Heute muss die Glocke werden

ÜXHEIM. (fs) Großer Andrang herrschte auf der Wiese vor dem Gemeindehaus, als nach aufwendigen Vorbereitungen der Glockenguss erfolgte. Über 250 Zuschauer verfolgten das Ereignis unter freiem Himmel.

"Das erlebt man nur einmal im Leben, wenn eine Glocke für die eigene Kirche öffentlich gegossen wird", erzählt begeistert Irmgard Heidinger. Bereits am Tag zuvor wurde ein Ofen aus Schamottsteinen aufgebaut. Drei Stunden dauerte es am Samstagnachmittag, bis in dem Graphit-Tiegel 500 Kilogramm Glockenbronze auf 1200 Grad erhitzt wurden, was der Brockscheider Seniorchef Hermann Schmitt als Kochen bezeichnet. "Vier Wochen Planung und Arbeitsaufwand beansprucht so ein Guss wie dieser hier, und gegossen wird die Glocke dann in eben mal fünf Minuten", sagt er. Seit 50 Jahren in diesem Beruf tätig und immer noch bei jedem Guss aufgeregt, bis die Glocke in voller Schönheit aus dem ummantelten Lehm geschlagen und aus dem Erdloch gehoben ist. Mit einem Gewicht von 335 Kilogramm ist sie die kleinste der vier neuen Glocken für die Pfarrkirche. Und wie in Friedrich Schillers Gedicht "Die Glocke" war der Vorgang zu verfolgen: "Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden, frisch Gesellen, seid zur Hand…Kocht des Kupfers Brei, schnell das Zinn herbei, dass die zähe Glockenspeise fließe nach der rechten Weise." Zum diesjährigen Pfarrfest gab es eine bewegende Vorführung, die am 17. September zur Glockenweihe aller vier Glocken in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt ihren Höhepunkt erfährt. Mit mehrmaligen Beifallsstürmen bedankten sich die Zuschauer für dieses Spektakel und Pastor Bruno Gomes für das Ergebnis und den außergewöhnlichen Vorgang in Sichtweite ihrer Kirche.

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