In Hillesheim fehlt etwas: Der Kulturzirkus macht Pause

Hillesheim · Der Hillesheimer Kulturzirkus macht mindestens ein Jahr Pause. Die Fusion mit Gerolstein ist dafür nur ein Grund.

In Hillesheim fehlt etwas: Der Kulturzirkus macht Pause
Foto: vladi nowakowski (now) ("TV-Upload nowakowski"

Irgendwas fehlt: Normalerweise hätte man wieder im Zirkuszelt im Bolsdorfer Tälchen sitzen und einer Krimigeschichte lauschen, beim Konzert mit Dudelsäcken und Alphörnern vor Erstaunen den Mund nicht mehr zu bekommen, zu Abba-Songs mitträllern und schwofen sowie stolz wie Bolle sein, wenn der eigene Sohn oder die Enkelin bei der Kindervorstellung über ein gespanntes Seil läuft, Zauberstücke vollführt, eine Riesenschlange zähmt, Feuer spuckt, Bälle jongliert oder gekonnt durch den Abend führt.

Denn eigentlich wäre nun wieder Hillesheimer Kulturzirkus, der bereits fünf Mal über die Bühne ging, alle zwei Jahre veranstaltet wird und seit 2011 stets in ungeraden Jahren. In diesem Jahr aber nicht. Dabei hatte Manfred Schmitz, Geschäftsführer der Urlaubsregion Hillesheim und Organisator des Kulturzirkus, nach der fünften Auflage 2015 noch euphorisch und voller Zuversicht gesagt: "Wir sind absolut zufrieden, und ich gehe fest davon aus, dass es auch 2017 wieder einen Hillesheimer Kulturzirkus geben wird." Aber da sei auch nicht absehbar gewesen, dass sich die Kommunal- und Verwaltungsreform noch so lange hinziehen wird. Denn: Während mal wieder verhandelt wird, wann die VG Hillesheim mit welcher Nachbarkommune zusammengehen wird, um eine größere Verwaltungseinheit zu schaffen, haben die Gerolsteiner und Hillesheimer Touristiker ihren Zusammenschluss schon auf den Weg gebracht und teilweise umgesetzt. So läuft die Vermarktung der beiden Urlaubsregionen inzwischen über eine gemeinsame Internetseite, die Datenbanken wurden zusammengeführt, alle Prospekte und Kataloge gemeinsam gestaltet und es werde regelmäßig Personal ausgetauscht.

Die komplette Zusammenführung ist aber noch nicht vollzogen, der gemeinsame Gesellschaftervertrag noch nicht unterzeichnet. Das soll gemeinsam mit dem Zusammengehen auf politischer Ebene erfolgen. "Wir haben im Vorstand beschlossen, uns zunächst auf das Zusammengehen mit Gerolstein zu konzentrieren und daher den Kulturzirkus für dieses Jahr abgesagt", sagt Schmitz. Denn für beide Aufgaben gleichzeitig habe man nicht genug Kapazität. Schließlich dauere es "gut ein Jahr, das Programm für den Kulturzirkus auf die Beine zu stellen und alles zu organisieren". Und da auch das Zirkusunternehmen Sperlich, mit dem von Anfang an zusammengearbeitet wurde und weiterhin werden soll, fast zwei Jahre im Voraus gebucht werden müsse, habe es diesmal nicht geklappt. Und wird demnach wohl auch bereits für 2018 schwierig werden.

Die Terminfindung ist laut Schmitz ohnehin problematisch und soll bei der Neukonzeption ebenfalls überdacht werden, denn: "Bislang war der Kulturzirkus stets in der letzten Woche vor den Sommerferien. Da sich diese aber immer verschieben, haben wir stets Riesenprobleme, den Termin mit dem Zirkusunternehmen hinzubekommen. Es wäre viel einfacher, wenn wir beispielsweise sagen könnten: Der Kulturzirkus ist stets in der ersten Juniwoche", sagt Schmitz, betont aber auch: "Wir wollen den Kulturzirkus definitiv weiterführen."

Meinung: Den Kulturzirkus nicht fallen lassen
Es ist nachvollziehbar, dass sich das Miniteam der Urlaubsregion Hillesheim dazu entschlossen hat, den Kulturzirkus in diesem Jahr nicht zu veranstalten, weil man sich auf das bereits in die Wege geleitete Zusammengehen mit Gerolstein konzentrieren will. Alles auf einmal geht eben nicht bei dieser Personalausstattung. Und eine Fusion macht man mal (besser) nicht so nebenbei. Da werden weitreichende Entscheidungen für die Zukunft gefällt. Dennoch wäre es äußerst schade, wenn der Kulturzirkus wegen dieser Zwangspause einschlafen würde. Er hat sich - trotz aller Geburtswehen und stets angespannter Finanzlage - etabliert, ist eine immense Bereicherung des Kulturangebots der Eifel und ein Riesenspaß für Groß und Klein. So etwas lässt man nicht einfach fallen. m.huebner@volksfreund.deExtra: HILLESHEIMER KULTURZIRKUS

 Hereinspaziert: Dieser Aufforderung sind beim Hillesheimer Kulturzirkus 2015 deutlich mehr Besucher als bei der Auflage 2013 nachgekommen. Bürgermeisterin Heike Bohn steht unter Beschuss (linkes Bild). TV-Fotos/Archiv: Mario Hübner/ Vladi Nowakowski

Hereinspaziert: Dieser Aufforderung sind beim Hillesheimer Kulturzirkus 2015 deutlich mehr Besucher als bei der Auflage 2013 nachgekommen. Bürgermeisterin Heike Bohn steht unter Beschuss (linkes Bild). TV-Fotos/Archiv: Mario Hübner/ Vladi Nowakowski

Foto: Mario Huebner (mh) ("TV-Upload Huebner"

Gäste: Die Veranstaltungsreihe Kulturzirkus Hillesheim hat sich in fünf Durchgängen inzwischen etabliert und Hillesheim überregional einen guten Ruf als Kulturstätte gebracht: Zur jüngsten Auflage 2015 kamen 3500 Besucher (1500 zu den Kindervorführungen und 2000 zu den Kulturveranstaltungen am Abend). Die Zahl der Kinder, die am Projektzirkus teilnehmen, ist seit Anfang an gleich: 350. 2011 war das besucherstärkste Jahr mit 4500 Gästen, 2008 kam nur etwa die Hälfte davon - auch, weil parallel die Fußball-EM war und so manches Konzert nur 40 Zuschauer anlockte. Das war für die Organisatoren der Grund, auf die ungeraden Jahre zu wechseln. Finanzen: Das Budget des Kulturzirkus Hillesheim liegt seit Anbeginn bei rund 60 000 Euro. 10 000 Euro steuert jeweils das Land Rheinland-Pfalz über den Fördertopf des Kultursommers bei, 20 000 Euro kommen durch Sponsoren zusammen, 30 000 Euro müssen über die Ticketverkäufe reinkommen, um die Gesamtkosten zu decken. Das war untern Strich stets der Fall.

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