"Ich dachte, der knallt mich ab": Mann bedroht Ex-Chef mit Pistole - Spezialkräfte nehmen ihn in Oberbettingen fest

Oberbettingen/Üxheim-Niederehe · Der Vorfall wirkt nach - und wie: Ein 54-jähriger Mann hat am Mittwoch in seiner Ex-Firma in Üxheim-Niederehe einen Schuss abgefeuert und seinem ehemaligen Chef gedroht, ihn zu erschießen. Kurz danach wurde er von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei vor seiner Wohnung festgenommen. Verletzt wurde niemand, beim Opfer und dessen Familie herrschen dennoch Angst.

"Ich dachte, der knallt mich ab": Mann bedroht Ex-Chef mit Pistole - Spezialkräfte nehmen ihn in Oberbettingen fest
Foto: Agentur Siko

Oberbettingen/Üxheim-Niederehe. Körperliche schwere Arbeit ist für ihn als Chef einer Steinmetzfirma kein Fremdwort. Mit kniffligen Aufträgen setzt er sich auch oft genug auseinander. Und dass er stressresistent ist, hat er nicht zuletzt bei der Herstellung des Bürgerbrunnens in Gerolstein unter Beweis gestellt. Aber solch einen Vorfall wie am Mittwoch verdaut auch er nicht leicht - und daher hat Daniel Mauer, Chef der Firma M&K Udelfanger Sandstein in Üxheim-Niederehe, am Tag danach auch früher Feierabend gemacht, um zu seiner Frau und seinem 17 Monate alten Kind zu kommen. "Die Bilder werde ich so schnell nicht vergessen. Und die Angst", sagt er, "ist auch noch da. Was ist, wenn der Mann wieder freikommt?"
Gegen 9 Uhr am Mittwoch sucht ihn ein früherer Mitarbeiter in der Firma auf. Im Kollegenkreis gilt der Ex als "eigentlich eher ruhiger Typ". Auch Mauer charakterisiert ihn als "stets freundlich" und nennt ihn "Mister Zuverlässig". Im Herbst vergangenen Jahres habe er "auf eigenen Wunsch" die Firma verlassen - nach rund 13-jähriger Betriebszugehörigkeit und obwohl er Frau und Kinder hat. "Ich fand das schade. Und eine richtige Begründung hat er mir auch nie gesagt", erzählt Mauer (35).
In einer der beiden großen Hallen trifft der 54-Jährige auf seinen deutlich jüngeren Ex-Chef. Mauer berichtet: "Er hat mich begrüßt, ist dann aggressiv geworden, hat auf einmal die Pistole gezückt, vor meinen Augen geladen, mir an den Kopf gehalten und mir befohlen, auf die Knie zu gehen. Dann schießt er plötzlich in die Decke. Ich dachte: Jetzt hat mein letztes Stündlein geschlagen, der knallt mich ab."Keine Forderungen


Forderungen habe er nicht gestellt, sondern laut Mauer nur "alles Scheiße, alles Scheiße" gemurmelt. "Ich habe gefleht und ihn zu beruhigen versucht und ihm auch Geld angeboten", berichtet der 35-Jährige. Es gelingt. Irgendwie. Der Bewaffnete lässt von seinem Opfer ab und fährt mit seinem Wagen vom Hof.
Kurz vorher schleicht ein anderer Mitarbeiter, der im hinteren Bereich der Halle beschäftigt war, nach draußen. Dort informiert er die Polizei. Diese rückt kurze Zeit später mit einem Großaufgebot in der Firma an. Polizeisprecher Uwe Konz sagt: "Da nicht feststand, um welche Tatwaffe es sich handelte und ob sich weitere Waffen im Besitz des Mannes befanden, haben wir den großen Bahnhof gefahren - sprich, auch ein Spezialeinsatzkommando angefordert."
Bei der unmittelbar eingeleiteten Fahndung wird das Fahrzeug des Mannes vor seiner Wohnung in Oberbettingen gesehen. Zudem haben Anwohner ihn kurz zuvor beim Betreten seiner Wohnung beobachtet.
Die Polizei sperrt den Bereich um die Wohnung großräumig ab. Als das Spezialeinsatzkommando das Haus und die Wohnung des mutmaßlichen Täters sichert, kommt der 54-Jährige plötzlich unaufgefordert aus seiner Wohnung. Laut Polizeisprecher Konz trägt er die Waffe bei sich, hält sie aber nicht vor sich und lässt sich auch widerstandslos festnehmen. Außer der Gaspistole werden bei ihm und in seiner Wohnung keine weiteren Waffen gefunden.
Derzeit vernimmt die Kripo Wittlich den Mann. Zu den Motiven äußert sich die Polizei bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe ebenso wenig wie über Alkoholeinfluss während des Vorfalls sowie den psychischen Zustand des Mannes.

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