Kampf um Burg Lissingen

Ärger um Burg Lissingen: Nachdem Karl Grommes, Besitzer der Unterburg, zu Jahresbeginn den Torbogen und weitere Gebäude der Oberburg erworben hatte, will die Ex-Eigentümerin nun vom Rückkaufsrecht Gebrauch machen.

 Geschichtsträchtiges Gemäuer im Mittelpunkt von Auseinandersetzungen: die Burg Lissingen. TV-Foto: Mario Hübner

Geschichtsträchtiges Gemäuer im Mittelpunkt von Auseinandersetzungen: die Burg Lissingen. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein-Lissingen. "Weil ich bis heute noch kein Geld gesehen habe, werde ich definitiv von meinem Rückkaufsrecht Gebrauch machen, das bis Ende August gültig ist." Mit diesen Worten beschreibt Christa Stolz aus Wesseling, Ex-Eigentümerin des Torbogens sowie der angrenzenden Scheune der Oberburg Lissingen, die aktuelle Lage um die Burg.

Angesprochen auf den Vorwurf sagte Karl Grommes, Patentanwalt aus Koblenz und seit 20 Jahren Besitzer der Unterburg: "Ich habe den Kaufpreis über 40 000 Euro der Kreisverwaltung noch nicht überwiesen." Denn nicht Christa Stolz, sondern die Kreisverwaltung würde das Geld erhalten, da sie gegenüber der Ex-Eigentümerin Forderungen in Höhe von 56 000 Euro habe. Diese resultieren aus einer denkmalpflegerischen Maßnahme, die der Kreis vorgenommen hatte, damit die Bausubstanz der Gebäude von Christa Stolz erhalten bleibt.

Aktuell geht es laut Grommes aber auch darum, dass die Verwaltung mit Erhalt der 40 000 Euro auf alle weiteren Forderungen verzichtet.

Rückblende: Beim Zwangsversteigerungsverfahren besagter Gebäudeteile Anfang des Jahres lief alles auf einen Verkaufspreis von gerade einmal 16 000 Euro hinaus. Daher hat die Verwaltung es gestoppt, Grommes ist in die Bresche gesprungen. "Frau Stolz hat mich damals gleich zwei Mal um Hilfe gebeten, und ich habe ihr den Kauf für 40 000 Euro, was dem Gutachterwert der Gebäude entspricht, vorgeschlagen", berichtet Grommes. Zudem habe er, so der Burgherr, mit der Kreisverwaltung über den Verzicht auf weiter gehende Forderungen gegenüber der Ex-Eigentümerin verhandelt. "Frau Stolz kann ja froh sein, dass sie ihre Forderungen los wird, daher kann ich die aktuelle Aufregung überhaupt nicht verstehen", sagt der Patentanwalt und fügt hinzu: "Ich habe zwar meine Planungen mit den Gebäudeteilen, warte jetzt aber erst einmal ganz nüchtern den Termin am 1. September ab, wenn das Rückkaufsrecht erlischt."

Die Gebäudeteile, die Grommes dem Besitzer der Wohngebäude der Oberburg vor der Nase weggeschnappt hat, haben es offenkundig in sich: "Erstens steckt da viel Geschichte drin, denn dort befinden sich mit den Wehrmauern aus dem 13. Jahrhundert die ältesten Gebäudeteile der gesamten Burg. Zweitens beherbergen sie gut ein halbes Dutzend Bauabschnitte und dokumentieren so hervorragend die Entwicklung der Burg. Und drittens liegen die Gebäude an exponierter Stelle - direkt an der Straße", sagt Grommes, der die Gebäudeteile auf Vordermann bringen und in das Konzept der Burg einbinden will. Seit wenigen Monaten kann die Burg täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr besucht und im Rahmen von Führungen durch geschultes Personal erkundet werden. "Auch wenn die Leute nicht in Scharen kommen: Es läuft ganz ordentlich", sagt der Burgherr, der sich über die neue Öffentlichkeit auch Bewegung bei seiner Suche nach einem Pächter für das Burgrestaurant erhofft.

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