Holzskulptur mit Häftlingsnummer

Hillesheim · Auf Initiative der Gemeindereferentin Stefanie Peters ist in einem Vortrag an das Schicksal jüdischer Familien während der Nazizeit in Hillesheim erinnert worden. Zudem steht nun ein Denkmal in der Bachstraße.

 Die Häftlingsnummer und der siebenarmige Leuchter als Symbole des Judentums sind in die zweiteilige Holzskulptur eingraviert; weitere Elemente sind der Davidsstern und die Torakrone. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Die Häftlingsnummer und der siebenarmige Leuchter als Symbole des Judentums sind in die zweiteilige Holzskulptur eingraviert; weitere Elemente sind der Davidsstern und die Torakrone. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Hillesheim "Wir kommen an der Aufarbeitung unserer Vergangenheit nicht vorbei, und allein das Entsetzen über Judenfeindlichkeit und rechtsgerichtetes Verhalten in unseren Tagen reicht nicht aus", begründete Stefanie Peters zu Beginn der Veranstaltung mit mehr als 50 Zuhörern ihre Motivation, die Geschichte der jüdischen Familien Hillesheims öffentlich zu machen und die Errichtung eines Denk- und Mahnmals zu initiieren. Mit dem Wort "Was Macht aus Menschen macht!" verwies die Gemeindereferentin auf den Zusammenhang zu der noch bis zum 24. September in der Pfarreiengemeinschaft Hillesheimer Land laufenden Kampagne "beziehung.macht.mensch" (der Trierische Volksfreun berichtete).
Und sie erinnerte an ein Projekt aus dem Jahr 2005, als der Geschichtslehrer Joachim Zöpfchen und eine Schülergruppe der Augustiner-Realschule sich auf die Spur der Juden in Hillesheim (und Gerolstein) gemacht und ihre Ergebnisse in einer Ausstellung gezeigt hatten.
Den musikalischen Rahmen des Vortragsabends gestaltete Doris Landin; sie sang zur Gitarre Lieder vom Frieden.
Was aus Geschichtswissenschaft und Archiven über jüdische Mitbürger in Hillesheim seit dem Mittelalter belegt werden kann, referierte René Richtscheid vom Emil-Frank-Institut Wittlich.
Eine eigene jüdische Gemeinde mit Friedhof und Schule habe es in Hillesheim zu keiner Zeit gegeben, erklärte er. Vermutlich seien die hier lebenden Juden Gerolstein zugeordnet gewesen. Wie andernorts hätten die Nazis auch im Hillesheimer Land einen Keil zwischen die jüdischen Viehhändler und die christlichen Bauern treiben wollen. Etwa mit der Taktik, Bauern, die bei Juden kauften, zu fotografieren und sie in den so genannten Stürmer-Schaukästen zu zeigen und lächerlich zu machen.
Ja, es habe eigenmächtige Übergriffe von Einzelnen gegeben.
Gleichzeitig aber hätten Hillesheimer Bürger trotz Gefahr für das eigene Leben den jüdischen Familien geholfen, betonte Richtscheid.
Er nannte die Namen der Mitglieder der vier jüdischen Familien und ihre Schicksale (siehe Hintergrund). Und leitete mit Emil Kaufmanns Häftlingsnummer 105111 zur Vorstellung des dieser Tage auf Kosten der Stadt Hillesheim in der Bachstraße errichteten Denkmals über.
Die Häftlingsnummer und der siebenarmige Leuchter als eines der wichtigsten Symbole des Judentums sind in die zweiteilige Holzskulptur eingraviert; weitere Elemente sind der Davidsstern und die Torakrone.
Geschaffen wurde die Skulptur aus heimischer Eiche von dem Litauer Arvydas Svirmickas, der betont: "Es ist mir eine Ehre, zur Erinnerung an die jüdischen Familien beizutragen", sagte der 61-Jährige am Vortragsabend. Svirmickas ist Leiter einer Grundschule in Alytus im Südosten Litauens. Er ist auch Maler und Bildhauer und hat bereits mehrere Skulpturen für Hillesheim geschaffen.
Den Kontakt zu Hillesheim stellten vor über 20 Jahren Norbert und Daina Möller her.
Noch bis kommenden Sonntag,
24. September, läuft die Kampagne
"beziehung.macht.mensch".der Pfarreiengemeinschaft Hillesheimer Land.Extra: NAMEN UND SCHICKSALE JÜDISCHER FAMILIEN


Die Familien Salomon (Ehepaar Eugen und Rosetta und Sohn Otto sowie Eugens Bruder Siegfried) und Siegler (Ehepaar Siegfried und Else und Kinder Walter und Anneliese sowie Siegfrieds Bruder Hermann) emigrierten zwischen Ende 1935 und Anfang 1938 in die USA. Aus der Familie Zimmermann starb Vater Albert 1935 in Bonn und emigrierte Sohn Kurt 1933 nach Holland; Mutter Anna und Tochter Hildegard wurden im Oktober 1941 ab Köln deportiert und kamen 1944 in Vernichtungslagern ums Leben. Die Familie Kaufmann (Ehepaar Emil und Erna und Kinder Ruth und Walter) wurde im Februar 1943 über Trier nach Auschwitz deportiert und dort im März getötet.

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