Heilen statt handeln

Rund zwei Millionen Euro will Kerstin Hoffmann in das Ärztehaus an der Kölner Straße investieren. Noch in diesem Monat soll das ehemalige Geschäftshaus Elektro Hermann abgerissen werden. Die Hälfte des Ärztehauses ist schon vermietet. Es kommen mehr Fachärzte in den Marktort.

Hillesheim. Von wegen "auf dem Land herrscht Ärztemangel"! In der europäischen Beispielstadt setzt Investorin und Planerin Hoffmann massiv dagegen. Optimistisch erklärt sie: "Wir sind überall, sowohl in der Ärzteschaft wie auch bei den Genehmigungsbehörden, für unser Projekt auf offene Ohren gestoßen. Es gibt nur positive Resonanz." Alles ging blitzschnell. Anfang 2007 entstand die Idee, das Wohn- und Geschäftshaus in der Kölner Straße abzureißen und ein Ärztehaus zu bauen. Seit Mitte November läuft die Vermarktung, und nach wenigen Wochen ist bereits die Hälfte der 1200 Quadratmeter Fläche vermietet. Ein Mittel gegen die eklatante Raumnot

Ein Allgemeinmediziner sowie drei Fachärzte (Lungen-, Augen-, Frauenarzt) haben bereits Verträge unterzeichnet. Mit weiteren laufen noch Gespräche, denn in etlichen Praxen herrsche "eklatante Raumnot". Im Erdgeschoss entstehen zwei Ladenlokale für "medizinnahe Branchen". Architekt Jochen Steinbrunn, Vater der Investorin, erklärt: "Vielleicht ein Optiker oder Orthopädiemeister. Wir halten uns zunächst an bestehende Betriebe aus der Region." Eine Apotheke ist ausgeschlossen, da bereits zwei in Hillesheim existieren. Steinbrunn: "Wir wollen die Freude über das Ärztehaus im Ort behalten und keinen Frust wegen Konkurrenz schüren."Planerin Hoffmann verspricht derweil: "Das neue Gebäude wird sich gut in die Optik des Marktortes einfügen. Es wird eher schnuckelig mit Satteldach und Gauben statt Stahlbau, der wie ein Fremdkörper wirken würde." Allerdings werden mit dem Neubau einige gravierende Verbesserungen für die Kölner Straße einhergehen. Das Ärztehaus wird freistehend mit Blickachsen rechts und links errichtet. Das ehemalige Geschäft "Elektro Hermann" war ans Nachbargebäude angebaut. Bei der offenen Bauweise steht das Haus im Untergeschoss quasi auf Stelzen, damit rund 40 Parkplätze entstehen. Vor dem Ärztehaus werden fünf Kurzzeit-Parkplätze (beispielsweise fürs Rezeptabholen) eingerichtet. Die Lage des Ärztehauses mit den vielen Parkplätzen macht es attraktiv. Vom Pflegeheim Katharinenstift, dem betreuten Wohnen St. Josef und dem Busbahnhof ist es nur einen "Katzensprung" entfernt. Im Januar sollen das alte Gebäude abgerissen und die Baugenehmigung erteilt werden. Bezugsfertig soll das Ärztehaus Mitte 2009 sein. Investorin Hoffmann: "Wir müssen uns an den Zeitplan halten, denn die Ärzte haben ja bereits ihre jetzigen Praxisräume gekündigt." MeinungEin Glücksfall für die Stadt Das Bemühen und vor allem die millionenschwere Investition eines Hillesheimer Privatmanns in Sachen Ärztehaus ist ein Glücksfall für die Beispielstadt und die gesamte Region. Während vielerorts in der Eifel von Patienten mit Recht ein Ärztemangel auf dem Land und von den noch praktizierenden Doktoren das Erreichen der Belastungsgrenze beklagt werden, entsteht in Hillesheim eine Oase der Gesundheit. Durch die profitieren viele Seiten gleichermaßen: Angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft und des beschriebenen Ärztemangels dürfte es einerseits für den Investor ein lohnendes Geschäft werden, da er die Zeichen der Zeit erkannt hat, eine Marktnische besetzt und so seine Räumlichkeiten relativ rasch vermietet sein dürften. Das kleine, aber feine Eifelstädtchen Hillesheim mit seiner weitgehend intakten Infrastruktur, seinen kulturellen wie historischen Besonderheiten und seiner Lage inmitten herrlicher Natur dürfte dabei dem ein oder anderen Arzt die Entscheidung für eine Ansiedlung auch fernab eines Ballungszentrums leichter machen. Die Stadt, ihre Bürger und der Einzelhandel wiederum werden von der neuen Anlaufstelle für viele Partienten aus der Region ebenfalls profitieren. Denn wer nach Hillesheim zum Arzt fährt, wird auch die ein oder andere Erledigung dort machen und dabei vielleicht erstmals erkennen, wie nett das Städtchen ist - und sich ein Wiederkommen lohnt. Sei es zum Einkaufen, für einen Spaziergang, sei es für einen Kino-, Café- oder Restaurantbesuch. m.huebner@volksfreund.de

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