Internet wär' auch ganz nett

790 000 Euro soll der Anschluss der Ortsgemeinde Neroth an die zentrale Wasserversorgung der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein kosten. Die ersten Aufträge wurden vergeben. Nerother Bürger fordern, den Leitungsbau zum zeitgleichen Ausbau ihrer Internetanschlüsse mit schneller DSL-Verbindung zu nutzen. RWE und Telekom überlegen noch.

 Der technische Werkleiter Wolfgang Bohr (Mitte, helle Jacke) erklärt den Mitgliedern des Bauausschusses der Verbandsgemeinde auf der Höhe zwischen Gees und Neroth die anstehenden Arbeiten zum Bau der Wasserversorgung. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Der technische Werkleiter Wolfgang Bohr (Mitte, helle Jacke) erklärt den Mitgliedern des Bauausschusses der Verbandsgemeinde auf der Höhe zwischen Gees und Neroth die anstehenden Arbeiten zum Bau der Wasserversorgung. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Neroth. Die Eifeler zeigen sich von ihrer praktischen Seite. Wolfgang Bohr, technischer Werkleiter, erklärt: "Wir haben bei allen Energieversorgern angefragt, ob sie sich an unserem Bauprojekt beteiligen und zeitgleich neue Leitungen verlegen." Für die Wasserwerke würde eine Beteiligung die Kosten reduzieren.Die Nerother Bürger haben beim Anblick aufgewühlter Gräben vielmehr ihren Anschluss an die "Internet-Autobahn" im Auge. Ortsbürgermeister Egon Schommers: "Das ist nötig, sehr nötig. Die Betriebe brauchen endlich den schnelleren DSL-Anschluss."

Das jahrelange Warten auf einen Anschluss

Manfred Ulrich, Chef des ortsansässigen Verlages Eifelkrone, sagt: "Ich würde sofort einen Anschluss nehmen. Ich warte schon seit Jahren darauf. Wir sind in unserer Arbeit hier sehr eingeschränkt." Der Verleger kann übers Internet keine Manuskripte abrufen. Seine Autoren müssen ihm ihre Arbeiten via CD zuschicken. Umständlich und nicht mehr zeitgemäß.

Laut Werkleiter Bohr und Ortsbürgermeister Schommers haben die Telekom-Stellen in Gerolstein und Trier bereits abgewunken. Auf TV-Anfrage erklärt der Telekom-Pressesprecher George Steven McKinney: "Unsere zuständige Planungsabteilung in Eschborn hat gar nichts dazu vorliegen. Erst danach kann entschieden werden."

Bohr hat umgehend die Unterlagen nach Eschborn geschickt. McKinney rechnet vor, dass von den 420 Telefonanschlüssen erfahrungsgemäß ein Drittel einen DSL-Anschluss beantrage. Er sagt: "Nur mit Kabelverlegen ist es aber nicht getan. Die komplizierte DSL-System-Technik dahinter sieht der Bürger nicht." 430 000 Euro würde der "nackte DSL-Anschluss für Neroth" kosten. Über lange Leitungen gehe aber Leistung verloren, und da sei rasch eine weitere Vermittlungsstelle nötig. Kosten: 700 000 Euro und mehr.

Ortsbürgermeister Schommers erinnert sich an Korrespondenz mit der Telekom aus dem Jahr 2005. Er sagt: "Damals sollten wir als Ortsgemeinde für einen optimalen Internetanschluss im Dorf 120 000 Euro zuschießen. Das können wir aber nicht." Bleibt nur abzuwarten, wie auf die neuen Pläne reagiert wird.

Auch RWE überlegt noch, ob sie sich am Bauprojekt andocken. RWE-Sprecher Rolf Lorig: "Wir sind zwar an Synergien interessiert, aber die Entscheidung ist sehr komplex. Dabei spielen das Alter der Leitung und die Wirtschaftlichkeit eine große Rolle. Außerdem muss es ins Budget passen."

Ob mit Beteiligungen anderer Versorgungsträger das Kostenvolumen der Werke reduziert werden kann, bleibt vorerst offen. Das 790 000 Euro teure Großprojekt soll in zwei Bauabschnitten ausgeführt werden. Da bereits für 2007 ein zinsloses Darlehen über 136 000 Euro bewilligt wurde, hat der Bauausschuss der VG Gerolstein in der jüngsten Sitzung zwei Aufträge vergeben. Für 87 900 Euro baut die Baufirma Krämer aus Kelberg die Wassertransportleitung von Gees nach Neroth. Für 67 000 Euro erstellt die Firma Bauer aus Hillesheim den Rohbau für den neuen Wasserzwischenbehälter, der den 43 Jahre alten und zu kleinen Hochbehälter ersetzen soll.

Insgesamt rechnen die Werke mit einer Förderung von 40 Prozent über zinslose Darlehen. Es bestehen noch keine Leitungen von Gees nach Neroth. Im gleichen Zug möchten die Werke den Schießstand bei Gees ans Abwassernetz anschließen. Gerolsteiner Werkleitung und Trierer Aufsichtsbehörde fordern: "Die Einzelkläranlage sollte geschlossen werden." Die Entscheidung der Bundeswehr steht noch aus. Bohr: "Die Arbeiten zum zweiten Bauabschnitt können erst nach dieser Entscheidung ausgeschrieben werden."

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