen danach die wichtigste Nachricht. So sagt Christel Weber (80), die direkt neben der Drogerie-Filiale wohnt: "Das Wichtigste ist, dass niemandem etwas passiert ist." Sie selbst wird trotz des Überfalls auch weiterhin in dem Geschäft einkaufen, denn "man darf sich nicht bange machen lassen". Dennoch sei sie froh, während des Überfalls nicht dort gewesen zu sein.

In die gleiche Kerbe schlägt Gustav Bovenschen (69), der seit 40 Jahren den "Kylltal-SB" direkt gegenüber des Schlecker-Markts führt und sich nach eigenem Bekunden "öfters mal mit den Frauen von drüben über die Straße hinweg unterhält". Er sagt: "Es ist gut, dass der Typ nicht durchgedreht ist und ihr nichts passiert ist."

Ortsbürgermeister Josef Bach, der ebenfalls erst am Morgen danach vom Verbrechen gehört hat, hingegen findet es "schlimm, dass so was nun auch in die Dörfer kommt". Denn darunter leide besonders das allgemeine Sicherheitsgefühl. Er persönlich habe daraus bereits die Konsequenzen gezogen: "Früher habe ich mein oft die Tür aufstehen lassen und zu Hause mein Auto nicht abgeschlossen. Mittlerweile wird alles verriegelt."

Der Täter ist etwa 35 Jahre alt, rund 1,80 Meter groß, schlank und hat kurze hellblonde Haare, jedoch keinen Borstenschnitt. Er trug blaue Jeans mit braunem Gürtel sowie ein kurzes, braun-beige-kariertes Hemd und eine Brille mit silbernem Rahmen. Der Mann sprach Hochdeutsch ohne Akzent. Hinweise erbitten die Kripo Wittlich, Telefon 06571/95000, oder die Polizei Daun, Telefon 06592/96260.

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