"Immer den Knüppel rausholen"

Ein 2,7-Millionen-Euro-Auftrag der Pumpenfabrik Feluwa konnte erst später zum Hamburger Hafen gebracht werden, weil die Dauner Polizei auf korrekte Papiere für den Schwertransport pochte. Unternehmer und Behörden machen sich gegenseitig Vorwürfe.

 Drei Multisafe-Prozesspumpen für die Energiegewinnung in China stehen verpackt auf den drei Spezial-LKW auf dem Gelände des Pumpenherstellers Feluwa in Mürlenbach. Doch der Schwertransport konnte erst verspätet starten. Fahrer Alfons Büscher, Feluwa-Disponentin Maria Stump, die Fahrer Klaus-Peter Arens und Peter Albrecht sowie Montageleiter Rolf Michels (von links) warten auf die ausstehende Genehmigung, die die Dauner Polizei einforderte. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Drei Multisafe-Prozesspumpen für die Energiegewinnung in China stehen verpackt auf den drei Spezial-LKW auf dem Gelände des Pumpenherstellers Feluwa in Mürlenbach. Doch der Schwertransport konnte erst verspätet starten. Fahrer Alfons Büscher, Feluwa-Disponentin Maria Stump, die Fahrer Klaus-Peter Arens und Peter Albrecht sowie Montageleiter Rolf Michels (von links) warten auf die ausstehende Genehmigung, die die Dauner Polizei einforderte. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Mürlenbach. Während Feluwa-Chef Heinz Nägel von Schikane und "unterentwickeltem Bewusstsein gegenüber dem Unternehmertum" spricht, kontert Werner Müllen, Vize-Chef der Dauner Polizei: "Es geht alleine um die Verkehrssicherheit, und in der Beziehung da sind wir absolut restriktiv." Der Vorfall, der den gegenseitigen Vorwürfen zugrunde liegt, ergibt je nach Standpunkt völlig unterschiedliche Perspektiven. Hintergrund: Am Montagabend sollte von Mürlenbach aus ein Schwertransport zum Hamburger Hafen starten. Auf die drei Speziallaster waren drei Multisafe-Pumpen, zerlegt in 13 Kisten gepackt und insgesamt 200 Tonnen schwer, geladen worden.Zahlungsversprechen muss nicht eingehalten werden

Feluwa-Disponentin Maria Stump: "Die Pumpen müssen pünktlich am Sonntag in Hamburg sein, weil wir den Stempel 9. September für das Akkreditiv-Geschäft brauchen. Ansonsten kann der chinesische Kunde von seinem Zahlungsversprechen für die 2,7 Millionen Euro zurücktreten." Ungeheurer Druck für die Eifeler Pumpenhersteller. Stump: "Wir haben alles dafür getan, dass es reibungslos läuft." Montageleiter Rolf Michels ergänzt: "Wir haben mit zehn Mann sogar Nachtschichten eingelegt." Der Spediteur der Schwertransporte hatte vor drei Wochen alle nötigen Genehmigungen beantragt und Donnerstag vergangener Woche erhalten. Die drei LKW sollten bis zur Autobahn von der Polizei eskortiert werden, Start sollte um 22 Uhr sein. Die Dauner Beamten stellten dann jedoch fest, dass die Ausmaße der genehmigten LKW nicht denen vor Ort entsprachen. Sie waren größer. Es musste eine ergänzende Erlaubnis her. Der Spediteur beantragte den Zusatz am Dienstagmorgen bei seiner zuständigen Verwaltung im nordrhein-westfälischen Meppen. Deren Anfrage beim Koblenzer Landesbetrieb Mobilität (LBM) kam um 10.47 Uhr per Fax. LBM-Pressesprecher Walter Schwarz: "Wir haben noch vor zwölf Uhr unser Okay gegeben. Eine Reaktion innerhalb einer Stunde bei 29 000 Anfragen im Jahr kann doch als absolut kundenfreundlich angesehen werden." Jedoch ließ man die Feluwa-Leute bis in den späten Nachmittag im Ungewissen. Dabei brannte denen die Zeit unter den Nägeln, weil die Schwertransporter nur nachts in Richtung Hamburg unterwegs sein dürfen. Die Nerven blank, die Stimmung explosiv

Firmenchef Nägel: "Der Kunde für den Großauftrag hat bereits signalisiert, den Vertrag nicht zu verlängern." 2,7 Millionen Euro standen auf dem Hof parat, und die Genehmigung kam und kam nicht. Von allen Seiten wurde telefoniert. LBM Koblenz mit Meppen, Feluwa mit LBM, Polizei, Kreisverwaltung (Wirtschaftsförderungsgesellschaft und Landrat) und Spedition. Die Nerven blank, die Stimmung explosiv. Immerhin droht ein Verlust von 2,7 Millionen Euro. Um 16.39 Uhr läuft bei der Polizei das Fax mit dem Okay auf. Neue Abfahrzeit 20 Uhr. Aufatmen bei Feluwa. Doch die Polizei kommt vorerst nicht zum Eskortieren. Endlich, um 21.10 Uhr, fährt der Tross los. Polizeihauptkommissar Müllen sagt: "Eigentlich müssten die Papiere ordnungsgemäß 48 Stunden vorher bei uns vorliegen. Außerdem waren wir immer von 22 Uhr ausgegangen. Wir sind keine Rechenschaft schuldig, denn ohne die Beachtung aller Vorschriften lassen wir solche Schwertransporte nicht auf die Straße." Nach seiner Meinung liegt die Ursache beim Spediteur. Müllen: "Der Abfahrtag war lange genug bekannt, und deshalb muss die Firma für ordentliche Transporteure sorgen." Bei Feluwa-Chef Nägel stößt dieses Vorgehen auf Unverständnis. Er sagt: "Es ist ärgerlich, dass man immer den Knüppel rausholen muss. Bei Behörden und Beamten kennt man einfach nicht den Druck, den wir haben. Für unsere Schinderei sind solche Vorfälle absolut demotivierend." Ob die 2,7 Millionen Euro tatsächlich in der Feluwa-Kasse landen, ist erst am Montag sicher. Unbedingtes Muss: der Hafen-Stempel vom 9. September.

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