Im Visier der Waidmänner

Die Kreisgruppe Vulkaneifel des Landesjagdverbands (LJV) hat Wolfgang Witzel, Leiter des Gerolsteiner Forstamts, ins Visier genommen. Die Jäger werfen ihm unter anderem "Vorteilsnahme im Amt" vor. Das Forstministerium stärkt Witzel hingegen den Rücken.

Gerolstein. Das Schreiben, das die LJV-Kreisgruppe Vulkaneifel im August ans Ministerium, den Landesrechnungshof, alle Aufsichtsbehörden und Landtagsfraktionen schickte, ist starker Tobak. Es liegt auch dem TV vor. Besonders die Jagd der Familie Witzel im Staatswald wird kritisiert. Darin heißt es, Witzel habe mit seinen zwei Söhnen allein am 3. und 4. August acht Stücke Wild erlegt. Zitat aus dem Brief: "Es ist die Verbissen-, ja fast Zwanghaftigkeit und vor allem der Umstand, dass Herr Witzel meist tatkräftig von seinen Söhnen unterstützt wird, die für Unmut sorgt. Nach vorliegendem Kenntnisstand sind seine Söhne keine Mitarbeiter der Forstverwaltung, und demnach müssten sie für die Abschüsse zahlen." Allerdings gebe es kein Abschusspaket, das dem nur annähernd ähnle, was durch die Familie Witzel erreicht werde. Die ortsansässigen Jäger fühlten sich benachteiligt. Außerdem jage die Familie zeitgleich in mehreren Revieren und nutze sämtliche Jagdhütten.Die LJV-Kreisgruppe rechnet vor: "Für die geschätzte Schalenwildstrecke von insgesamt 40 Stück der Familie müsste ein Pächter einen hohen fünfstelligen Betrag Jahrespacht zahlen, hätte aber nur ein Revier zur Verfügung."Regiejagden "nach Gutsherrenart"

Die Jägerschaft fordert vom Ministerium Klärung der Sachverhalte. Viele Jäger seien ohnehin der Ansicht, dass Witzel die Regiejagden nach "Gutsherrenart wie sein persönliches Eigentum behandle als wie Verwalter von Volkseigentum". Der Amtsleiter wollte auf TV-Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Das Ministerium hat nun Stellung genommen. Danach sieht es "keine Veranlassung, die Aufgabenwahrnehmung im jagdlichen Bereich durch den Gerolsteiner Forstamtsleiter zu beanstanden". Die Beteiligung seiner Söhne in der Regiejagd sowie die Nutzung der Forstbetriebshütten seien ordnungsgemäß erfolgt. Das Forstministerium stützt Witzel auch den Rücken bei der Jagdstrategie. Er setze geradezu in vorbildlicher Weise die klaren und eindeutigen Bestimmungen des Bundes- und des Landesjagdgesetzes sowie des Landeswaldgesetzes um. Siegfried Neuerburg, Vorsitzender der LJV-Kreisgruppe Vulkaneifel, kontert auf die Reaktion aus Mainz: "Wir stehen nach wie vor voll und ganz hinter unserem Schreiben. Wir überlegen jetzt, wie wir auf die Antwort aus Mainz reagieren werden." Die Jägerschaft scheint sich nicht mit den Dementis abzufinden. Anja Brachette, Sprecherin des Landesrechnungshofs, und Hermann Bolz, Leiter der Zentralstelle für Forstverwaltung bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, erklären unisono: "Wir unternehmen nichts aufgrund des Schreibens. Alle Ermittlungen laufen übers Ministerium." Derweil beschäftigt sich die Untere Jagdbehörde beim Kreis mit einer Selbstanzeige von Witzel. Er hatte ein Alttier erlegt, aber ein Kalb verfehlt, was als Schonzeitvergehen gilt. Auch das prangerten die Jäger an. Das Ministerium meint: "Dieses Ereignis wird völlig korrekt im bereits eröffneten Verfahren behandelt."

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