"Jetzt kann es nur schlechter werden"

Ende einer Ära: Hans Rößler, Leiter des Dauner Thomas-Morus-Gymnasiums, ist nach fast 25 Jahren an der Spitze der Schule mit einer großen Feier offiziell verabschiedet worden.

Daun. (sts) Wenn ein Schulleiter nach fast 25 Jahren verabschiedet wird, ist es unvermeidlich, dass er viel gelobt wird. Viele Offizielle taten das wortreich und kurzweilig, das schönste Lob aber kam von einem Schüler, geäußert in einem Videobeitrag, der eigens für die Verabschiedung von Hans Rößler produziert wurde: Wenn der Direktor gehe, "dann kann es ja jetzt nur noch schlechter werden!". In der Tat wird es für den Nachfolger von Rößler, der am Aschermittwoch 1983 sein Amt als Direktor des Thomas-Morus-Gymnasiums (TMG) Daun antrat, nicht einfach, die Lücke, die der 61-Jährige hinterlässt, zu schließen. Denn praktisch die Hälfte der Schulgeschichte (das TMG wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt) stand Rößler an der Spitze der Schule. In fast 25 Jahren viele Akzente gesetzt

Sein Stellvertreter Günter Bürkle sprach bei der offiziellen Verabschiedungsfeier denn auch vom "Ende einer Ära". Rößler habe in den fast 25 Jahren viele Akzente gesetzt, die auch in der Zukunft nachwirken würden. Als er antrat, war die Zukunft der Schule mehr als ungewiss, Schließung nicht ausgeschlossen. Das aber konnte verhindert werden, und so hat das TMG einen guten Ruf erworben, unter anderem durch die Medienaktivitäten (wie das Schülerradio), die mittlerweile erfolgreiche Ganztagsschule und die internationalen Kontakte mit teilweise langjährigen Partnerschaften mit Polen, Frankreich und den USA.Rößler, dienstältester Schulleiter im Schulaufsichtsbezirk Trier, stammt aus der Pfalz. Abitur machte er 1965 in St. Blasien im Schwarzwald. Seine erste Lehrerstelle hatte er in Germersheim, und nach einem Intermezzo im Mainzer Bildungsministerium vollzog er Anfang der 80er-Jahre den Schritt über die Mosel nach - aus Sicht eines Pfälzers - "Norddeutschland", wie es der Vertreter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, Peter Epp (selbst ein Pfälzer), bei der Feier beschrieb. "Norddeutschland" war in diesem Fall die Vulkaneifel und Daun, aber nach relativ kurzer Zeit sei es Rößler gelungen, auch seine Frau Sigrid von der neuen Heimat zu überzeugen, wie Landrat Heinz Onnertz berichtete. Der Eintritt von Rößler in den Ruhestand sei gut gewählt, meinte Onnertz, denn so habe der eingefleischte Pfeifenraucher wenigstens keine Probleme mit dem künftigen Rauchverbot im öffentlichen Gebäude TMG. Ob Rößlers Schulleiter-Kollegen Heribert Steinmetz (Gymnasium Gerolstein) und Hans-Peter Leinen (Realschule Daun) oder der TMG-Schulelternbeirats-Vorsitzende Dieter Brill ("Die Chemie zwischen Eltern und Schulleiter hat gestimmt"): Sie alle würdigten auf ausgesprochen kurzweilige Art den scheidenden Direktor. Der TMG-Personalratsvorsitzende Rudi Müller-Keßeler hob den "liberalen Geist" an der Schule hervor, den Rößler durch seine stets offene Art in all den Jahren als Chef ermöglicht habe. "Es wird Zeit, dass wir Sie gehen sehen"

Tobias Heck, der stellvertretend für die Schüler sprach, hatte den zunächst etwas provokant anmutenden Satz "Sie, Herr Rößler, haben viele Schüler kommen und gehen sehen, nun ist es an der Zeit, dass wir Sie gehen sehen" schnell relativiert. In seinen weiteren Ausführungen sprach er denn auch vom "väterlichen Schulleiter", zu dem die Schüler auch mit Sorgen und Nöten immer hätten kommen können. Rößlers Abschiedsrede umfasste all das, was viele an ihm schätzen, vor allem die gelungene Mischung von Humor und Tiefgang. Immer wieder war deutlich zu spüren, dass für ihn Lehrer nicht nur Beruf, sondern auch Berufung war. Trotz seiner Schulleiter-Funktion hielt er immer Unterricht, und so war es auch kein Wunder, dass sein Schluss-Satz gezielt die ansprach, die Mittelpunkt seines beruflichen Lebens waren: "Auf Wiedersehen, Kinder!"

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