Im Pelmer Wald überlebt

Auf Initiative des Ehepaares Thea und Wolfgang Merkelbach ist in Pelm eine Gedenktafel aufgestellt worden. 18 Familien aus Pelm und Gerolstein bauten im Winter 1944/45 in der Gemarkung "Auf Schankrech" Hütten, um den Bomben zu entgehen. Bei der Enthüllung waren neun Zeitzeuginnen dabei.

 Begleitet vom Pelmer Ortsbürgermeister Wolfgang Zaeper enthüllten Maria Schmitz aus Pelm und Johanna Schwind aus Gerolstein die Gedenktafel. Die beiden Zeitzeuginnen lebten von Dezember 1944 bis März 1945 als Nachbarinnen im Hüttendorf. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Begleitet vom Pelmer Ortsbürgermeister Wolfgang Zaeper enthüllten Maria Schmitz aus Pelm und Johanna Schwind aus Gerolstein die Gedenktafel. Die beiden Zeitzeuginnen lebten von Dezember 1944 bis März 1945 als Nachbarinnen im Hüttendorf. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Pelm. "Ich bin hier im Schankrech 19 Jahre alt geworden. Habe aber gar nicht an meinen Geburtstag gedacht", erinnert sich Johanna Schwind. Die Ereignisse überschlugen sich und die Bombenangriffe auf Gerolstein und Pelm entlang der Bahnlinie wurden immer heftiger. Maria Aschemann (damals acht Jahre alt) und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Liesel Gores lebten auf der Löwenburg. Sie erzählen: "Bis zu 30 Bomben waren schon auf die Burg gefallen. Wir hatten unsägliche Angst. Hier im Schankrech konnten wir endlich wieder ruhig schlafen."

Hühner, Kühe und Hunde mit ins Hüttendorf genommen



Ihre beiden Tanten (Marga Hunz und Maria Schmitz aus Pelm) ließen eine "wunderschöne" Hütte bauen. Marga Hunz, damals 14 Jahre alt, berichtet: "Wir waren die einzigen, die auch die Ochsen mit auf Schankrech geholt haben." Für die Pferde der Familie Lehnert und die Ochsen der Familie Schmitz wurden Schuppen gebuddelt. Johanna Schwind, deren Familie auch Hühner, Kühe und Hunde mit ins Hüttendorf genommen hatte, erzählt: "Der Winter war hart. Die Hundewelpen sahen immer aus wie kleine Eisbären." Doch für Niedlichkeiten blieb keine Zeit. Die damals 25-jährige Marga Hunz arbeitete im Lohnbüro der Bahnmeisterei. Sie berichtet: "Bis 2. Januar bin ich noch ins Büro gegangen, danach habe ich die Sachen zeitweise mit in die Hütte geholt. Mein Chef ist im Bombentrichter am Bahnhof umgekommen." Etliche Hüttendorf-Bewohner schlichen für die Nacht in die Dörfer zurück. Maria Krämer aus Pelm, damals neun Jahre alt, berichtet: "Jeden Morgen sind wir zuerst zur Büschkapelle in die Messe gegangen und dann ins Schankrech. Nur wenn mein Onkel blieb, bin ich auch über Nacht in der Hütte geblieben." Die Versorgung war geregelt.

Franziska Meyer-Heck (damals zwei Jahre alt) kann sich noch an den Waffelteig, den die Amerikaner in Dosen verteilten, erinnern. Agnes Klasen (damals 18 Jahre alt) hatte am 6. März 1945 die sich anschleichenden amerikanischen Soldaten als erste entdeckt: "Wir hielten weiße Tücher hoch und Franziskas Vater, der Hotelier Jakob Heck, und Klärchen Schmidbeck sprachen mit denen, weil die zwei englisch konnten."

Die Nacht vom 5. auf 6. März 1945 hat sich ins Gedächtnis von Johanna Schwind gemeißelt. Die 82-Jährige sagt: "In dieser Nacht hatten die Deutschen Artillerie zwischen den zwei Hohlwegen im Schankrech aufgestellt. Alle dachten, wir überleben diese Nacht nicht."

Der Pelmer Ortsbürgermeister Wolfgang Zaeper sprach dem Ehepaar Thea und Wolfgang Merkelbach Dank für ihre Initiative aus. Ohne deren Engagement wäre der Ort nicht in diesem Maße gewürdigt worden. Im vergangenen Jahr hatten Jugendliche eines internationalen Workcamps (der TV berichtete) die Schluchten frei gestellt. Auch die Beigeordneten Josef Bach und Albert Müller schlossen sich der Anerkennung im Namen der Verbandsgemeinde und der Stadt Gerolstein an.

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